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Paul

Es bricht mir das Herz, als ich sie das erste Mal höre. Ich höre sie schon im Wald auf der Hälfte der Strecke. Ich wollte mit Jared eigentlich noch ein Stück laufen gehen, doch ich spüre sofort, dass etwas nicht stimmt. Jared nickte mir nur kurz zu und ich renne, so schnell mich meine Beine tragen. Ich könnte gerade wohl sogar Leah in einem Wettrennen besiegen. Mein Körper spornt sich selbst zu Höchstleistungen an. Ich renne während der Verwandlung weiter und auch, währen dich mir eine Hose überziehe. Ich finde Enolas Haustüre angelehnt und schlüpfe hindurch. Die Stufen fliege ich quasi nach oben, immer ihren Schreien nach. Ich finde sie in einem Zimmer, das ich als das ihrer Eltern identifiziere. Ihr Gesicht ist rot vom Weinen und ihre Haarsträhnen sind nass von den vielen Tränen. Ihre zarten Hände schlagen immer wieder auf das Kissen vor ihr ein und ich sehe wie rot sie schon sind. Die Welle an Emotionen die von ihr ausgeht, lähmt mich selbst für einen Moment, doch dann schnellen meine Hände vor. Ich versuche sanft sie umzudrehen, doch sie scheint mich nicht mal zu bemerken. Sie schreit weiter und schlägt um sich. Ihre Welle an Emotionen bricht an mir, wie an einem Fels, nur dass sie ein Stück von mir mit in die Tiefe reißt. Meine Gedanken kreisen nur noch darum, dass ich sie halten muss. Ich muss schaffen, dass sie aufhört, auf dieses Kissen einzuschlagen und sich selbst zu verletzen. Mein Instinkt lässt mich fester nach ihr greifen, als ich es jemals tun wollte, doch ich drehe sie um. Ich packe Enolas Gesicht und spreche leise Worte zu ihr, die ersten die mir einfallen. Es ist, als hätte man einen Stecker gezogen, Enolas Körper bricht auf mir zusammen und ich ziehe sie wie ein Kind auf meinen Schoß. Ich streiche ihr beruhigend über den Rücken, immer wieder und flüstere ich leise ins Ohr.

Und sie beruhigt sich mit jeder meiner Berührungen mehr. Ihre Tränen haben einen nassen Fleck auf meinem Oberkörper verursacht, doch das spüre ich kaum. Meine Lippen küssen ihren Scheitel und meine Arme halten sie fest. Schließlich atmet sie nur noch sehr tief ein und aus und ich frage mich, ob sie vor lauter Erschöpfung vielleicht eingeschlafen ist. Ich würde sie schlafen lassen. Ich würde sie in ihr Zimmer tragen und sie schlafen lassen. Außerdem würde ich keine Sekunde von ihrer Seite weichen.

Ich streife ihr eine verklebte Haarsträhne aus der Stirn, als sie flatternd die Augenlieder öffnet und langsam zu mir hochsieht. „Hey." Krächzt ihre Stimme, heißer vom Weinen. „Hey Schönheit." Sie verdreht die Augen und da erkenne ich meine Enola wieder, als ganz die Alte. Meine Hände fahren unter ihren Rücken und die Knie und ich hebe sie hoch. „Was ist passiert?" Ich trage sie ins Badezimmer und setze sie vorsichtig an den Rand ihrer Badewanne. Dann gebe ich ihr ein Taschentuch für ihre Nase. „Ich weiß nicht, ich wollte mit Emily sprechen und sie etwas fragen. Aber sie war zu beschäftigt mit den Jungs. Und Cloe war zu sehr mit Kuchen beschäftigt." Ich frage nicht nach, was sie damit meint, denn ich will die Emotionen nicht schon wieder hochkochen lasse. Meine Hände greifen nach einem Waschlappen, halten ihn unter lauwarmes Wasser und ich knie mich vor Enola hin. Mit dem feuchten Tuch fahre ich sanft über ihr Gesicht, auf die Gefahr hin, dadurch wie ein Vollidiot zu wirken. Doch Enola sagt nichts. Sie schließt die Augen und lässt meine Berührung einfach zu.

„Meine Mutter hat das bei mir immer gemacht, als ich klein war. Wenn ich hingefallen bin oder die anderen Kinder mich geärgert habe. Wenn ich weinen musste, hat sie mir danach immer mein Gesicht mit einem Waschlappen sauber gemacht." Ich weiß nicht, warum mir das genau jetzt einfällt, doch als ich sehe, dass meine Worte Enola zu einem kleinen Lächeln bringen, bin ich froh, dass ich es gesagt habe. „Wo ist deine Mutter jetzt?" Fragt sie und ich schlucke. Ich habe schon lange nicht mehr an meine Mutter gedacht und von ihr gesprochen habe ich noch nie vor anderen. „Ich weiß es nicht." Antworte ich deshalb und fahre Enola sanft über ihren Hals und runter zu ihren Schultern. Ich sehe, wo meine Hände sie zu fest angefasst haben und ich presse die Kiefer aufeinander. Morgen wird sie einen leichten Bluterguss unter ihrer hellen Haut haben.

Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FFWhere stories live. Discover now