Chapter 17

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Ich atmete einmal tief ein und schluckte meine Angst herunter. Ich durfte mir ja nichts anmerken lassen, sonst würden mich die Anderen verspotten. Ich richtete langsam die Pistole auf den Kassierer, der mich mit Todesangst anstarrte. „Hände hoch!“, brüllte ich ihn an. Er zuckte erschrocken zusammen und hob ängstlich seine Hände. Die Anderen stürmten zur Kasse und räumten sie leer. „B-bitte tut mir n-nichts“, stotterte der Kassierer. Ich funkelte ihn kalt an, aber in meinem Inneren wuchsen die Schuldgefühle. Was machte ich hier nur? Vor ein paar Tagen hätte ich mir das niemals zugetraut. Hatte ich mich so stark verändert? War es wegen Harry? Ich wurde unterbrochen, da die vier Typen fertig waren und mich mit nach draußen rissen. Wir stürmten zu den Vans und sprangen hinein. Sofort gab der Fahrer Vollgas und die Sache war erledigt. Zayn klopfte mir anerkennend auf die Schultern. „Du warst echt gut, obwohl es dein erstes Mal war!“ Ich nickte nur und lies mich angespannt in den Sitz fallen. „War’s das für heute Zayn?“ Er nickte mit einem Grinsen im Gesicht und ich entspannte mich.

Zum Glück musste ich kein weiteres Mal da mitmachen. Hin und wieder hörten wir Polizeisirenen, die mich jedes Mal zusammenzucken ließen. Was ist, wenn man mich auf dem Band der Videokamera trotz Maske identifizieren kann? Daran wollte ich gar nicht denken. Ich könnte meinen Arbeitsplatz verlieren und ins Gefängnis wandern? Schließlich war das Ganze ja ein Raubüberfall gewesen. Ich fröstelte und versuchte mir diese Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. „Könnt ihr mich bitte nach Hause bringen?“, fragte ich vorsichtig. Zayn nickte leicht und ich nannte ihm meine Adresse. Die Fahrt über verlief relativ schweigend.

Wir hielten nach kurzer Zeit an meinem Haus. Ich verabschiedete mich flüchtig und wollte schnellst möglich in meine Wohnung. „Hey!“ Ich drehte mich um. Zayn lehnte sich aus dem Fenster. „Wir holen dich morgen Abend ab“, zwinkerte er mir zu. Perplex stand ich an der Tür und schaute dem wegfahrenden Auto verdattert nach. Konnte er ich nicht fragen, ob ich überhaupt abgeholt werden wollte? War ich jetzt schon Teil seiner Gang? Ich schüttelte den Kopf. Nein, dass konnte unmöglich sein. Außerdem wollte ich seiner kriminellen Gang nicht angehören.

Ein Rascheln neben mir lies mich aufschrecken. Mein Kopf schnellte in die Richtung und ich kniff die Augen zusammen um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Ein Schatten löste sich von der Hauswand und kam mir schnell näher. Ich stürmte zur Haustür, wurde aber am Handgelenk gepackt und herumgewirbelt. Ich blickte in Harrys Augen. Sofort senkte ich meinen Blick. Ein Kribbeln machte sich in mir breit, aber da war auch ein anders Gefühl. Angst. Ich hatte Angst davor, dass er mich schon wieder verprügelt. „Was willst du?“ flüsterte ich. Harry räusperte sich. „Ich- es tut mir so unendlich leid! Ich hätte dich niemals schlagen dürfen!“, wisperte er mit rauer Stimme. Ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten. „Es tut dir leid? Du hast mich verprügelt! Das kannst du nicht wieder gut machen-“, ich stockte. „Bitte…lass es mich wenigstens versuchen“, flehte er mit brüchiger Stimme. „Ach ja und wieso?“ „Weil ich dich-…liebe“, flüsterte er. Mir stockte der Atem. Er liebte mich? Wieso tat er mir dann aber andauernd weh? „Und was ist mit dieser Frau?“ Ich versuchte meine Frage nicht eifersüchtig klingen zu lassen, was mir nicht gelang. Er grinste mich frech an, als er den eifersüchtigen Ton heraus hörte. „Sie ist meine Cousine. Keine Sorge, ich will nur dich.“ Augenblicklich wurde ich rot und blickte ihn verlegen an. Verdammt, wieso verzieh ich ihm so schnell? War es sein Liebesgeständnis? Wahrscheinlich. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn nachdenklich an. Er sollte wenigstens noch ein wenig Zappeln. Das hatte er mehr als verdient. Ich gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lies ihn stehen. „Wir sehen uns morgen noch?“ Seine Frage klang unsicher. Ich lächelte ihn nur an und verschwand ihm Haus. Ich lies mich an der Türe auf den Boden herab gleiten. Er liebt mich. Diese Worte wiederholte ich ein paar Mal in Gedanken. Eigentlich sollte ich glücklich darüber sein, aber ich konnte es einfach nicht wahrhaben. Er hatte mich verprügelt und dann kommt er wieder an mit einem Liebesgeständnis. Das passte doch überhaupt nicht zusammen.

