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Paul

Ein halbes Jahr später hat sich die Stimmung im Rudel komplett verändert. Leah und Seth sind wieder zu uns gestoßen, wenn auch nur im Stamm und nicht im Rudel. Ihre Loyalität zu Jacob ist ungebrochen und das Rudel weiterhin geteilt, was bei unserer beachtlichen Größe auch besser so ist. Wir haben alle Hände voll damit zu tun, die jungen Wölfe vorzubereiten und sie in das Rudel und den Stamm zu integrieren. Nicht auszudenken, wenn sie nochmal so einen Tumult auslösen würden, wie wir damals, als sich unser Rudel formiert hatte. Sam will keine weitere Meldung über Riesenwölfe mehr in der Zeitung lesen, auch wenn Chief Swan die Jagt nach Jacobs Outing wohl nicht mehr anführen würde.

Ich strecke meine Gliedmaßen von mir, während Emilys Küchentisch mir immer noch lächerlich klein vorkommt. Bei meiner Bewegung stoße ich an eine große Schüssel, die mitten auf dem Tisch steht. „Paul, würdest du bitte deine Hand aus den Äpfeln nehmen?" Enola schlägt mir liebevoll auf die Finger, während ich mir ein Stück Obst aus der Schale angle. „Es ist unfair neben mir Äpfel zu schälen, wenn ich solchen Hunger habe." Verteidige ich, bekomme jedoch von Emily direkt eine Abreibung mit dem Handtuch verpasst. Sie lässt es mit einem gekonnten Wurf an meinem Hinterkopf abprallen. „Wann hast du bitte keinen Hunger? Du könntest zur Abwechslung ja auch einfach mal helfen, anstatt dich zu beschweren." Sie stellt mir eine Schüssel voller Teig auf den Küchentisch und ich mache mich ohne zu zögern daran sie zu kneten. Die Türe hinter mir wird aufgerissen und Sam kommt, stöhnend und keuchend, herein. „Wisst ihr, ich dachte, nachdem es bei den Cullens jetzt so ruhig geworden ist, dass wir endlich mal verschnaufen können. Aber ich habe mich geirrt: die Kinder machen mich fertig." Emily lacht auf und schüttelt den Kopf. „Deine eigenen oder dein Rudel?" Emily sieht auf die Wiege in der Ecke, in der ihre Zwillinge Elija und Watola friedlich schlummern. Sie hatte es allen ernsteste geschafft uns ihre Schwangerschaft ganze fünf Monate lang zu verschweigen. Sie beteuert bis heute, dass sie es selbst erst recht spät bemerkt hat und dann so viel Aufregung mit den Cullens entstanden war, dass sie es uns erst nach der Konfrontation mit den Volturi gesagt hat. Keiner von uns, nicht mal Sam, hatte etwas bemerkt. Ab dem sechsten Monat war ihr Bauch allerdings explosionsartig gewachsen und wir haben uns jeden Tag mehr um sie gekümmert. Allen voran Enola, die meinte, sie sei als Stütze bei Bellas Schwangerschaft ohnehin zu kurz gekommen. Sie war Emily wie eine Schwester gewesen und hatte jeden Tag der Geburt entgegengefiebert.

Jetzt greifen die kleinen Händchen der beiden Jungs ineinander und das Mobile über ihnen dreht sich im Wind. Es ziert von jedem von uns einen kleinen Wolf und drei hölzerne Herzchen, eines von Emily, eines von Kim und eines von Enola. Sam sieht auf seine Kinder hinunter und schüttelt den Kopf. „Ich bitte dich, die beiden werden im Leben nicht so ansträngend wie ein Rudel Wölfe." Enola kichert und schiebt Emily die geschnittenen Äpfel über die Theke, welche sogleich beginnt, den Kuchen damit zu belegen. „Warte nur bis sie sich verwandeln oder, noch schlimmer, ihre ersten Freundinnen mit nachhause bringen. Dann bereust du diesen Satz sicher." Leah betritt hinter Sam die Hütte und ihr Blick geht sofort ebenfalls zu der kleinen Wiege. „Das wird auf keinen Fall passieren." Leah überbrückt die Distanz zwischen sich und den Zwillingen sofort und streichelt liebevoll die kleine Hand von Watola. Sie hatte sich geschlagene drei Wochen von den Zwillingen ferngehalten, nur um sich letztendlich auf einen der beiden zu prägen. Ich kann nicht sagen, für wen das der größere Schock war: Emily, Sam oder Leah selbst. Das Schicksal spielt eben manchmal ein komisches Spiel. Vor allem hier in LaPush.

„Und du denkst, er kann mit einer alten Schachtel wie dir dann noch was anfangen?" Necke ich Leah, doch die schenkt mir nur einen bösen funkelnden Blick. „Wenn ich mich so lange verwandle, bis er 25 Jahre alt ist, sind wir gleich alt. Und eine alte Schachtel kann immer noch Idioten verprügeln, die ihm zu nahekommen." Ich verdrehe die Augen und bin froh, dass ich mich auf Enola geprägt habe. Sie ist genauso alt wie ich, doch durch mein schnelles Wachstum habe ich ihr zumindest optisch ein paar Jahre voraus. So habe ich zwar nicht so lange Zeit wie die anderen, doch noch ein paar Jahre, ehe ich die Verwandlung einstellen muss. „Der Kuchen ist in einer halben Stunde fertig, dann müsst ihr aber auch dringend los." Enola wäscht ihre Hände und kommt zu mir herüber. „Es ist immer noch gruselig, Leah so liebevoll zu sehen." Flüstert sie mir ins Ohr, als Leah den kleinen Watola in ihren Armen wiegt. Er sieht sie mit großen Augen an und spielt mit einer ihrer kurzen Haarsträhnen. Am Ende hatte wohl doch alles seinen Sinn und das Schicksal auch für Leah ein glückliches Ende bestimmt.

Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FFWhere stories live. Discover now