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Paul

Es ist schon halb drei Uhr morgens, als bei Enola endlich ein Licht nach dem anderen erlischt. Das Wohnzimmer, die Küche, der Flur, das Badezimmer und die obere Etage. Jedes Licht klickt einzeln aus, wie bei einem Stromausfall in Slow-Motion. Enola hatte ihr Haus den ganzen Abend voll beleuchtet gelassen. Mir war nicht entgangen, dass dieser Mike bei ihr war und erst um halb drei gegangen ist. Ich will kein Risiko eingehen, deshalb habe ich mich aus dem Schutz der Bäume nicht wegbewegt. Dennoch brennt in mir der Wunsch, zu wissen was die beiden geredet haben. Ich liege im Unterholz und beobachte weiter Enolas Schlafzimmerfenster. Ich sehe ihre Umrisse unscharf durchs Zimmer laufen, bis das letzte Licht ihrer Nachttischlampe auch noch erlischt. Erst als es eine ganze Stunde lang dunkel bleibt, und ich mir langsam, wie ein totaler Stalker vorkomme, beschließe ich auch meine Augen etwas zu schließen.

Als ich am nächsten Mittag nach meinem Gang zu Sam, wieder zur Waldgrenze in Forks komme, sehe ich etwas Beunruhigendes. Mikes Wagen steht schon wieder vor Enolas Türe. Er ist gestern doch gegangen, oder? Hatte ich mir das nur eingebildet? Hatte die Dunkelheit mir Streiche gespielt? Oder waren es zwei Männer, die gestern zu Enola gekommen sind? Hatte er etwa bei ihr geschlafen?

Ich laufe unruhig hin und her, hefte meinen Blick scharf an Enolas Hauswand. Von meiner Position aus, kann ich leider weder die Vordertüre, noch das Küchenfenster einsehen. Dummerweise habe ich von hier aus nur die Sicht über die Garage und ihr Schlafzimmerfenster, was gestern Abend praktisch war, heute jedoch unnütz wirkt. Hinter mir höre ich schwere Pfoten, die schnell über dem Laub rascheln.

Embry: Spionieren wir Enola aus?

Paul: Wir tun gar nichts. Ich sorge für ihren Schutz.

Embry: Ist klar, rede dir das nur ein. Wem gehört denn der Wagen in ihrer Einfahrt?

Ich stelle mir Mike Newton genau vor, doch in meiner Fantasie wird er immer hässlicher. Seine Haare werden länger, seine Nase kleiner, er schrumpft um ein paar Zentimeter und...

Embry: Trifft Enola sich mit einem Gnom oder einem Alien? Oder wer soll das sein?... Moment.

Auch mein Blick zuckt zu der Stelle an Enolas Haus, die sich soeben bewegt. Sie stemmt das Garagentor auf, sieht sich nach allen Seiten um und winkt dann nach drinnen. Mike kommt, mit Pinseln und einem Eimer Farbe heraus. Enola stellt sich auf eine Leiter und beginnt, ihr Garagentor mit dunkelgrüner Farbe zu streichen.

„Hast du noch einen Pinsel?" Der Wind trägt ihre Stimmen gerade laut genug zu uns herüber, dass wir jedes Wort verstehen können. „Nein, aber halt doch bitte die Leiter fest. Das Garagentor wackelt manchmal." Mein Herz schlägt schneller, bis Mike die Leiter ergreift.

Embry: Übertreib nicht so, er ist größer und nicht so hässlich wie in deiner Erinnerung.

Paul: Was tust du hier, außer mich zu Maßregeln?

Ich schnaube meinen Kumpel an, doch der zuckt nur die großen Schultern.

Embry: Ich passe auf, dass du keinen Mist baust.

Paul: Hat Sam dich geschickt?

Embry's schwerer Kopf schüttelt sich schnell.

Embry: Nein, ich wollte nur ein guter Bruder sein. Und zu zweit abhängen ist nicht so gruselig, wie allein.

Klar, ein Wolf allein der aus einem Wald ein Mädchen beobachtet, ist nicht so komisch wie zwei. Leuchtet voll ein. Doch insgeheim bin ich froh, dass Embry an meiner Seite ist. Schließlich werde ich noch verrückt, wenn ich weiterhin nur meinen eigenen inneren Monolog führe.

Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FFOnde as histórias ganham vida. Descobre agora