5. Kapitel

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"Geht es dir gut?" Ich zuckte ängstlich zusammen und schaute zur Seite. Es war Gott sei dank nur Katarina. 'Beruhig dich Chloe. Vielleicht können wir das ja noch retten?'

"Ja...", sagte ich leise und schaute auf den Boden.

Sie verschränkte ihre Arme und schaute mich etwas verwirrt an. "Was war das gerade eben? Ich meine, du bist einfach aufgesprungen und aus dem Laden gerannt. Geht es dir nicht gut?"

'Ja Chloe, was war das schon wieder?' "Es geht mir super, nur... Weißt du, ich leide unter Panik Attacken und... Manchmal fällt es mir schwer, in einem Raum voller Menschen zu sein. Ich habe diese Problem schon länger und du denkst wahrscheinlich das ich..." "Nein". Verwirrt schaute ich sie an. "Wie jetzt? Du haltest mich nicht für verrückt?"

Katarina schüttelte den Kopf und lehnte sich neben mich an die Wand an. "Mein Schwester hatte das auch. Sie wurde jahrelang von ihrem Ehemann misshandelt und... Ich habe natürlich nichts mitbekommen. Tolle Schwester, nicht wahr?" Sie lächelte traurig und schaute runter. "Ich hatte nichts bemerkt, bis zu dem einem Tag, an dem ich mich für einen Überraschungsbesuch entschieden hatte. Sie hat die Tür geöffnet und ich habe sie nicht wieder erkannt. Der Mistkerl hat ihr zwei mal den Kiefer und einmal die Nase gebrochen. An ihrem ganzen Körper waren Flecken und Blutergüsse. Als ich gesehen habe was er ihr angetan hat, habe ich sie sofort mitgenommen zu mir, hier her. Meine Eltern sind schon früh gestorben und wir hatten nur noch uns zwei und ich hab sie in ihrer schwersten Zeit alleine gelassen..." Nach einer kurzen Pause , fuhr sie fort. "Ich habe alles getan um ihr zu helfen, doch er ließ nicht locker. Er hat angefangen sie zu stalken, abzufangen. Es gab keinen Tag, an dem nicht mein oder ihr Telefon klingelte. Doch ich habe mich bemüht, ich habe alles ausgeschaltet und versucht mit ihr neu anzufangen, aber irgendwann, redete ich nur noch mit einer leeren Hülle. Sie redete nicht mit mir, mit niemand. Manchmal wachte sie schreiend auf und schlug um sich. Ich brauchte Stunden um sie zu beruhigen. Irgendwann konnten wir nicht mehr rausgehen, weil sie so Angst vor ihm hatte und ich ließ sie nur ungern alleine, aber ich musste arbeiten... Eines Tages, hörte sie auf zu leben..."

"Das tut mir sehr leid", sagte ich leise. Ihre Schwester hatte auch die Hölle durchgemacht, nur hatte sie es nicht geschafft ihm zu entfliehen.

"Ich war unten schnell was einkaufen gewesen... Nur einpaar Minuten war ich weg! Und die hatten schon völlig ausgereicht... Aber so ist es nunmal. Es war ihre Entscheidung und dagegen konnte ich nichts tun". Auf mich wirkte sie wie eine aufrechte, sehr liebevolle, aber auch starke Person. Sie war bestimmt eine gute Schwester gewesen, aber für manche gab es nunmal keinen anderen Ausweg. Darüber hatte ich auch schon mal nachgedacht...
Ich schaute auf den Boden und dachte nochmal über ihre Worte nach. "Ja, leider".

"Und... Was ist mit dir? Wenn ich fragen darf?" "Ich... Ich..." Was sollte ich ihr denn sagen? Das mein Psycho Ehemann mich jahrelang gefolterte hat und jetzt denkt das ich tot bin?

"Wenn du nicht willst, musst du es nicht sagen", lächelte sie mich an. "Sollen wir noch ein bisschen spazieren, oder willst du lieber nach Hause gehen?"

Das sie mich nicht dazu drängte, schätze ich sehr an ihr. Vielleicht war sie ja wirklich jemand, der mir helfen konnte wieder normal zu werden? "Lieber nach Hause, mir ist nicht so gut", sagte ich etwas geschwächt.

Sie Stütze sich von der Wand ab und drehte sich zu mir, dabei schwangen ihre braunen Locken ins Gesicht. Sie war ein sehr hübsches Mädchen. Schlank, helle Haare und grüne Augen. "Kann ich dir irgendwie helfen, du siehst ziemlich erschöpft aus? Ich hab gemerkt das du es nicht magst wenn dich jemand anfasst, deshalb frage ich".

"Es geht schon", lächelte ich und richtete mich auf...

Ich öffnete meine Augen und starrte lange die Wand vor mir an. Das war nicht mein Zuhause... Wo war ich? Und was ist passiert? Langsam erinnerte ich mich wieder. Ian hatte mich abgeholt... und ich war auf der Autofahrt eingeschlafen. Wie hat er mich reinbekommen, ohne mich zu wecken? Mit der Hand am Kopf, setzte ich mich auf. Was hatte ich um meinen Kopf? Das war ein Verband... Wieso?...

L-B Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt