Kapitel 25 - Gwens Sicht

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Mit dem Rücken an die Tür gelehnt blieb ich kurz mit einem müden aber wahrscheinlich völlig verknallten und mädchenhaften Lächeln stehen. Da ich die Augen geschlossen hatte, hatte ich somit auch nicht bemerkt, dass noch jemand im Zimmer war und sich nun direkt vor mir vielsagend räusperte. 

Als ich die Augen daraufhin öffnete, sah ich direkt in das Gesicht von Mary, die mich fragend und auch irgendwie ahnend ansah. "Ist was?" Ich hob fragend eine Augenbraue, während ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
"Was genau lief heute Abend, dass du so aussiehst."  Typisch beste Freundin sah sie mich mit strengem Blick an und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, was irgendwie putzig aussah, da sie einfach trotzdem so lieb und unschuldig aussah und auch noch deutlich kleiner als ich war.

Ich entschied aus meiner guten Laune heraus sie ein wenig zu ärgern. "Wie sehe ich denn aus? Hab ich was im Gesicht?" Ganz unschuldig blickte ich sie an, wobei meine Augen frech glitzerten.
"Du siehst aus als kämst du gerade frisch von Wolke 7" klärte sie augenrollend auf. Lachend zuckte ich mit den Schultern. Meine Müdigkeit von eben war nun immerhin vorbei. "Ja, kann man so sagen." Ich lief an ihr vorbei ins Zimmer um mich auf ihr Bett, da ich auf meins ja hochklettern müsste, fallen zu lassen. "Du bist echt anstrengend! Erzähl doch einfach." Ungeduldig war sie mir nachgekommen und hatte sich neben mich gesetzt.

Ich winkelte die Beine an, sodass ich im Schneidersitz saß und sah Mary schmunzelnd an. "Ganz ruhig Bambi, ich erzähle ja schon." Man konnte in Momenten wie diesen ganz deutlich erkennen, wie anders Mary in der Öffentlichkeit war, im Vergleich zu ihrem Verhalten mit mir oder ihrem Bruder.

"Juan und ich haben uns geküsst. Also richtig diesmal." Sie hatte natürlich auch von dem ersten Kuss gehört, den ich ihr anschließend natürlich erklärt hatte. Mein Grinsen hatte sich während meiner Worte wieder zu einem leichten Lächeln reduziert, während ich Mary beobachtete, die alles andere als überrascht aussah.
Stattdessen seufzte sie, lächelte jedoch. "Ich finde ihn immer noch gruselig." Ich öffnete den Mund, um Juan zu verteidigen, doch Mary hob die Hand als Zeichen, dass ich sie ausreden lassen sollte, weshalb ich erst mal brav den Mund hielt.
"Aber ich freue mich trotzdem für dich, denn sein verrückter, immer grinsendes Freund - Ezra hieß er doch? - hat recht, man sieht, dass ihr zusammen passt." 
Ich lächelte Mary an und umarmte sie einfach. Eigentlich nicht meine Art, meine Emotionen so auszudrücken, doch ich hatte gerade ein für mich untypisches Hochgefühl. Ich hatte mir etwas Sorgen gemacht, dass Mary es vielleicht doch nicht so toll finden würde, auch wenn sie es selbst ab und an angedeutet hatte, denn dann wäre es wirklich schwierig geworden.

"Es wäre aber gut wenn ihr euch nicht in unserem Zimmer trefft, ich... ich kann das einfach nicht, wenn er in unserem Zimmer ist..." Sie schüttelte den Kopf hin und her, um den Gedanken zu verdrängen.
"Es liegt auch nicht an ihm! Nur... es liegt daran.... dass... ich..." Mary knetete nervös ihre Hände, während sie herumstotterte und es trotzdem nicht schaffte, den Satz zu beenden.
"Mary, du musst mir das nicht sagen, wenn es dir so schwer fällt." Ich sah sie offen an, um ihr zu zeigen, dass ich es ihr wirklich nicht übel nahm. Sie seufzte lediglich und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Tut mir leid, ich will es dir wirklich erzählen.... bald", nuschelte sie verzweifelt in ihre Handflächen. Ich legte kurz einen Arm um mein Bambi, um sie tröstend an mich zu drücken. Ich war für sie da und würde sie sicher nicht drängen mir zu erzählen was passiert war, selbst wenn ich es schon ahnte, oder vielleicht auch gerade deshalb.

Ich hatte mir schon am Anfang unserer Freundschaft fest vorgenommen, auf das verschreckte Mädchen aufzupassen und auch, wenn sie mir immer öfter zeigte, dass so viel mehr in ihr steckte und sie eindeutig mehr Biss hatte, als irgendjemand an dieser Schule ahnte, so würde sich dieses an mich selbst gemachte versprechen nicht ändern.
Mary sagte nichts mehr und sah mich lediglich dankbar an, was ich mit einem Lächeln quittierte. "Jetzt habe ich die ganze Aufmerksamkeit auf mich gelenkt, obwohl du doch eigentlich die mit den tollen Neuigkeiten warst." Ich musste ihr nicht mal ins Gesicht sehen, um zu wissen, dass sie mich schuldbewusst anschaute.
"So ein Blödsinn. Ich hab doch erzählt, was ich für Neuigkeiten habe, du hast dich für mich gefreut, was soll ich denn noch wollen?"

Do You Believe In Fate?Where stories live. Discover now