[15]

4.9K 431 57
                                    

Jimin POV

"Jimin, was soll ich tun?"

Verzweifelt wedelt Jungkook mit seinen Armen herum und lässt sich daraufhin mit einem tiefen Schnaufen auf sein Bett fallen. Ich überschlage meine Beine und beobachte ihn neugierig, bin gespannt auf seine Reaktion, egal in welche Richtung sie geht.
Ich werde wohl nie vergessen, wie verzweifelt er am Telefon klang, wie seine Stimme zitterte und er immer wieder aufschluchzen musste. Natürlich bin ich sofort aufgesprungen und zu ihm gelaufen, dieser Anruf war wirklich besorgniserregend und so komplett untypisch für meinen besten Freund.
Es hat ewig gedauert ihn zu beruhigen, erst recht, weil ich ihn heute wirklich gar nicht berühren durfte und allein aufmunternde Worte von mir reichen mussten. Dabei bin ich wirklich der Meinung, dass gerade Berührungen einen beim Trösten unterstützen können, geben sie einem doch das Gefühl von Sicherheit oder Geborgenheit. Doch Jungkook meinte nur, dass sein Bedarf an Berührungen heute mehr als erschöpft sei und als er mir die ganze Geschichte verraten hatte, wusste ich auch wieso.

Das Taehyung so auf meine Bitte reagiert und anstatt einfach nur mit ihm zu reden und für ihn da zu sein, meinen besten Freund umarmt, habe ich nicht erwartet. Mir war klar, dass er dafür noch nicht bereit ist, immerhin kennen sie sich persönlich erst seit wenigen Tagen. Und mit Jungkook und mir hat es auch immerhin Jahre gedauert bis wir das Verhältnis miteinander teilten, das wir jetzt haben.

"Jimin, sag mir, habe ich einen Fehler gemacht?"

Ausdruckslos starrt Jungkook an die Decke, sieht mich bei seinen Worten nicht einmal an und ich sehe, wie er nervös an seinen Fingernägeln pult.

Ich seufze einmal und denke über meine Worte nach. Ich darf jetzt bloß nichts falsches sagen, sonst verletze ich ihn noch mehr und er schmeißt mich womöglich noch aus seinem Zimmer.

"Kookie...du hast bereits vieles gemacht, doch auf keinen Fall einen Fehler."

Der Schwarzhaarige setzt sich auf, bedenkt mich mit einem ratlosen Blick und lässt sich schließlich dann doch wieder auf den Rücken zurückfallen.

"Ich verstehe es nicht. Jimin, was passiert nur mit mir? Warum...fühle ich so? Warum fühle ich plötzlich überhaupt irgendetwas?"

Ich schließe die Augen und seufze erneut. Wie soll ich ihm nur vernünftig und sachlich erklären, was ich denke? Ich habe schon eine vage Ahnung, was mit ihm los ist, aber wie will man einer Person, die bisher nichts in ihrem Leben empfunden hat, erklären, dass sie dabei ist sich durchaus zu verlieben? Ich bin nicht blöd und Kookie konnte mir bisher nie etwas vormachen. Auch wenn ich viele seine Reaktionen und Taten nicht verstand, wusste ich trotzdem ungefähr, warum er sie begang. Und so ist es auch mit Taehyung. Er denkt, ich habe nie gemerkt, dass er eventuell mehr als Verehrung für den Youtuber empfinden könnte, dass es eine Schwärmerei wird und ist, obgleich sie aussichtslos sein könnte.

"Wie fühlst du dich denn jetzt?" Wenn ich weiß, was er gerade denkt, kann ich meine Worte vielleicht besser wählen, ohne, dass sie ihn verschrecken.

Er schweigt, sieht weiterhin an die Decke und denkt angestrengt nach. Plötzlich hebt er einen seine Arme, hält ihn in die Luft, als ob er irgendetwas greifen möchte. Das macht er auch, doch er greift ins Nichts und lässt seinen Arm schlussendlich wieder sinken, der mit einem dumpfen Geräusch neben ihm auf der Decke aufkommt.

"Leerer als sonst", ist seine knappe Antwort und lässt mich einmal trocken schlucken. Gut, damit habe ich nicht gerechnet. Ich beschließe einfach, ihn irgendwie weiter aus der Reserve zu locken, ihn eventuell selbst dazu zu bringen, zu wissen, was mit ihm los ist. Er ist wahnsinnig intelligent und nur weil er nicht fähig ist, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, heißt das nicht, dass er nicht weiß, was es bedeuten oder heißen könnte.

