Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FF

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Paul:

Enolas Ansprache hatte mir, um ehrlich zu sein, ziemlich Respekt eingeflößt. So emotional und impulsiv hatte ich sie noch nie erlebt. Ich stehe generell ziemlich auf taffe Frauen, die sagen was sie denken und wenn Enola das auch noch tut, dann wirft mich das vollkommen aus der Bahn.

Ich fahre hoch nach LaPush, nehme die Kurven mit etwas mehr Schwung als sonst und sehe zwischen den Bäumen vertraute Fellfarben leuchten. Doch anstatt mir Gedanken über den Kampf und mein Rudel zu machen, sehe ich immer wieder zu der schweigenden Enola hinüber. Sie hat ihr Kinn auf das angezogene Knie gelegt und hält nicht wie sonst im Wald Ausschau nach etwas.

Die Erscheinung ihrer Schwester hat mich sehr überrascht. Enola hatte mir mal erzählt, sie sehen sich nicht ähnlich. Doch das stimmt nicht ganz. Ihre Schwester hat andere Haare als Enola, doch beide besitzen die gleiche helle Haut und die dunklen Ringe unter den Augen, wenn sie übermüdet sind. Sie gestikulieren beide gleich, wenn sie sich aufregen und haben den identischen Akzent in ihren Worten. Enolas Augen sind aber um einiges schöner und ihre Nase ist nicht so klein und hoch wie die ihrer Schwester.

Als wüsste sie, woran ich denke sagt sie plötzlich in die Stille: „Die Haare hat Cloe übrigens von meiner Mutter. Ich habe Dads Haarfarbe und Struktur. Mein Vater und meine Mutter hatten beide auch viel dunklere Haut von der Sonne. Meine Schwester und ich haben uns in Mexico stets verbrannt, anstatt braun zu werden. Und hier in Forks gibt es glaube ich keine Sonne, die meine Haut verbrennt." Ich stelle mir die kleine Enola in Latzhose und einem breiten Grinsen vor, wie sie mit Sonnenbrand in Mexico steht.

„Ich war noch nie in Mexico." Sage ich schnell, während wir die Grenze zwischen Forks und LaPush überqueren. „Cloe ist dort geboren. Meine Eltern sind ständig um die Welt gereist, doch als meine Schwester zur Schule ging mussten wir irgendwo bleiben. Mein Vater stammt aus Forks und fand den Ort perfekt, um alt zu werden. Und so wurde ich gleich in der ersten Woche unseres Umzuges hier geboren. Doch schon am ersten Ferientag, hat es meine Mutter wieder in die Welt hinausgezogen. Wir waren meistens in Europa oder Mexico." Ich staune nicht schlecht, so viel Weltenbummler-Gene hätte ich Enola niemals zugetraut.

"Wo hat es dir am besten gefallen?" Frage ich sie, als wir die letzten Kurven im Wald nehmen. „Gereist bin ich immer am liebsten nach Italien. Das Wetter, die Leute und das Essen. Einfach perfekt." Ich lache, als ich ein verträumtes Glitzern in ihren Augen sehe. „Deswegen, der Job beim Pizzadienst." Das Glitzern breitet sich zu einem kleinen Lächeln über ihr ganzes Gesicht aus und sie zuckt die Schultern. „Naja am liebsten bin ich hier. Ich würde niemals aus Forks wegwollen. Verreisen ja, das will ich noch. Aber leben nur hier. Im Regen, allein und zufrieden. Hier ändert sich nicht viel und das mag ich. Da schlage ich wohl nach meinem Vater. Er war immer am liebsten einfach hier. Immer wenn wir aus dem Urlaub gekommen sind, ist er mit mir durch den Wald gelaufen, während meine Mutter mit Cloe die Koffer ausgepackt hat." Ich höre ihr zu und merke, dass sie mehr zu sich selbst spricht als zu mir.

"Mein Vater sah immer ein bisschen aus, wie man sich einen Holzfäller vorstellt. Nur die Hautfarbe war ein bisschen zu dunkel. Er hat nie erzählt woher er abstammt, denn seine Haut war wesentlich exotischer als die meiner Mutter." Ich nehme die schlammige Einfahrt zu Jake und Billy, wo die anderen schon vor der Hütte warten. Enola blinzelt kurz, atmet tief durch und sieht wieder etwas müde aus.

„Okay, bist du bereit?" Sie nickt und öffnet schwungvoll die Türe. Als wir aussteigen, merke ich wie es anfängt leicht zu nieseln und ein kühler Wind aufzieht. Die Cullens hatten nicht unrecht mit ihrer Aussage: ein bisschen Schnee liegt im Gras.

Wir laufen auf das kleine Haus zu, vor dem die Jungs schon warten, als würden wir alle gleich zu einer Party gehen. Auf eine blutige Party. Enola lächelt betreten in die Runde, während ich Embry lässig angrinse. Er wirkt ebenso unbesorgt.