Kapitel 18 - Juans Sicht

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Hallihallo liebe Leser. Auf die Nachfrage von maymo_790 findet ihr am Ende dieses Kapitels einen kleinen "Über uns Beitrag". Viel Spaß beim Lesen! ^^

Es waren bereits fünf Tage vergangen, seit Gwen mich mit in die Tierhandlung genommen hatte, um sich einen Hund zuzulegen. Ich kam immer noch nicht mit ihrer spontanen Entscheidung klar, sich kurzerhand einen Hund zu kaufen. Normalerweise besaß ich eine Prise Spontanität, doch bei der Zulegung eines Haustieres sollte man sich für gewöhnlich mehrere Gedanken darüber machen und dem Tier kein vorrübergehendes Zuhause bieten, weil man sich aufgrund der spontanen Aktion noch nicht um irgendwelches Zubehör gekümmert hatte. Aber da Gwen scheinbar organisierter war als ich erwartet hatte und mich sogar noch dazu genötigt hatte, die Hälfte ihres Einkaufs hoch ins Internat zu tragen, war ich einerseits erleichtert darüber gewesen, dass sie dann doch nicht ohne Vorwissen an die Sache herangegangen war.

Die Französin hatte ich seit dem Einkaufsbummel in der Stadt nicht mehr wirklich sprechen können. Hin und wieder traf ich sie auf dem Flur. Doch während Ezra mich jedes Mal dazu drängen wollte, mit ihr zu sprechen, grüßte ich sie nur kurz, machte jedoch keinerlei Anstalten zu ihr zu gehen um ein Gespräch zu beginnen. Denn Smalltalk war genau das, was ich neben Klischees genauso hasste wie laute Menschenmassen.

Nun saß ich wieder im Unterricht. Dieses Mal hatte ich Musik bei Frau Bernardini, welche sich momentan der Tafel zugewandt hatte um den Quintenzirkel aufzuzeichnen, den wir heute durchnehmen würden. Ezra neben mir, der bislang nur auf seinem Block herumgekritzelt hatte, hob den Kopf und starrte den Quintenzirkel verdattert an. "Was ist das?" Der Vogel hatte weder etwas mit Musik zu tun, noch hatte er Ahnung davon. Selbst die Notenlehre, die wir in der 10. Klasse im Unterricht wiederholt bekommen hatten, war spurlos an ihm vorbeigezogen. Lediglich - so hatte er es mir erzählt - hatte er als kleines Kind ein paar Flötenstunden gehabt, bis es ihm jedoch zu langweilig wurde. Somit war er im Bereich Musik ein hoffnungsloser Fall. "Der Quintenzirkel besteht aus zwölf angeordneten Tönen, weil wir 12 verschiedene Tonhöhen haben. Ganz oben befindet sich eben das C-" Ich nickte in die Richtung der Tafel und versuchte ihm wenigstens ein wenig Vorwissen anzueignen. "Der nächste Ton ist das G, da man immer in Quintenschritten weitergeht. Eine Quinte besteht immer aus 5 Tönen, wobei es wirklich hilfreich wäre wenn man die Tonleiter beherrscht" Ich verstummte, als ich Ezras ratloses Gesicht sah. "Ich hab schon beim ersten Satz nicht verstanden, von was du redest, Portugiese." Ich legte mir eine Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf. "Mal ehrlich. Du bist unsportlich und hoffnungslos unmusikalisch" - "Ich weiß, du brauchst mich nicht noch häufiger darauf aufmerksam zu machen. Dafür kann ich Lilli mit meinen Zeichnungen beeindrucken." Das stimmte. Ezra war sehr gut im Zeichnen, weswegen er oft schon darüber nachgedacht hatte Kunst zu studieren.

Von vorne vernahm ich ein ermahnendes Räuspern unserer Lehrerin, die darauf wartete, dass wir unser Gespräch endlich unterbrachen.

Hoppla. Ich richtete meinen Blick gespielt konzentriert nach vorne und nahm wieder meinen bekannten Kugelschreiber zur Hand. Doch bevor ich überhaupt beginnen konnte, den Kugelschreiber klicken zu lassen, hatte Ezra ihn mir wieder aus der Hand gerissen. "Konfisziert", flüsterte er und packte ihn in sein eigenes Mäppchen. Anfangs spielte ich mit dem Gedanken, mir stattdessen seinen Block unter den Nagel zu reißen um zu schauen, ob er vielleicht noch andere amüsante Zeichnungen gezeichnet hatte, die auf seine rosarote Brille hinwies. Doch schlussendlich hörte ich unserer Lehrerin nur schweigend und gelangweilt zu, in der Hoffnung dass der Unterricht möglichst schnell an mir vorbeiziehen würde.

Nach zwei unerträglich langen Stunden, in denen mein Sitznachbar sich beinahe im Dämmerschlaf befunden hatte, befreite uns endlich das Klingeln unserer Schulglocke von dem ersten Schultag der Woche. "Mal ehrlich..." Kaum waren wir aus dem Musikzimmer heraus, meldete sich der Spanier wieder zu Wort. "Wir haben alle Klausuren hinter uns, die Noten sind gemacht und es sind nur noch drei Wochen bis zu den Sommerferien. Wieso macht man dann noch Unterricht?" Ich machte mir nicht die Mühe, auf diese Frage zu antworten, sondern schulterte meinen Rucksack um mich auf den Weg nach draußen zu machen. "Wohin gehst du?" Bei der Frage drehte ich mich weder um, noch blieb ich stehen. "Du solltest mittlerweile wissen, dass ich montags nach der Schule immer Basketballtraining habe" antwortete ich schmunzelnd und hob als Abschied die Hand. "Bis später"

Do You Believe In Fate?Where stories live. Discover now