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Enola

Am nächsten Morgen bin ich gerade dabei die Post rein zu holen, als Paul schläfrig die Treppe runter kommt. Er reibt sich noch die Augen und torkelt zu mir herunter. Sofort fällt mir auf, dass etwas an ihm anders ist. „Du trägst ein T-Shirt? Obwohl niemand außer uns im Haus ist?" Frage ich und verharre in meiner Bewegung, mit einer Hand voll Briefe in der Hand. „Ja. Soll ich es wieder ausziehen?" Er wackelt verspielt mit den Augenbraun und ich kann mir gerade noch so ein Lächeln verkneifen. Doch ich weiß, dass er den Witz in meinen Augen schon gesehen hat.

„Ich habe mich nur gefragt, warum du es tust." Weiche ich seiner Frage aus und gehe weiter mit meiner Post, in die Küche. „Das war keine Antwort." Ich lasse mich auf meinen Stuhl fallen und ziehe meinen Kaffee zu mir heran, den ich mir vorhin schon gekocht habe. „Ich habe zuerst gefragt." Ich schlage die örtliche Zeitung auf und verdrehe die Augen bei der ersten Schlagzeile. Es wird immer noch von Tierangriffen berichtet, obwohl die Vampire längst aus der Umgebung verschwunden sind. Mittlerweile, stellen sich die meisten Meldungen jedoch tatsächlich als Unfälle heraus und ich bin froh darum. Ich will mir nicht ausmalen, wie alarmiert die Jungs wären, wenn immer noch Vampire in unserer Umgebung wären. Außer natürlich den Cullens, aber die alarmierten sie ja auch so oft genug.

„Na gut, ich wollte mich einfach deinem Umfeld etwas anpassen. Ich kann vor deiner Schwester und deinen Freunden, ja nicht weiterhin halbnackt herumlaufen. Oder?" Ich schüttle den Kopf und blättere weiter, als würden wir gerade über das Wetter sprechen. „Ich habe Freundinnen, die sich dann nicht mehr auf eine Unterhaltung konzentrieren könnten." Gebe ich zu und lege die Zeitung weg, denn auf den Inhalt kann ich mich auch nicht mehr konzentrieren. Stattdessen sehe ich den Rest meines Briefkasteninhaltes durch.

„Und jetzt zu dir. Soll ich mein Shirt etwa gar nicht mehr anziehen? Würde dich das dann auch ablenken?" Ich will gerade einen schlagfertigen Gegenspruch bringen, als ich stocke. Zwischen den Sonderangeboten aus Newtons Sportgeschäft und einem aktuellen Flyer meines Pizzalieferdienstes fällt ein Brief heraus.

Auf den schwer wiegenden Umschlag hatte jemand mit Tinte meine Adresse geschrieben. Ich hatte noch nie in meinem Leben so vornehmes Briefpapier in der Hand.

„Wer schreibt denn heute noch mit Tinte?" Murmle ich und wende den Umschlag, auf der Rückseite finde ich auch noch ein dunkles Wachssigel. Kommt der Brief etwa aus dem Mittelalter?

„Hm?" Paul merkt wohl, dass ich seinem Flirt nicht die ganze Aufmerksamkeit schenke und zieht besorgt die Augenbrauen zusammen. „Schlechte Nachrichten?" Ich schlucke. Ich rechne fast damit, gleich irgendeine Beerdigungseinladung in der Hand zu halten. Doch unsere Nachbarin habe ich erst gestern aus ihrem Auto steigen gesehen und bei meinen Freunden hätte ich davon ja wohl Wind bekomme, oder? Ich muss zugeben, dass ich in letzter Zeit wirklich mit vielen anderen Dingen beschäftigt war, als damit die Gesundheit meiner Freunde zu überprüfen. Ich bin ja schließlich kein Arzt, dafür ist bei uns Dr. Cullen zuständig. Durch meine Gedanken rasen im Bruchteil einer Sekunde, alle meine Bekannten, die ich schon viel zu lange nicht besucht habe, als ich den Namen in der ersten Zeile des Briefes lese: Isabella Marie.

Ich kenne keine Isabella. Ich lese weiter:

„Isabella Marie Swan und Edward Anthony Masen Cullen laden Sie herzlich ein zu ihrer Hochzeit am Samstag, den dreizehnten August um fünf Uhr abends. 420 Woodcroft Ave Forks, WA. ein."

Ich schlucke. Embry und ich, wir hatten uns wohl doch nicht verhört. „Du machst ein Gesicht, als wäre jemand gestorben. Ist jemand gestorben?" Ich lasse das Papier sinken und blinzle einige Male. Das ist großer Mist. „Bella und Edward heiraten." Ich schiebe das Blatt Papier, welches auch noch nach dem Auseinanderfalten wirklich schön aussieht, zu Paul und er überfliegt die wenigen Zeilen. „Wir sollten nach Jacob sehen. Denn wenn die Cullens mich eingeladen haben, dann auch das Rudel. Und wenn auch nur einer von euch daran denkt, dann weiß Jacob das auch und er darf sich doch noch nicht verwandeln, oder?" Pauls Blick wandert langsam zu dem Papier, während mein Puls beginnt anzusteigen. Ob das am Kaffee oder an der Nachricht liegt, kann ich nicht sagen. Doch Pauls Blick sagt mir, dass ich nicht überreagiert habe. „Komm mit." Er packt mich so fest am Handgelenk, dass ich mich beschwert hätte, wenn ich die Eile nicht einsehen würde und wir sprinten gemeinsam hinaus aus meinem Haus, in sein Auto.

Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FFWhere stories live. Discover now