8. Kapitel

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"Ich kann nicht viel dazu sagen", sagte Doctor Gerla und überschlug ihre Beine. Sie saß wie immer aufrecht da, mit Block und Kugelschreiber in der Hand und strahlte förmlich mit ihrer Professionalität. "Das ist eine Entscheidung, die sie selbst treffen müssen und da kann ihnen keiner helfen. Sie wissen am besten wie sie sich fühlen und ob sie bereit sind, nach Amerika zurück zukehren".

"Ich gehe nicht für immer zurück, nur für einpaar Tage, aber...", sagte ich und tigerte nervös im Zimmer rum.
"Dort ist mein schlimmster Albtraum  und was ist, wenn er mich sieht? Oder was ist, wenn ich eine Panikattacke kriege? Auch noch vor meiner Familie?! Was-Was soll ich dann sagen?!" Die ganze Sache verunsicherte mich, aber das es meiner Mutter vielleicht sehr schlecht ging, verunsicherte mich viel mehr. Es stand eigentlich schon lange fest, das ich zurück fliegen würde, ich brauchte nur noch ein bisschen Mut zugesprochen.

"Aber sie meinten doch vorhin, das sie es wollen?" "Ja! Ja... Aber ich habe so viel bedenken...", sagte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Bitte helfen sie mir! Was würden sie tun?"

"Mona...", seufzte sie und lehnte sich vor. "Dieser Mann, wieso wollen sie nicht zur Polizei gehen? Er ist dann im Gefängnis und sie können dann beruhigt zu ihrer Familie fliegen und brauchen nie wieder Angst mehr vor ihm zu haben!" Jetzt ging das schon wieder los. Wieso verstand sie es nicht, das ich das einfach nicht konnte?!

"Ich habe es ihnen schon mal erklärt, dieser Mann ist ein Psychopath und nichts kann ihn festhalten. Wenn er raus will, dann kommt er auch raus und dann bin ich und meine ganze Familie tot. Wahrscheinlich wird er erst meine Familie vor meinen Augen abschlachten und dann mich...", murmelte ich und kaute auf meinen Nägeln rum. So wie ich ihn kannte, glaubte er nicht das ich tot bin. Er war wahrscheinlich immer noch auf der Suche nach mir, oder wohl eher meiner 'leiche' und bis er mich nicht selbst tot gesehen hatte, würde er es nie glauben.

"...Das finde ich nicht gut Mona", sagte sie Kopfschüttelnd. "So ein Mensch sollte nicht auf offener Straße rumlaufen".

"Oh glauben sie mir, der Mann töten keinen, bis er mich hat. Ich bin gerade sein Staatsfeind Nummer und er tut wahrscheinlich gerade alles dafür, um mich zu finden. Da bin ich mir hundertprozentig sicher". "Fliegen sie allein?", fragte sie und schrieb sich etwas auf.

Seufzend lehnte ich mich an der Wand an. "Nein... Eine Freundin begleitet mich... Sie wissen schon immer vor mir, was ich machen will. Wie machen sie das?"

Sie schaute mich verwirrt an. "Eine Freundin? Davon hast du mir noch nichts erzählt Mona und das ist Berufserfahrung. Ich versuche zu verstehen wie es ihnen geht und anhand der Situation, festzustellen was sie machen wollen, es sich aber nicht trauen".

"Sie sind gut darin...", murmelte ich. "Ihr Name ist Katarina und wir sind Nachbaren, wissen sie das noch? Letztes Mal habe ich ihnen ein bisschen davon erzählt und ich habe mich danach noch einmal getraut mit ihr zu reden. Wir treffen uns fast jeden Abend bei mir. Katarina hat auch keine Familie oder Freunde in der Nähe und das passt ganz gut. Sie hört mir viel zu und ich habe auch etwas meine Panikattacken in den Griff bekommen. Aber vor einpaar, hat sie etwas von meiner Vergangenheit mitbekommen. Ich war erstmal geschockt und gleichzeitig traurig gewesen, weil ich fest damit gerechnet hatte das sie mich für verrückt hielt, auch nach der ersten Panikattacke, aber das hat sie nicht. Ich war erstmal erleichtert, aber dann hat sie angefangen über... Chloe zu reden. Sie denkt das es meiner Schwester, Chloe, passiert ist", sagte ich und nahm den kleinen goldenen Globus vom Schreibtisch und betrachtete ihn. "Das ist ein sehr schöner Globus..."

L-B Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt