Kapitel 13 - Gwens Sicht

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"Was war das denn eben?" Seit dem wir aus dem Bus ausgestiegen waren, sah Mary mich bereits so verstört an. Was sie nun mit ihrer Frage bezwecken wollte, verstand ich auch nicht so recht. Während ich mir etwas bequemeres Anzog, worunter ich eine ausgeleierte graue Sportshorts und ein schwarzes lockeres Top verstand, antwortete ich ihr. "Wir sind auch dem Bus gestiegen und ich hab mich von Juan verabschiedet?" Obwohl meine Worte eine Antwort auf ihre Frage sein sollten, klangen sie eher nach einer Gegenfrage. Weil ich denn Sinn ihrer Frage nicht ganz verstand. "Das was du zu Juan gesagt hast klang aber nicht nach verabschieden. Und seine Erwiderung ebenso wenig. Egal was ihr heute Abend plant, nicht in diesem Zimmer." entschieden schüttelte Mary den Kopf und mir ging ein Licht auf.
Scheiße, der kurze Wortwechsel, den Juan und ich im Bus gewechselt haben, musste für jene, die nichts von der Wette wussten, aber auch nur zu offensichtlich geklungen haben. "Ich schaue heute abend bestimmt nochmal vorbei" ungünstiger hätte man sich wohl kaum noch ausdrücken können, ich war jedoch auch nicht besser gewesen.

"Oh Gott, nein! Du kennst mich doch mittlerweile eigentlich. Es ging bei dem Gespräch um eine Wette, die ich verloren habe. Jetzt schulde ich ihm einen Tag lang etwas." wies ich sofort jeden Vorwurf, der in diese Richtung ging, von mir.
"Ja, aber ich sehe auch, wie viel Zeit du mit ihm verbringst und du kennst ihn von früher." Mary hatte sich ebenfalls umgezogen. Sie trug eine schwarze Leggings und zog sich, als sie sprach, gerade ein weißes langes Shirt über.
Mittlerweile hatte sie sich auch wieder etwas beruhigt. So entschieden hatte ich sie selten gesehen, doch das war kein Wunder, wenn man beachte, worum sich das Gespräch ihrer Meinung nach gedreht hatte, und dazu kam, dass sie Juan einfach nur gruselig fand.
"Mit dir verbringe ich auch viel Zeit und will nicht gleich mit dir rumknutschen oder in die Kiste." warf ich mit angehobener Augenbraue trocken ein.
Mary runzelte die Stirn. "Du stehst meines Wissens nach aber auch nicht auf Mädchen, das kannst du also nicht vergleichen." Im Schneidersitz saß Mary auf dem Bett und sah mich neugierig an. "Nein, tu ich nicht." seufzend ließ ich mich vor mein Bett auf den Boden fallen, den Rücken an dieses gelehnt.
"Aber ich habe auch die Nase voll von Kerlen und Beziehungen. Wir Marchands sind ganz offensichtlich dazu verdammt, dass man uns das Herz in winzig kleine Stücke reißt. Auf die unschönste Weise. Ich würde ja auch sagen, ich glaube nicht an die Liebe, doch dazu tat meine letzte Beziehung eindeutig zu sehr weh."Ich hatte mich richtig in Rage geredet, verstummte jedoch genauso schnell wieder, wie ich zu reden begonnen hatte.
"Ich glaube an die wahre Liebe." hörte ich Mary leise sagen, was mich den Blick von der Zimmerdecke auf sie gleiten ließ.
"Nur nicht für mich, das ist nämlich viel zu kompliziert." Ich wartete darauf, dass Mary das weiter erläutern würde, doch sie wurde von Satz zu Satz leiser, bis sie vollends verstummte und den Blick von mir abwand. Ich biss mir auf sie Lippe um nicht gedankenlos nachzuhaken und die Fragen, die in meinem Kopf rumschwirrten, laut auszusprechen.
"Wie brauchen keine Männer. Schließlich Leben wir im 21. Jahrhundert, da kommen wir auch ohne die Schlappschwänze zurecht." Ich grinste kurz und schaffte es durch diesen Satz auch, mein Ziel zu erreichen, ein Lächeln auf Marys Lippen zu zaubern. Wenn auch nur ein leichtes.

Wir redeten noch eine Weile, mieden jedoch die heiklen Themen. Da ich das Mittagsessen hatte ausfallen lassen, um mit Juan Go-Kart zu fahren, langte ich beim Abendessen richtig zu. Ich war hungrig wie ein Wolf. Gut, dass das Abendbüffet bis um 20Uhr geöffnet hatte.
Zurück im Zimmer ließ ich mich dann pappsatt auf mein Bett fallen. "Ich werde mich die nächsten zwei Stunden nicht mehr bewegen können." Gähnend streckte ich mich, müde durch den vollen Magen. Mary schien meine Vollgefressener-Kater-Stimmung amüsant zu finden, denn als ich ein Auge öffnete, um die anzusehen, versuchte sie gerade vergeblich, nicht zu grinsen.
"Grins nicht so", schnaubte ich halbherzig und gähnte erneut. " Weck mich um halb 11, ich will heute Nacht noch zum Pool auf dem Dach." Mary nickte und mit einen "Danke" drehte ich mich auf die Seite, um mich in mein Kissen zu kuscheln.

Do You Believe In Fate?Where stories live. Discover now