*

Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Zum einen wegen Harry und zum anderen wegen dem Überfall. Heute Morgen kam darüber sogar ein Bericht in den Nachrichten und es wurden Szenen von dem Rauüberfall gezeigt. Als sie mich ganz nah rangezoomt hatten, war ich kurz vor einem Herzstillstand. Was ist wenn mich jetzt jemand erkannte und anzeigte? Hoffentlich sah Cara diese Aufnahmen nicht. Sie würde mich sofort erkennen, sie war schließlich meine beste Freundin. Ob sie mich wohl darauf ansprechen würde oder sofort zur Polizei geht? Ich betete, dass sie die Nachrichten nicht gesehen hatte. Es war mittlerweile Abend und ich wartete nervös auf Zayn. Wenn ich klug wäre, würde ich heute zu Hause bleiben. Wer weiß, was die für heute schon alles geplant hatten. Aber meine Neugierde besiegte mich. Ich wollte nicht zu Hause bleiben und mich langweilen. Seit gestern hatte ich den starken Drang nach Abendteuer. Harry wollte mich heute eigentlich auch noch besuchen, aber er hatte sich bis jetzt noch nicht blicken lassen. Sein Pech.

Ein Hupen von draußen lies mich auffahren und ich stürmte nach draußen. Mein Magen zog sich vor Aufregung zusammen. Ehrlich gesagt konnte ich es gar nicht abwarten irgendetwas Kriminelles anzustellen. Zayn grinste mich schon von weitem an und öffnete die Tür für mich. „Leo?“, schrie jemand ungläubig. Ich fuhr erschrocken zusammen. Diese raue Stimme kannte ich nur zu gut. Harry. Wieso musste er ausgerechnet jetzt aufkreuzen? Im Augenwinkel sah ich Harry auf mich zu rennen, aber Zayn schnitt ihm den Weg ab. Harry stoppte abrupt und funkelte mich ungläubig an. „Was machst du denn bei Zayns Gang?!“, brüllte er. Ich starrte ihn an und stieg dann aber in den Van ein. Harrys enttäuschtes Gesicht machte mich innerlich fertig. Kein Wunder, schließlich waren Zayns und Harrys Gang verfeindet. Zayn flüsterte Harry etwas ins Ohr. Er schaute ihn entsetzt an. Harry suchte meinen Blick. „Leo, komm da sofort raus!“, brüllte er wütend. Ich schluckte schwer und wandte meinen Blick von ihm ab. Zayn stieg mit einem selbstverliebten Grinsen ein und wir fuhren davon.

Tränen sammelten sich in meinen Augen. Wie schwer musste ich Harry gerade enttäuscht haben? Ich riss mich zusammen und schluckte meinen Kummer herunter. „Was machen wir den heute?“, wandte ich mich an Zayn. Er lies sich mit der Antwort Zeit und ich wurde immer ungeduldiger. „Heute werden wir ein paar Leuten zeigen, was passiert wenn man seine Schulden bei uns nicht bezahlt…“, sagte er kalt. Er holte ein Messer aus seiner Jackentasche und polierte die Klinge. Ich riss meine Augen auf und augenblicklich bekam ich Angst. Wollten sie jemanden umbringen?

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Run (Harry Styles FF)Where stories live. Discover now