30. Alles nochmal... gut?

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"Siehst du? Mir ist nichts passiert." lachte Risha Zayl an, als wir aus dem Haus und ins Lager kamen.
Der große Alpha sah peinlich berührt weg und wurde von Autum neben sich und seine Partnerin gezogen.

Mitten in unserem Lager gab es einen kreisförmigen Sitzplatz, mit Holzstämmen und Kisten ausgestellt, sodass jeder einen Platz hatte.
Da der Schneefall gerade stark nachgelassen hatte, saßen wir also alle im Kreis beieinander, um ein Lagerfeuer herum und genossen die Ruhe.
Ich merkte, dass es Zayl genauso ging.
Wir wussten beide, dass, außerhalb unseres schützenden Waldes und weit entfernt, in den Städten... bereits das absolute Chaos herrschte. Wandler zerfraßen sich, griffen einander an und die Polizei versuchte ihr Bestes, die Lage zu stabilisieren.
Aber... nach alle dem, was wir gesehen hatten...
Traute ich mich zu sagen, dass ich und Zayl eine Pause verdient hatten.
Zumindest eine kleine.

"Ah, sie sind so süß." riss mich Karsas Gequietsche aus den Gedanken und ich sah zu ihr.
Auf der anderen Seite des Lagerfeuers, uns gegenüber, hielt sie Koray und Sophia im Arm.
Neben ihr saß die Hexe Zlara und musterte die Babys stumm.
Ich hatte sie noch nie wirklich lächeln sehen, aber ich glaubte, ihre Mundwinkel nach oben zucken zu sehen, als die kleine Sophia ihre winzige Hand nach Zlaras Hexenhut ausstreckte.

"Sie mag dich." lachte Risha über die Mitte des Kreises und Autum schmiegte sich zu ihr, mit Nayl auf seinem Schoß.
Da spürte ich, wie Zayl neben mir meine Hand nahm und sie sanft zusammendrückte.
Normalerweise wäre ich zusammengefahren oder hätte seine Hand gar weggeschlagen.
Aber... ich hatte gar keinen Grund dazu. Mein Rudel sah mich mit anderen Augen, sie glaubten mir und Zayl und sie verstanden uns.
Dieser Gedanke ließ mich dann doch etwas in mich hinein lächeln und ich erwiederte Zayls Händedruck.
Er lugte über seine Schulter, zu mir, und zwinkerte mich zu, bevor er sich weiter mit Autum unterhielt.

Da tupfte mich jemand an der Schulter
an und ich drehte mich in die andere Richtung.
Liam, der da saß, grinste mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und deutete auf meine Hand, fest verschlossen mit Zayls.
Ich nickte ihm zu und er verzog seine Lippen zu einem scherzhaften Kussmund.
Ich verdrehte die Augen und flickte ihm mit meiner freien Hand auf die Stirn.
Spielerisch beleidigt rieb er sich über die Stelle und wandte sich ab, nach einem letzten Lächeln zu mir.

Ich schüttelte belustigt den Kopf und rutschte näher an Zayl heran.
Ich beobachtete ihn, wie er mit meinem Bruder redete, auf dessen Schoß mein Neffe saß.
Risha, direkt neben ihm, quasselte mit Mona und Karsa, die direkt neben Veronica saßen.
Sie wiederum tratschte mit meiner Mutter und Hatcher, neben dem sich Dilay und Jimmy wieder mit Minja, Kaeya und Diluc unterhielten.
Das ging immer so weiter, bis sich der Kreis wieder hinter mir schloss.
Der Großteil unseres Rudels war aus der Stadt und weiter entfernten Wäldern hergekommen. Sie waren nicht oft zuhause... besonders Diluc und Keaya. Die beiden Wolfsbrüder waren oft geschäftlich unterwegs.
Auch Natasha und ihr Sohn, Rico waren gekommen, zusammen mit all den anderen unseres Rudels.
Sie jetzt alle vorzustellen würde aber zu lange dauern.

Da tippte mich jemand von hinten an und ich drehte mich um.
Hinter mir stand... Zlara?
Wie war sie so schnell von der anderen Seite, hinter mich gekommen?...
"Wie-..." "Psst!" fuhr sie dazwischen und da drehte sich auch Zayl um.
Die Hexe sah, dass wir uns an den Händen hielten und hielt für eine Sekunde inne.
"Zlara? Wie bist du-..." "Pscht! Still!"
Darauf sah der schwarzhaarige Alpha sie verdutzt an.
"Ich muss mit euch reden. Es geht um die Tiger." flüsterte sie mit ihrem starken Akkzent und da bemerkte ich, dass Denise nirgends zu sehen war.
Auch, wenn sie sich vielleicht etwas zerstritten hatten, die beiden waren nie weit voneinander weg.

"Jetzt kommt schon! Bewegt euch!" murrte die Hexe ungeduldig und wir standen beide von unserem Holzstamm auf.
Die anderen bemerkten uns vor lauter Tratschen und Bewundern der Babys nicht und so stahlen wir uns davon.

.
"Ok, was ist los, Zlara?" fragte ich, nachdem wir eine Zeit durch den seichten Schnee und in den Wald um unser Lager gegangen waren.
"Ihr chabt sicher bemerkt, dass Denise... weg ist." begann die Hexe und suchte sich einen erhöhten Felsen, neben einer regelrechten Versammlung von Büschen und nachwachsenden Bäumchen.
Sie wischte den Schnee darauf weg und setzte sich darauf.
"Zeigt mir eure Chände." meinte sie streng und wir streckten ihr jeweils beide unserer Hände hin.
Sie musterte sie verstohlen und als sie die Hälften des Symboles auf unseres Handflächen gesehen hatte, atmete sie erleichtert auf.
Verwirrt wechselten ich und Zayl einen Blick, da began Zlara, uns zu erklären "Ihr wisst sicher, dass ich mich mit Denise... zerstritten chabe. Sie ist im Chauptquartier und wartete auf die Walpurgisnacht. Die ist... morgen..."
Als sie die Walpurgisnacht erwähnte, fielen mir die tausenden Geschichten wieder ein, die Mom mir früher darüber erzählt hatte.
Ich dachte jedoch, dass diese Geschichten einfach nur Geschichten waren...

"Ihr müsst da chin. Dort wird euch einiges chlar werden. Ich kann euch dort leider nicht chelfen..." murmelte sie und deutete uns, unsere Hände zu senken.
Ich musterte den weißen, geschwungenen Halbkreis mit dem schwarzen Punkt darin, auf meiner Hand verstohlen und seufzte innerlich.

Wieder ein Rätsel...
Wieder ein Problem...
»Und wieder eine Lösung.« ertönte plötzlich Zayls Stimme in meinem Kopf und ich sah zu ihm.
Er lächelte mich zuverlässig an und ich lächelte betrübt zurück.

Das alles würde erst am Ende ein Ende haben.
Und bis dahin...
Würden wir noch durchhalten müssen.

𝑺𝒏𝒐𝒘𝒇𝒂𝒍𝒍 𝒎𝒊𝒅 𝒔𝒖𝒎𝒎𝒆𝒓 |BLWo Geschichten leben. Entdecke jetzt