34. Ihr braucht mich nicht

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Zusammen gingen wir kurz darauf also wieder auf den Scheitelhaufen zu.
Um uns herum tanzten und sangen zahllose Hexen, von denen manche sogar Anzüge trugen, wie mir gerade auffiel.
Das hatte ich gar nicht wirklich mitbekommen.

Zayl ging gelassen neben mir her, meine Hand fest in seiner und sein Blick bei meinem.
Es fühlte sich an, als wären wir ein frisch verliebtes Paar auf einem Abschlussball. All die neuen, intensiven Gefühle, die laute Musik und die fröhliche Stimmung trotz der ewigen Dunkelheit.
Und eigentlich war es auch so.
Ich verweigerte es nun schon eine Zeit nicht mehr. Es war mir klar und ich war auch stolz darauf.
Ich hatte mich in diesen starken, großen, kalten und sturköpfigen Wolfsalpha verliebt.

.
Laute Musik, Schnee in meinen Haaren... Zayl an meiner Hand und nichts in meinem Kopf. Keine Tiger, keine tote Hexenmeisterin, keine hunderten zerfleischten Leichen...
Ein wunderbares, leichtes Gefühl...

Der schöne und laute Gesang der tanzenden Hexen drang durch die Stille der Nacht, übertönte das Knistern und Fackeln des Scheiterhaufens in unserer Mitte bei Weitem.
Texte, die ich nicht verstand und Melodien, zu denen man bis zum Umfallen tanzen konnte.
Diese Nacht würde ich nie in meinem Leben vergessen.
Egal, was noch passieren würde.

"Du kannst echt gut tanzen!" rief mir da Zayl durch den lauten Gesang zu und ich lachte laut auf.
"Du tust so, als wärst du überrascht!" antwortete ich und stellte mich vor ihn.
Er legte seine Hände an meine Tailie und wir bewegten uns mit dem Rythmus der Musik und der Stimmen, die laut in die Nacht sangen.
Ich lehnte mich gegen ihn, bewegte meine Hüften im Takt und spürte Zayls starke Hände, wie sie meinen Körper erkundeten.
Ich drehte meinen Kopf etwas nach hinten und sah ihn lächelnd an.
Er grinste zurück und nahm mich an der Hand, worauf ich mich zur Seite fallen ließ.
Zayl hielt dagegen und hielt mich vom Aufprall auf dem Boden ab, bevor er mich zu sich hinauf zog und nahe an sich drückte.
Er lehnte seine Stirn gegen meine und wir sahen uns keuchend und lächelnd gegenseitig an.
"Haha... Wahnsinn..." flüsterte ich und legte meine Arme um Zayls Schultern.
"Ganz richtig. Wahnsinn."
Darauf drückten wir unsere Lippen sanft aufeinander.
Er legte seine Hand an meinen Hinterkopf, fuhr langsam durch meine schneeweißen Haare und ich konnte spüren, wie er sich an mich drückte.

"Miko!"
Als wir Denises Stimme hörten, sahen wir uns sofort um und ich entdeckte die Hexe, wie sie sich durch ihre tanzenden Kolleginnen, zu uns schlängelte.
Sie trug ein ozean-blaues Hexenkleid und... einen dunkelblauen, spitzen Hut.
Sofort schoss mir ein beängstigendes Bild in den Kopf.
Alexandra Taikã, mit den beiden Hexenhüten in der Hand.
Einer der Hüte hatte die exakte Farbe wie der, den Denise trug.

Bevor ich jedoch richtig darüber nachdenken konnte, war die aufgeweckte Hexe schon bei uns und drückte uns beiden zwei Drinks in die Hand, die sie gerade hergezaubert haben musste.
Zayl sah mich unsicher an und ich erkannte an seinem Blick, dass er sich auch an die Vision erinnert hatte.
Aber er konnte daraus genau so wenig schließen, wie ich.

"Ihr Turteltäubchen." ertönte da die Stimme der hübschen Hexe durch den umliegenden Gesang und mir schoss sofort das Blut in die Wangen.
Bei diesem Thema wurde ich nun doch immer noch sehr schnell nervös.
Da spürte ich plötzlich Zayls Hand an meinem Hintern.
Erschrocken fuhr ich herum und sah ihn an.
Er drückte mir ganz entspannt einen Kuss auf die Lippen und ich murrte ihn trotzig an.
"Behalt deine Griffeln bei dir, Mister." drohte ich und zeigte mit meiner Fingerspitze an seinen Kehlkopf. Hätte ich meine Handschuhe jetzt nicht getragen, wäre dort ein kleines Flämmchen entstanden.

"Pfft... ihr solltet-..." "Miko, Zayl! Bitte kommt doch zu uns!" wurde Denise plötzlich von einer anderen Stimme unterbrochen und wir drehten uns alle sammt nach Kinia um.
"W-... Kinia!" murmelte die dunkelblonde Hexe vor uns, senkte ihren Blick und ging Kinia sofort aus dem Weg.
"Nana, Liebchen... ich-..."
Ich sah in ihrem Ausdruck, dass sie Denise etwas sagen wollte. Etwas Nettes. Aber... sie blieb still und bat sie nicht, ihre angespannte Haltung aufzuheben. Es war, als hätte die alte Hexenmeisterin etwas gesehen...
Etwas, das sie dazu brachte, ihre Meinung zu ändern...

"Kommt nur. Ich habe Freunde, die von euch hören und sehen wollen." lächelte die alte Allsehende nach einem seufzenden Kopfschütteln zu uns und deutete mit ihrem Gehstock in eine Richtung, deren Ende mir von tanzenden Hexen versteckt blieb.
In ihrem Blick lag eine Warnung, keine möglichen Hinweise zu hinterlassen und einfach mitzuspielen.

Also ließen ich und Zayl die verbeugte Hexe einfach stehen und folgten Kinia.
Sie leitete uns von Denise weg. Zwar war sie alt, aber flink und blieb unter keinen Umständen in der Nähe der jungen Hexe.
"K-kinia, warte! Ist etwas passiert? Was-..." "Miko."
Als sie mich mit dieser Festigkeit und Sicherheit unterbrach, verstummte meine Stimme und auch Zayl sah sie überrascht an.
Die Hexenmeisterin setzte ihr altes, fröhliches Lächeln wieder auf und flüsterte uns einen Satz zu, der im Lärm der tobenden und singenden Hexen jedoch nie bis zu unseren Ohren kriechen konnte.
"Was hast du gesagt?!" rief ich ihr zu, als mich plötzlich eine aufgeregte Tänzerin anrempelte.
Dadurch wurde ich gegen Zayl geschupst, der mich schnell auffing.
Die Hexe stank nach Alkohol und verabschiedete sich genauso schnell wieder, wie sie in uns hinein gekracht war.

Und als wir uns umsahen... war Kinia weg.
Natürlich...
Von einer Hexenmeisterin war auch nichts Anderes zu erwarten...

𝑺𝒏𝒐𝒘𝒇𝒂𝒍𝒍 𝒎𝒊𝒅 𝒔𝒖𝒎𝒎𝒆𝒓 |BLWo Geschichten leben. Entdecke jetzt