Kapitel 26 - Juans Sicht

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Ich ließ meine Schulsachen vor mir auf den Tisch fallen, ehe ich mich neben Ezra in der letzten Reihe niederließ. Normalerweise saßen wir immer in den mittleren Reihen, auch wenn ich es nicht leiden konnte, wenn jemand hinter mir saß. Doch da Ezra unbedingt einige pikante Details über die Partynacht wissen wollte und wir gestern nicht wirklich zum Reden kamen, da ich mein Training nach langer Zeit wieder aufgenommen hatte, hatten wir uns die beiden Plätze am Rand ergattern können. Verständlicherweise erhielten wir dadurch giftige Blicke zweier Tratschtanten, die bereits letztes Schuljahr in der hintersten Reihe gesessen hatten und permanent von den Lehrern ermahnt wurden.

Unser Klassenlehrer Herr Bernardini hatte sich auf den Lehrerpult gesetzt und studierte gründlich die Unterlagen, die jeder Lehrer vor Schuljahresbeginn bekam. Dass er uns noch nicht begrüßt hatte, nutzte Ezra schamlos aus und drehte sich über beide Ohren grinsend zur Seite, was mich jedoch nicht davon abhielt, stur geradeaus an die Tafel zu starren. "Also...ihr seid jetzt offiziell ein Paar?" Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Nicht nur, weil es offensichtlich war, dass Ezra sofort auf den Punkt kam, sondern weil ich es selbst noch nicht ganz so realisiert hatte. "Sieht so aus", antwortete ich schmunzelnd, bis ich mich dann doch Ezra zuwandte, der scheinbar darauf wartete, dass ich noch mehr erzählte. Ich seufzte. "Das meiste hast du doch mitbekommen. Wir sind hoch in den Wald, wir haben getrunken, geredet und getanzt. Das Endergebnis hast du ja mit deinen eigenen Stalkeraugen gesehen. Mehr Details bekommst du nicht. Du bist zwar mein bester Freund aber ich will dann doch einige Informationen dieser Nacht für mich behalten." klärte ich ihn auf und sah, wie Ezras Augen plötzlich größer wurden. Oh Gott, Nein!

"Ezra, wir sind nicht zusammen im Bett gelandet, falls du das jetzt denkst. Ich meinte damit, dass niemand sonst ein Recht auf ein Einblick in meine Gefühle und Gedanken bekommt. Also versuch erst gar nicht, irgendwas aus mir herauszuquetschen."

"Schade, ich dachte du mutierst jetzt zu einem dieser Prinzen aus den Disneyfilmen, die sich Hals über Kopf in die Prinzessin des Nachbarlandes verliebt haben, und beginnst plötzlich von Gwen zu schwärmen." Redete Ezra nicht eigentlich eher von sich selbst als von mir? Denn während ich ihm nur das Wesentliche und Offensichtliche erzählte, konnte der Spanier einfach seine Klappe nicht halten und hatte mir heute schon vier Mal erzählt, dass Lilli vorhatte, ihn in den nächsten Tagen besuchen zu kommen. "Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass Lilli bald kommt?" Ich korrigiere mich: Zum fünften Mal erwähnte er das bereits. Ich seufzte. "Nein, das ist mir neu", spottete ich und hob den Kopf, als Herr Bernardini sich räusperte und uns rechtherzlich im neuen Schuljahr begrüßte. Vielen Dank auch, ich hatte mich auch so sehr auf ein weiteres Jahr gefreut. Aber dieses Mal war es endlich mein Letztes. Ich würde mein Abitur machen und anschließend mit meiner Ausbildung beginnen.

"Zu Beginn möchte ich euch zwei neue Mitschüler vorstellen. Sie sind..." Meine Aufmerksamkeit ließ erneut nach, als Ezra sich flüsternd zu mir lehnte und ebenfalls nicht mehr unserem Lehrer zuhörte. "Im Übrigen...Gwens Ex hieß doch Clemént oder?" Stirnrunzelnd nickte ich und sah meinen besten Freund fragend an. Ich hatte eigentlich nicht vor noch länger über diesen Kerl zu reden aber aufgrund dessen, dass Ezra ziemlich unerwartet mit dem Thema begonnen hatte, wurde ich dadurch doch neugierig.

"Ich hab ihn gestern im Schulflur getroffen, als du noch beim Basketballtraining warst. Frag mich nicht warum aber irgendwoher wusste er, dass ich mit dir viel zu tun hab. Er hat mich gefragt ob die Gerüchte über euch wirklich stimmen. Als ihr ihm die Beziehung vorgespielt habt, hat er euch ja nicht geglaubt. Aber angeblich ist die Gerüchteküche momentan am Brodeln." Ich schmunzelte leicht, zuckte mit den Schultern und richtete meinen Blick nach vorne. "Was hast du geantwortet?" fragte ich, während ich die beiden neuen Mitschüler beobachtete, wie sie sich auf zwei freie Plätze setzten.

Do You Believe In Fate?Where stories live. Discover now