Kapitel 21 - Gwens Sicht

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Ich warf noch einen letzten Blick zurück auf das Internatsgebäude, dass ich die nächsten 5 Wochen nicht sehen würde, ehe ich in das Taxi einstieg. Das Schuljahr war vorbei. In 6 Wochen würde ich die 12. Klasse besuchen, doch davor waren erst einmal Ferien angesagt und damit Zeit mit meiner Mutter und meiner Schwester.

Ich hoffte, die Zeit und die Entfernung würde mir helfen, Juan aus meinen Gedanken zu vertreiben, der sich dort mehr und mehr eingenistet hatte. Den Kontakt in dieser Zeit völlig kappen, wollte ich jedoch nicht, weshalb Ezra, mit dem ich mich mittlerweile sogar auch ganz gut verstand, und ich ihn auch zu einem Handy gedrängt hatten.

Im Taxi schaltete ich sofort Musik an und steckte mir dir Kopfhörer in die Ohren, behielt dabei jedoch die Umgebung im Auge, denn so lange würde ich schließlich nicht fahren. Das Taxi brachte mich und meinen Koffer lediglich zum Bahnhof, von wo ich letztendlich den Zug nach Hause nahm.

Während ich wartete, dass der Bahnhof in Sicht kam, ließ ich den heutigen Tag revue passieren. Von Mary hatte ich mich auf unserem Zimmer als aller erstes verabschiedet. Dort hatte sie zuerst einen Witz darüber gemacht, wie ich denn so gute Noten haben konnte - alle Punkte noch im zweistelligen Bereich, bis auf Kunst, laut dem Gesetz des Universums müssten Menschen wie ich doch in allem gerade so durchkommen und ausschließlich in Sport und vielleicht in einem weiteren Fach auf eins stehen.

Meine Antwort darauf war, dass man eben nicht jedem Klischee glauben schenken sollte und dass ich ihr so manches anfangs ja auch nicht zugetraut hätte, wie zum Beispiel, dass sie so frech sein konnte.
Mit einem typischen leisen Mary-Lachen hatte sie sich verabschiedet, mich sogar umarmt und mir schöne Ferien gewünscht.

Auch von einigen weiteren Schülern, mit denen ich mich einigermaßen verstand, hatte ich mich verabschieden, jedoch deutlich kürzer. Die letzten beiden, denen ich Tschüss gesagt hatte, waren Ezra und Juan gewesen. Dort hatte es keine Umarmungen gegeben, eindeutig besser für meine Gefühlswelt, auch wenn Ezra ernsthaft versucht hatte, ein 'Gruppenkuscheln' anzuzetteln. Zu seinem Leidwesen war er aber der einzige gewesen, der hatte mitmachen wollen, weshalb er es schmollend sein ließ.
"Wenn du in Spanien bist, kannst du von deiner Flamme so viele Umarmungen haben wie du willst, also schmoll nicht", hatte ich daraufhin grinsend gesagt und ihn in die Seite gepiekst. Nachdem wir uns noch ein wenig unterhalten hatten, war es auch schon Zeit für mich gewesen, zu gehen.

Der Blick aus dem Taxifenster zeigte mir, dass ich fast am Bahnhof angekommen war. Somit war ich also fast schon zuhause. Bei meiner Mutter und meiner kleinen Schwester, die heute sogar extra angerufen hatte, um sicher zu gehen, dass ich wirklich komme. Ich hatte erwidert, dass ich doch niemals ein Versprechen brach und sogar eine Überraschung dabei hatte. Denn Frechdachs reiste schließlich mit mir.

Letztendlich war die Zeit zuhause von viel Lachen und Quatsch machen geprägt. Julias Reaktion, als ich mit Frechdachs an der Leine vor der Tür des hübschen Reihenhauses stand, war wirklich unbezahlbar. Sie warf sich zuerst mit einem lauten "Gwennyyyy" in meine Arme und bemerkte ihn gar nicht. Als sie es dann jedoch nach einigen Sekunden doch tat, wurden ihre Augen ganz groß und sie hüpfte lachend auf und ab.

"Das ist Frechdachs", stellte ich mein neues Familienmitglied auf Französisch vor, den Julias Euphorie zu freuen schien, da er mit dem Schwanz wedelte, bellte und an Julia hoch sprang. Frechdachs schien allgemein immer gerne neue Menschen kennenzulernen, da er auch meine Mutter sehr herzlich begrüßte. Diese musste also erst mal an dem wilden Fellkneul vorbei, ehe sie mich richtig begrüßen konnte, was bei meiner herzlichen aber temperamentvollen Mutter eine ziemlich lange Prozedur war, da sie erst einmal mit tausend Fragen anrückte, obwohl wir jedes Wochenende telefonierten. Das alles natürlich auf Französisch, da wir dadurch, dass wir in Deutschland lebten, zwar alle deutsch konnten, vor allen Julia sprach es Akzenfrei, doch zuhause beschränkten wir uns hauptsächlich auf Französisch.

Do You Believe In Fate?Where stories live. Discover now