32

2.3K 90 5
                                    

Enola

Als ich aufwache und meine Augen öffne, fällt mein Blick als erstes aus dem großen Fenster neben dem Bett. Man hatte mich in Edwards altem Zimmer untergebracht, da er ja nun mit Bella in ihrem eigenen Haus lebt.

Nebel hängt über dem Wald und kein einziger Strahl Sonne bricht aus den Wolken hervor. Die hohen Baumspitzen verschwinden beinahe völlig im dichten Nebel. Ich strecke mich instinktiv einmal genüsslich in meinem Bett aus, danach richte ich mich auf. Dabei fällt mein Blick auf etwas, oder besser gesagt jemanden, der in der Ecke steht. Ein stummer Schrei kriecht meine Kehle hinauf, doch er schlüpft nicht aus meinem Mund. Alles was ich zustande bringe ist ein ganz jämmerliches Quietschen. „Heilige..." Rote Augen mustern mich von oben bis unten, aus einer sicheren Entfernung. Nun ja, so sicher man vor einem Vampir in einem vier Meter Radius sein kann. Schnell ziehe ich die Bettdecke ein Stück nach oben, denn unter seinem Blick erschaudere ich geradezu. Er ist ganz anders, als die Cullens, das sehe ich auf den erste Blick. Es ist der Mann, den ich gestern schon in der Küche gesehen hatte. Seine Gestalt erinnert mich an einen Rockstar, der sich in Alltagskleidung geworfen hat. Er ist recht groß und schlank, seine Haare sind halblang und nach hinten gestrichen und von einer einzigartigen Farbe. Und seine dünnen Lippen umspielt ein leichtes Lächeln.

„Kann ich irgendwie helfen?" Frage ich kühl, während mein Puls sich allmählich wieder beruhigt. Sein Blick huscht noch immer über mich, mit diesem Lächeln, welches mir unter die Haut fährt.

Die Türe wird so heftig aufgerissen, dass ich zusammenzucke. Rosalie ist in diesem Moment eine Erscheinung. Ihre blonden Haare wehen von der Geschwindigkeit, mit der sie hier hochgerast war und ihr ganzes Outfit sieht mit eher nach Fashion-Week als nach Vampir-Mission aus. Ihre schlanke Gestalt stellt sich vor mich und verschränkt die Arme. Sofort fühle ich mich wieder sicher, denn ihre Augenfarbe ist mir weitaus sympathischer, als das dunkle Rot des anderen Vampirs. „Alistair, wie bist du hier reingekommen?" Rosalie sieht ihn mit unbewegter Miene an. „Ich habe die Klinke gedrückt." Der Vampir, namens Alistair, kommt ein paar Schritte auf mich zu und mein Herzschlag beschleunigt sich etwas. Rosalie wirkt hingegen ganz gelassen, so als würde sie ihm eigentlich vertrauen. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass ich das auch tue.

„Ich wollte mir eueren nächsten absurden Gast ansehen." Antwortet er, woraufhin ich die Augen verdrehe. „Ich bin nicht absurd, also entschuldige Mal. Ich kann wenigstens Torte essen." Auf Rosalies Lippen zeichnet sich ein kleines Lächeln ab, doch doch der Vampir vor mir sieht mich weiter aufmerksam an. „Du bist ein Mensch." Ist alles was er sagt. „Ja das stimmt. Und Menschen brauchen Schlaf." Fahre ich ihn, missgelaunt wegen dem Schreck am Morgen, an. Rosalie stellt sich demonstrativ noch ein Stück näher zu mir, während ich langsam aus dem Bett gleite. Ich habe keine Lust wie ein Steak in der Pfanne darauf zu warten, dass ich als Leckerbisse ende. Auch wenn es vermutlich wenig Sinn hat, aufzustehen. Schließlich könnte mein Gegenüber mir mit nur einer Bewegung einfach den Hals brechen. Nun verfluche ich jedoch Esme still, die mich gedrängt hatte, einen Schlafanzug von ihr anzunehmen. Die Träger des Oberteils kommen mir plötzlich viel zu freizügig vor, ebenso wie die kurze Hose. Viel zu viel Angriffsfläche. „Alistair, du weißt, dass sie unter unserem Schutz steht." Besagter Vampir, scheint nicht sonderlich beeindruckt zu sein, von Roses Warnung, sein Blick mustert mich nur nochmal von oben bis unten. Unter andren Umständen hätte ich den Blick vielleicht als Kompliment genommen, ihn als Bewunderung oder sogar Begehren wahrgenommen. Doch nun fühle ich mich wie ein Stück Rind, welches vom Metzger begutachtet wird. „Früher oder später wird irgendjemand schwach werden." Flüstert seine Stimme, gerade so laut, dass ich sie verstehe.

„Und du drohst mir, dass du das sein wirst?" Rosalie gibt ein kontrolliertes Knurren von sich, welches mich beeindruckt. Meine Nackenhaare stellen sich instinktiv auf. Ein Vampirkampf in meinem Zimmer war so ziemlich das letzte, was ich jetzt wollte. „Nein Süße, ich kann mich zurückhalten. Ich mag ein Einsiedler sein, aber ich bin schon sehr alt. Ich war schon Pirat im 17 Jahrhundert, da habe ich gelernt meinen Durst zu zügeln. Denn nicht mal ich kann ein Schiff allein lenken. Aber sie..." er nickt in meine Richtung. „wird euch noch Ärger machen. Das wollte ich nur zu bedenken geben." Mit diesen Worten und einer schnellen Bewegung, ist Alistair wieder aus dem Raum verschwunden. Augenblicklich atmete ich wieder tiefer durch und denke lieber nicht darüber nach, wie lange er schon dort gestanden hatte.

Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FFWhere stories live. Discover now