Chapter 32

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"Harry!", schrie ich aufgebracht. Ich löste mich aus meiner Starre und bewegte mich langsam auf die beiden zu. Harry reagierte nicht und schlug immer wieder zu. Meine Knie fingen wieder an zu zittern. Jetzt hatte ich wirklich Angst. Angst dass Harry ihn umbringen würde. Er war nicht mehr weit davon entfernt... "HARRY!", brüllte ich jetzt noch mal. Er musste aufhören! Jetzt reagierte Harry erstmals und schaute mich an. Aus seinen Augen war jeglicher Glanz verschwunden und er keuchte schwer. Schweiß lief ihm an seinen Schläfen hinunter. Der Mann unter ihm rührte sich nicht mehr und sah schon ziemlich leblos aus. Mein Atem ging stockend. Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln. War er etwa schon tot? Hatte ich gerade einfach dabei zugesehen, wie Harry einen Menschen umgebracht hatte?! Ich schlug meine Hand vor den Mund, um meinen aufkommenden Brechreiz zu unterdrücken. "Leo, es t-", fing Harry langsam an. Doch ich konnte einfach nicht mehr. Ich musste sofort raus hier. Ich wollte nicht mit einer Leiche in einem Raum sein. Ich stürmte aus dem Wohnzimmer hinaus auf den Flur. Ich riss die Haustür auf und stürzte ins Freie. Weit kam ich aber nicht, den meine Beine knickten unter mir weg. Ich setzte mich schwer atmend auf die Stufen und stützte mein Kopf auf meine Hände. Wie konnte Harry mir nur so etwas antun? Er konnte doch nicht einfach vor meinen Augen jemanden umbringen! Ich konnte meine Tränen schließlich nicht mehr zurück halten und ließ ihnen freien Lauf.

Ich konnte einfach nicht mehr. Harry sollte sich doch ändern, stattdessen machte er es immer schlimmer. Ich konnte ihm das einfach nicht mehr verzeihen. Oder? Ich hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, wegen dem eigentlich unschuldigen Mann, der jetzt höchstwahrscheinlich tot im Haus lag. Natürlich war er auch ein Krimineller und er hätte mir bestimmt auch etwas angetan, aber nur deswegen hatte er nicht den Tod verdient. Ich wischte meine Tränen von meinen Wangen, was nicht viel brachte, denn nach wenigen Sekunden waren sie erneut nass.

Ich war schuld. Wegen mir ist er gestorben. Hätte ich Harry rechtzeitig aufgehalten, würde er jetzt noch leben. Ich schluchzte auf. Jetzt hatte ich ein noch schlechteres Gewissen. Konnte ich jemals damit leben, Schuld am Tod eines Menschen zu sein? Wohl kaum. Nein, dass konnte ich nicht. So kaltherzig konnte ich nicht sein. Ich schluchzte auf und ließ meiner Verzweiflung freien Lauf. Ich war grausam.

Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und wenig später wurde ich von starken Armen umarmt. Harrys Duft stieg mir in die Nase und ich füllte mich ein kleines bisschen weniger elend. Ich drückte mich gegen seine Brust und versuchte mich zu beruhigen, was mir nur kläglich gelang. "Es tut mir so leid Leo. Aber ich musste es tun. Glaub mir er hat es mehr als verdient, außerdem wollte er dich-", er unterbrach sich selbst und seufzte. Also war er wirklich tot wurde mir bewusst. Ich wimmerte leise. "Leo bitte...Du hättest es nicht mit ansehen dürfen", stellte er flüsternd fest. "Stimmt es, dass du ein Mörder bist - ich meine bevor -", meine Stimme stockte wieder und ich brach erneut in lautes Schluchzen aus. Harrys Griff verstärkte sich um mich und er blieb stumm. Also stimmt es. Der Officer hatte also recht gehabt?! Nein, dass durfte nicht war sein. "Wie viele?", fragte ich zaghaft. Ich hörte Harry schwer schlucken. "Leo", begann er, aber ich unterbrach ihn. "Wie viele?", wiederholte ich langsam und versuchte meine Stimme so bestimmt wie möglich klingen zu lassen. "Zwölf", flüsterte er rau. Ich presste meine Lippen zusammen und hielt den Atem an. Es waren ... so viele. Warum hatte er sie umgebracht und wann? Ich fröstelte. Fürchtete ich mich jetzt vor Harry? Nein, ich denke nicht. Ich konnte ihn nicht fürchten, denn ich hatte Gefühle für ihn, ganz egal was er getan hat.

