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Paul

Ich sitze lange alleine auf den Stufen vor dem Haus der Blacks. Die Nacht war mittlerweile über mir hereingebrochen und ich hänge meinen Gedanken nach. Der Kampf war schneller vorbei, als ich dachte, doch er hatte ein Opfer gekostet, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Dr. Cullen war nach der Behandlung von Jacob verschwunden und hatte versprochen, morgen wieder zu kommen, um nach ihm zu sehen. Ich diskutiere mit mir, wie gut ich diese Sache finde. Auf der einen Seite, ist er der Einzige, der unsere Art zu leben versteht. Auf der anderen Seite wiederstrebt es mir in allen Instinkten, ihm zu vertrauen. Doch wenn ich hier sitze und darüber brüte, wird es auch nicht besser. Deshalb beschließe ich nach Enola zu sehen, die schon eine ganze Weile drinnen verschwunden ist. Die Jungs und Leah waren alle nach und nach gegangen und ich hatte vor gehabt, auf mein Mädchen zu warten.

Als ich in das kleine Wohnzimmer trete, brennt nur eine gedimmte Lampe und ich kann Billy im Flur vor Jacobs Zimmer sehen. „Hey Billy, hast du...". Doch er hebt die Hand und unterbricht mich so. Er zeigt wortlos in das Zimmer seines Sohnes. Ich sehe über ihn hinweg hinein und erkenne in der Dunkelheit mein Mädchen, neben Jacobs Bett knien. Ihre Haare liegen über ihrem Gesicht und sie lässt sich auch von Jakes abnormal lautem Schnarchen nicht stören. Seine Hand liegt an ihrer Wange und ich könnte fast eifersüchtig werden, wenn ich mir ihrer Zuneigung nicht so sicher wäre. Der Gedanke von Jacob an Enolas Seite ist in meinem Kopf so absurd, dass ich ihn sogleich wieder verwerfe.

„Er schläft." Stellt Billy zufrieden fest. Ich nicke, schleiche mich jedoch an ihm vorbei und gehe langsam in das enge Zimmer. Ich kann nicht verstehen, wie Jacob hier all die Jahre schlafen konnte, wenn er draußen doch den freien Himmel hat. „Sie verrenkt sich so noch etwas." Flüstere ich und hebe Enola vom harten Boden hoch. Im Schlaf zieht sie missmutig die Augenbrauen zusammen und greift hilfesuchend nach Jacobs Hand. Ich lege ihre Hand an meine Brust, wo sie langsam zu meinem Nacken findet und sich dort lasch festhält. Ich höre ein leises Seufzen aus ihrem Mund und als ich in ihre engelsgleichen Gesichtszüge sehe, fällt mir auf, dass ich sie noch nie so entspannt gesehen habe. Ich konnte sie schon oft beim Schlafen beobachten, doch nie habe ich ein solches Lächeln dabei gesehen. Sie muss sehr müde sein, wenn sie es geschafft hatte sogar auf diesem harten Boden einzuschlafen. Ihre Hand in meinem Nacken ist eiskalt und nass. Ein Blick auf Jacobs Bett reicht, um zu sehen, dass sie für ihn Eiswürfel geholt hat. Die geschmolzene Flüssigkeit hat sich in sein komplettes Bett gesaugt und kühlt seine Seite. „Kluges Mädchen." Flüstere ich und trage sie ins Wohnzimmer. „Ihr könnt hierbleiben wenn ihr wollt. Wir haben aber nur das hier." Sagt Billy und zeigt auf die Couch. Ich nicke und lege mich so hin, dass Enola auf mir liegt. Ihre Hand berührt meine Brust, ihre Haare bedecken meinen Arm und ihr linkes Bein ist um meine Hüfte geschlungen. „Reicht uns für ein paar Stunden." Erwidere ich und Billy blickt zufrieden in unsere Richtung. Ich warte bis er in einem Nebenraum verschwunden ist und lehne dann meinen Kopf an Enolas. Der Tag war lang und ansträngend für uns beide und wir haben uns eine kleine Pause mehr als verdient. Ich atme ihren Duft tief ein und entspanne mich augenblicklich.

Enola

Als ich aufwache finde ich mich neben Paul auf der Couch im Wohnzimmer wieder. Sein Körper ist so warm, dass ich aufstehen muss, ehe ich anfange zu schwitzen. Ich klettere vorsichtig von ihm herunter, um ihn nicht zu wecken und schleiche barfuß über den knarrenden Holzboden. Draußen ist es mittlerweile tiefe Nacht und ich begebe mich auf die Veranda, um etwas frische Luft zu atmen. Mein Gesicht kühlt sich schnell ab und ich lehne mich an die hölzerne Verkleidung, der Außenwand als sich eine Gestalt durch den Nebel auf mich zubewegt. Im ersten Moment denke ich, ich bilde mir die Erscheinung ein, doch als sie fast an den Stufen zur Veranda ist, erkenne ich meine ehemalige Mitschülerin ganz deutlich.

„Hey." Flüstert Bella, die etwas zu laut die Verandastufen hinaufhüpft. „Ist er wach?" Ich muss mich kurz sammeln, ehe ich verstehe, dass sie von Jake spricht. „Keine Ahnung, frag Billy am besten. Aber sei bitte leise, Paul schläft drin auf der Couch." Sie nickt und ich sehe ihr an, dass sie sich unwohl fühlt. Sicherlich hat sie erstmal die Erlaubnis von Edward gebraucht, um hier auftauchen zu dürfen. Bei dem Gedanken daran muss ich fast schon lächeln. „Es geht ihm schon besser, irgendwie." Versuche ich sie aufzuheitern, doch ihr gequälter Gesichtsausdruck bleibt.

Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FFWhere stories live. Discover now