Chapter 34

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Panisch blickte ich zu Harry hinüber, der beunruhigt das Lenkrad umklammerte. "Harry tu doch was!", schrie ich verängstigt und hämmerte auf den Armaturen des Autos herum. Wenn er nichts unternahm, würden wir gleich von Blei durchlöchert werden! Waren das die "Freunde" von der Leiche im Kofferraum? Sah ganz danach aus. Ob sie wohl wussten, dass ihr Kumpel tot war?

Ich wurde nach vorne geschleudert, als Harry eine unerwartete Vollbremsung machte. Der Gurt fing mich auf und drückte mich wieder hart nach hinten in den Sitz. Ich keuchte, als mir für einen kurzen Augenblick die Luft abgeschnürt wurde. "Was tust du?", krächzte ich nervös und rieb mir die schmerzende Stelle, wo mir der Gurt in die Haut geschnitten hatte. "Wir haben keine Chance", flüsterte Harry mehr zu sich selbst als zu mir. "Was?", schrie ich panisch und klammerte mich am Sitz fest. Was meinte er damit? Würden wir jetzt sterben. Tränen schossen mir in die Augen und ich schluchzte auf. Das war’s also? Harry konnte doch jetzt nicht einfach aufgeben! Mein Blick schweifte wieder zu den schwarzen Gestalten die sich mittlerweile von ihren Motorrädern geschwungen hatten und sich langsam an den Range Rover heran schlichen. Mein Atem ging jetzt nur noch stoßweise und ich presste meine Zeigefinger an meine Schläfe. Gerade als ich die Hoffnung verlor, fing Harry sich wieder. "Halt dich fest und duck dich!", brüllte er und ließ den Motor aufheulen. Ich klammerte mich am Sitz fest und riss die Augen auf. Harry trat aufs Gaspedal und ich wurde nach hinten gedrückt. Ich rutschte so weit es ging nach unten und vergrub meinen Kopf in meine Arme.

Das Nächste was ich hören konnte war splitterndes Glas, das auf mich herabregnete. Und Schüsse, die sich in sekundenschnelle wiederholten. Sie schossen auf uns! Ich schrie und hielt mir meine Ohren zu. Was wenn sie Harry trafen? Ich wurde nach rechts geschleudert als Harry scharf abbog und mein Schrei verstummte in meiner Kehle. Ich konnte die quietschenden Reifen unter mir hören und das blecherne Knallen, wenn die Kugeln am Wagen aufprallten.

Die Schüsse verstummten wieder und ich hob unsicher meinen Blick zu Harry, um zu schauen ob er in Ordnung war. Er hatte seine Augen zusammen gekniffen, da ihm der Fahrtwind durch die kaputte Frontscheibe direkt ins Gesicht blies. Ich richtete mich wieder vorsichtig im Sitz auf und blickte nach hinten. Von den Motorrädern war noch nichts zu sehen. Aber sie hatten sicherlich schon die Verfolgung aufgenommen. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie uns eingeholt hatten.

Mein Körper zitterte immer noch und ich fing an zu summen. Mir fiel nichts anderes ein um mich zu beruhigen. Ich kannte es noch von früher. Meine Mum hatte es mir immer vor dem Schlafen gehen vorgesummt. Tatsächlich beruhigte mich die Melodie ein wenig und mein Zittern verschwand nach wenigen Minuten. Ich hatte meine Augen die ganze Zeit geschlossen gehabt und als ich sie wieder öffnete, bemerkte ich wie mich Harry anstarrte. Als sich unsere Blicke streiften, konzentrierte er sich wieder auf die Straße. Hatte er Tränen in den Augen? Er sah bedrückt aus. "Was ist los?", fragte ich besorgt. Ich konnte ihn schwer schlucken sehen. Er schüttelte nur leicht den Kopf und ein gezwungenes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Seine Augen glänzten immer noch und er hatte seine Lippen aufeinander gepresst. Vielleicht lag es ja auch nur am Fahrtwind, dass er tränende Augen hatte? Ich strich mir meine Strähnen, die mir der Wind immer wieder ins Geicht blies, aus dem Gesicht und schaute nachdenklich auf meine Hände, die mir auf dem Schoß lagen. Wieso war Harry so verschlossen mir gegenüber? Ich hatte das Gefühl er hatte irgendetwas vor, dass er mir verheimlichen wollte. Aber was war es?

 *

Ich schreckte hoch als der Wagen stoppte. Harry war mitten in einem Waldstück an den Wegrand gefahren und trommelte nervös auf das Lenkrad. Nach einer langen Stille schnallte er sich ab und stieg aus. Mich wunderte, dass er sich überhaupt angeschnallt hatte. Er lief um das Auto herum und öffnete kurze Zeit später meine Beifahrertüre. Er beugte sich über mich drüber und schnallte mich ab. Er behandelt mich wie ein kleines Kind, schoss es mir verärgert durch den Kopf. "Was wird das?", fragte ich ihn gereizt. Ich konnte es überhaupt nicht ausstehen, wenn man mich so behandelte, als könnte ich nichts alleine machen. "Den Rest laufen wir zu Fuß. Das Auto würde nur die Aufmerksamkeit auf uns lenken", antwortete er ebenfalls gereizt und packte mich am Arm. "Und was ist mit der Leiche?", ich hatte meine Stimme gesenkt, aus Angst jemand könnte mich hören, obwohl sich um diese Uhrzeit keiner mehr in diesem Wald aufhielt. Ohne zu antworten zerrte er mich die ersten Meter durch den Wald, bis ich mich wütend los riss und meine Arme vor der Brust verschränkte. "Ich kann auch alleine laufen!", schrie ich ihn an und verzog genervt meine Augenbrauen. Ich wusste, dass ich überreagierte, aber anders würde er mich ja nicht ernst nehmen. Er lief einfach weiter und war schon bald aus meinem Sichtfeld verschwunden. Ich konnte nur noch seine raschelnden Schritte auf dem Waldboden hören. "HEY!", brüllte ich und rannte ihm hinterher. Er konnte mich doch nicht einfach hier stehen lassen!

Immer noch keine Reaktion. In meiner Wut hob ich einen herumliegenden Ast vom Boden auf und schleuderte ihn in seine Richtung, als sein Lockenkopf wieder in mein Sichtfeld kam. Spätestens jetzt muss er mich doch beachten. Ich hörte einen dumpfen Schlag, als der Ast wieder auf dem Boden landete. Er hatte sein Ziel verfehlt, aber ich hörte ein überraschtes Zischen von Harry. "Bist du bescheuert?", schrie er und blieb stehen. Wut glitzerte in seinen Augen. Meine anfängliche Verärgerung verschwand augenblicklich und ich brach am Boden zusammen. Ich hielt mir meine Hände vors Gesicht und fing wieder an zu schluchzen. Ich wollte mich doch gar nicht mit Harry streiten, aber die Situation in der wir uns befanden war zu viel für mich. Ich war eine Kriminelle und mit einem Mörder auf der Flucht, in den ich hoffnungslos verliebt war? "Leo wir müssen weiter, sonst-", er brach ab. Alles war wieder still, bis auf- halt was war das? Ich hörte ein aggressives Brummen, dass immer näher kam. Das war doch nicht etwa? Kerzengerade saß ich auf dem Boden und mein Blick suchte hilflos den von Harry. Er war ebenfalls erstarrt und blickte in die Richtung aus der wir gekommen waren. Sie hatten uns gefunden! wurde mir bewusst. Das Motorengeräusch brach schließlich ab und Stille legte sich wieder über den Wald. Sie hatten den Range Rover entdeckt, keine Frage. Was würden sie machen wenn sie die Leiche im Kofferraum entdecken würden? Harry hatte das Auto nämlich nicht abgeschlossen. Gänsehaut schlich sich über meinen Körper, während ich zitternd auf irgendein Geräusch wartete. Auch Harry rührte sich seit einer Weile nicht mehr. Hatte er genauso viel Angst wie ich?

Ein Wutschrei durchschnitt die Stille und ich zuckte zusammen. Ich presste meine Lippen aufeinander. Sie hatten ihn entdeckt. "Sie können noch nicht weit sein!", brüllte eine bedrohliche Stimme. "Ich bring sie um!", schrie ein weiterer. Dann konnte ich schwere Schritte auf dem Boden hören. Sie kamen in unsere Richtung. Sie wollten uns umbringen. Mein Herz blieb stehen. Ich konnte mich nicht bewegen. Unaufhaltsam kamen sie immer näher. Harry war der Erste von uns, der sich wieder fing. Er zog mich an meinem Oberarm nach oben und blickte mich für einen kurzen Moment verzweifelt an. "Renn!", war das Letzte was er sagte, bevor der erste Schuss durch die Nacht hallte...

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Run (Harry Styles FF)Where stories live. Discover now