"Fehlt dir Taehyung?", frage ich also geradeheraus und beobachte seine Reaktion noch aufmerksamer als zuvor.
Ich sehe, wie seine Augen sich weiten, er erschrocken nach Luft schnappt und sich aufsetzt. Empört sieht er mich an, versucht das Duell unserer Augen zu gewinnen, doch ich lächele ihn ungerührt an, lasse ihm nicht seinen Willen, nur damit er sich vor sich selbst verstecken kann.

"Was für einen Blödsinn redest du da, Jimin?"

Entrüstet steht er auf und stellt sich, mit den Händen in die Hüften gestemmt vor mir auf. Ein drittes Seufzen entfährt mir und ich verschränke die Arme vor der Brust. Na, das ging dann wohl nach hinten los.

"Antworte mir, Jimin! Was sollte diese Frage?"

Ich stehe ebenfalls auf und sehe ihm fest in die Augen, meine Arme habe ich weiterhin vor der Brust verschränkt und was ich nun sagen werde, wird vermutlich einiges zwischen uns beiden ändern. Doch ich bin nicht mehr bereit meine Augen zu verschließen, meinen besten Freund in sein Unglück rennen zu lassen, nur weil eine vermaledeite Krankheit ihn dazu zwingt.

"Jungkook, gestehe es dir endlich ein. Du magst ihn doch! Wo ist das Problem? Ich sage dir so oft, dass du Gefühle einfach mal zulassen sollst! Wie willst du denn sonst auf eigenen Beinen stehen können! Ich bin vielleicht nicht für immer bei dir und passe auf dich auf!"

Den letzten Satz bereue ich, sobald ich ihn ausgesprochen habe. Es ist eine Sache, ihn regelmäßig zu denken, eine andere jedoch, es ihm an den Kopf zu werfen. Ich weiß genau, dass es seine größte Angst ist allein zu sein, dass niemand Verständnis dafür hat, wofür er noch nicht einmal etwas kann. Und ihm ehrlich an den Kopf zu werfen, dass er durchaus einmal allein sein kann, wenn er sich nicht ändert, muss ihn nun unglaublich verletzen.

Jungkooks Ausdruck verändert sich. Eben sah ich noch so etwas ähnliches wie Wut, doch jetzt ist es aufgrund meiner Worte verraucht. Tränen steigen ihm in die Augen, Enttäuschung macht sich breit und verzweifelt hebe ich meine Hand, um ihn doch zu berühren auch wenn er es nicht will.

"Kookie...ich...so war das nicht-"

Er schlägt meine Hand beiseite und sieht mir weiterhin fest in die Augen. Ich weiß nicht, wer der Junge da vor mir ist. Taehyung hat bereits jetzt begonnen, ihn zu verändern.

"Danke Jimin. Du hast mir deutlich klargemacht, was du denkst."

Seine Stimme zittert und stumm laufen ihm nun die Tränen über die Wangen. Dass ich jemals der Grund für seine Tränen sein würde, hätte ich niemals gedacht und auch niemals gewollt.
Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, doch er vergrößert den Abstand wieder, indem er einen zurückgeht. Seine Körperhaltung schreit mir regelrecht Ablehnung entgegen und es tut mir weh. Er ist doch mein bester Freund...

"Bitte geh einfach." Er flüstert nur und wendet nun das erste mal seine Augen von mir ab. Seine Hände hat er abwehrend erhoben und lässt mich in meiner Bewegung erstarren.

"Kookie, es tut mir leid", sage ich noch, ehe ich mich umdrehe und sein Zimmer verlasse. Nun steigen auch mir die Tränen in die Augen, es tut mir so verdammt weh ihn so zu sehen und ich allein bin schuld daran. Ich bin so ein Idiot.

Ich ignoriere die fragenden Rufe von Jungkooks Mutter, während ich eilig in meine Schuhe schlüpfe und mit einem lauten Knall die Tür hinter mir schließe. Hoffentlich habe ich jetzt nicht alles kaputt gemacht. Das könnte ich mir niemals verzeihen.

✧══════•❁❀❁•══════✧

Und das Drama beginnt, huehuehue xD

𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now