In dem Moment fasste ich einen Entschluss. Ich wollte ihm helfen sich zu ändern. Egal was es kostete. Ein Versuch war es wert. Ich konnte Harry nicht so weiter machen lassen. Er war doch auch noch so jung. Er würde sich noch sein ganzes Leben versauen, wenn er so weiter machte. Er könnte ein neues Leben anfangen, wenn er wollte. Mit mir...? Ich löste mich aus Harrys Griff und stand ruckhaft auf. Harry der zuvor auch noch auf den Knien war, richtete sich ebenfalls auf und sah mich unsicher an. Konnte ich da etwa Unsicherheit in seinen Augen erkennen? Glaubte er ich würde ihm davon laufen? Ich lächelte leicht und wischte mir meine restlichen Tränen aus dem Gesicht. Der Entschluss Harry zu helfen, hatte mir wieder neue Kraft gegeben. "Lass uns drinnen aufräumen", schlug ich vor und ging an Harry vorbei ins Haus.

Im Wohnzimmer angekommen, presste ich wieder meinen Mund fest zu, um mich nicht zu übergeben. Der Anblick der blutüberströmten Leiche war grauenvoll. Im ganzen Gesicht klebte dunkelrotes Blut, das anfing anzutrocknen. Der eisenhaltige Geruch vom Blut hing beißend in der Luft und ich schluckte hart. Überall auf dem Boden waren Blutflecken. Und das sollte Harrys Werk sein? Ich wandte schnell meinen Blick ab und drehte mich zu Harry, der direkt hinter mir stand und mich entgeistert anschaute. "Was hast du vor?", fragte er mich mit einem leicht verwirrten Ton in der Stimme. Ich sammelte mich bevor ich antwortete. "Lass und alle Spuren verwischen und diesen Mann entsorgen", presste ich hervor und zwang mir ein dünnes, aufmunterndes Lächeln auf die Lippen. Harry kam langsam auf mich zu und legte mir seine Hände auf die Schultern. "Ich mach das schon!", sagte er bestimmt. "Geh hoch und pack meine Sachen, das Haus ist nicht mehr länger sicher für uns- mich...u-uns", stotterte er. Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Ich war nämlich nicht besonders scharf darauf ein weiteres Mal den toten Körper zu betrachten. Aber was hatte er vor? Wieso war er nicht mehr hier sicher? Mit wem hatte er schon wieder Probleme? Und würde Harry mich mitnehmen oder mich zurücklassen? Viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf, doch ich wusste er würde sie mir nicht beantworten. Wie immer. Ja, dass würde ich auch ändern. Ich wollte dass mir Harry vertraute. Er sollte mehr über sich erzählen, schließlich kannte ich seine Vergangenheit kaum. Und auch jetzt noch wusste ich nicht genau, was er tagsüber so trieb. Ich wollte endlich Gewissheit. Und ich wollte ihn.

Diesmal war ich es, die sich nach vorne beugte, um seine Lippen auf meinen zu spüren. Ich schloss meine Augen um den Moment zu genießen. Seine sanften Lippen legten sich auf meine Lippen, die sofort begannen zu kribbeln. Ich vergrub meine Hände wieder in seinen Locken. Ich wusste dass er es mochte. Ich spürte ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen. Es war absurd. Wir machten neben einer Leiche rum. Schnell verscheuchte ich wieder den Gedanken. Nichts sollte diese Stimmung zerstören. In diesem Moment wünschte ich, wir wären vorher nicht unterbrochen worden. Leichte Röte schoss in meine Wangen, als ich daran dachte wie Harry meinen Namen gestöhnt hatte. Ein letztes Mal bewegten sich unsere Lippen aufeinander, bis wir uns wieder von einander  lösten. Harry blickte mir tief in die Augen, als ich meine wieder öffnete, nachdem ich das prickelnde Gefühl auf meinen Lippen voll ausgekostet hatte. Er strich mir mit einer Hand eine Strähne aus meinem Gesicht und strich mir mit seinem Daumen über meine Unterlippe. "Du bist wunderschön", grinste er. Ich wurde erneut rot und blickte verlegen zu Boden. Als ich wieder hinauf blickte, sah mich Harry immer noch an. Er schien etwas sagen zu wollen. Er biss sich nervös auf die Lippe und kam meinem Gesicht wieder näher. "Leo, ich muss dir etwas sagen...", begann er unsicher...

Lasst mir wieder ein Vote und ein Kommentar da ♥

Run (Harry Styles FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora