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Jungkook POV

Jimin
Kookie? Ist alles in Ordnung?
Geht es dir gut?
Du bist nicht in der Schule.
Bitte, ich mache mir Sorgen.
Du liest meine Nachrichten, also bist du wach.
Bitte, lass uns reden.
Es tut mir leid, wirklich.
Taehyung tut es auch leid.
Willst du dir nicht wenigstens anhören, was wir zu sagen haben?
Jungkook, wirklich, sei nicht so stur.

Wir kommen nach der Schule vorbei!

Antriebslos starre ich auf den leuchtenden Screen meines Handys. Er ist die einzige Lichtquelle in dem Raum. Seit Freitag habe ich die Vorhänge zugezogen und mich in meinem Zimmer verbarrikadiert. Mit niemandem habe ich geredet und ich habe so unglaublich viel geweint. Gott, warum heule ich überhaupt? Das habe ich doch sonst auch nie gemacht.
Meine Augen brennen fürchterlich und wenn sie jetzt Licht erblicken würden, würde ich erblinden. Das Leuchten des Handys ist fast schon zu viel.

Mehrfach hat Mama versucht mit mir zu reden. Gelegentlich war auch Jimin vor meiner Tür, doch ich wollte ihn nicht sehen. Taehyung hat mir unentwegt Nachrichten geschrieben, die ich nicht ein einziges Mal beantwortet habe.

Ich habe gegoogelt, das ganze Wochenende über. Wirklich schlau bin ich nicht geworden. Laut dem Internet könnte ich verliebt sein, doch das ist Quatsch. Ich bin Autist, so etwas wie Liebe oder dergleichen kann ich nicht empfinden. Jedenfalls dachte ich das, denn mittlerweile empfinde ich ja auch so etwas wie Zorn oder Bedauern.

Ja, ich bedauere meinen Streit mit Jimin, er fehlt mir als mein bester Freund, ich würde gern mit ihm über alles reden, ihn zu Taehyung befragen, doch mein Stolz lässt das nicht zu. Jimin hat mich verletzt also kann er sich auch bemühen. Eigentlich hat er mir vor Jahren geschworen, dass er immer bei mir sein und mich niemals verlassen wird. Das er meine Stütze sein wird, wenn andere Menschen meine Fehler nicht akzeptieren. Doch letzte Woche hat er mir klar und deutlich gemacht, dass er durchaus sein Versprechen brechen könnte, vollkommen egal, ob er es willentlich tun würde oder nicht. Und das tat mir weh. Und auch dieses Empfinden überrascht mich.

Der Bildschirm des Smartphones verdunkelt sich bis er schließlich komplett schwarz wird und mich wieder in Dunkelheit taucht. Seufzend lege ich mein Handy auf den Nachttisch und kuschele mich tiefer in die Decke hinein. Bis zum Kinn ziehe ich sie heran, sodass meine Füße freiliegen.

Jimin kommt also vorbei und er hat von einem 'Wir' gesprochen. Das kann nur bedeuten, dass Taehyung ihn begleitet. Aber will ich ihn sehen?

Die Antwort lautet eigentlich, ja. Ja verdammt, ich will ihn sehen. Nicht nur Taehyung fehlt mir mit seiner offenen, herzlichen Art, auch V vermisse ich. Taehyung hat, wie am Freitag von ihm erwähnt, nicht ein einziges Mal ein Foto geschweige denn ein Video hochgeladen. Ich hätte seine fröhliche Art so dringend gebrauchen können, sie hätte mich abgelenkt, mich alles andere vergessen lassen und meine Aufmerksamkeit nur auf ihn gelenkt. Meine Gefühle für den hübschen Jungen verwirren mich, bringen mich unglaublich durcheinander und nichts im Internet konnte mir helfen. Keine Tipps, keine Ratschläge, gar nichts. Ganz davon abgesehen, dass er ein Junge ist und ich nie gedacht habe, dass wenn ich mal, sei es noch so unwahrscheinlich, Liebe empfinden sollte, es ganz normal zu einem Mädchen ist.

Sag mir also Taehyung, bin ich in dich verliebt?

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Ein leises Klopfen lässt mich aus meinem Schlaf hochschrecken. Auf meinen Wangen spüre ich noch die getrockneten Tränen und ich reibe mir einmal über meine laufende Nase. Es klopft erneut, dieses mal ein wenig lauter und eine Stimme gesellt sich dazu.

"Kookie? Ich bin's."

Jimin. Ist es etwa schon so spät, dass die Schule vorbei ist?
Ich antworte ihm nicht und drehe mich stattdessen zur Wand, sodass mein Rücken zur Tür gedreht ist. Mir ist gerade eingefallen, dass ich vorhin nach meinem Toilettengang vergessen habe, die Tür wieder abzuschließen.

Das scheint Jimin auch zu merken, denn ich höre, wie er langsam die Klinke herunter drückt und schließlich fast geräuschlos in den Raum hineintritt.

"Warte du erst einmal kurz hier, ich rede zunächst mit ihm", höre ich ihn leise flüstern, vermutlich an Taehyung gewandt, denn ich höre seine tiefe, angenehme Stimme ein bestätigendes Grummeln entgegnen.

Noch immer leise schleicht Jimin an mein Bett heran, ich merke, wie er sich zu mir setzt und einmal tief einatmet.

"Kookie, was ist denn los mit dir? So kenne ich dich gar nicht."

Er wartet auf eine Antwort von mir, doch was soll ich sagen? Dass ich noch nie in meinem Leben so enttäuscht worden bin? Dass ich noch nie in meinem Leben überhaupt Gefühle empfunden habe und sie mich mehr als nur überfordern? Dass er verdammt noch einmal recht hatte, als er mich fragte, ob mir Taehyung fehlt?

Ich weiß wirklich nicht, warum ich so denke. Eigentlich kenne ich diesen Jungen gar nicht, nur sein Pseudonym kannte ich bisher. Doch seitdem er persönlich in mein Leben getreten ist, hat sich alles verändert. Und auch das überfordert mich. Geregelte Tagesabläufe sind wichtig für mich und Taehyung hat alles durcheinander gebracht. Und trotzdem fühle ich mich nicht unwohl bei dem Gedanken an ihn, es erscheint jedes Mal viel mehr, als würde allein seine bloße Anwesenheit mich beruhigen, als wäre er das Heilmittel meiner Erkrankung, das es eigentlich nicht geben sollte. Aber das kann ich Jimin nicht sagen, nicht wenn ebendieser Grund in der Tür steht und meinen Worten, die einem Geständnis gleichkommen, lauscht.

"Wir hatten auch noch nie Streit", ist dann meine grandiose, ausweichende Antwort und ich bin froh, dass er mir nicht ins Gesicht sehen kann. Gerade jetzt kann ich die Gefühle nicht zurückhalten und die Tränen treten mir erneut in die Augen. Versiegen sie nicht mal? So viel, wie ich an einem Wochenende geheult habe, kann doch kein einziger Mensch vertragen.

Ich spüre sacht Jimins Hand auf meinem Oberarm und kurz zucke ich unter der Berührung zusammen, doch ich entreiße mich ihm nicht. Das bestärkt ihn nur, er beginnt leicht darüber zu streichen und rutscht ein wenig näher an mich heran.

"Bitte Kookie", wispert er. "Es tut mir leid, wirklich. Bitte verzeih mir."

Ich schweige erneut, lasse seine Entschuldigung auf mich wirken und denke darüber nach. Er bemüht sich ja wirklich, also warum sollte ich dann nicht ein ebenso guter Freund sein und ihm verzeihen? Er kann immerhin nichts dafür, er ist nicht der Grund, warum mein Kopf so verrückt spielt. Eigentlich müsste ich nur auf Taehyung böse sein, denn er ist schuld an meiner Veränderung, ob sie nun gewollt war, oder nicht.

"Ich verzeihe dir, Chimchim", nuschele ich in den Stoff meiner Bettdecke ohne mich zu ihm umzudrehen.

Jimin beugt sich leicht rüber und umarmt mich einmal leicht, ehe er sich aufrichtet und geht, nun scheinbar dem Anderen das Feld überlässt.

"Jetzt bist du dran", flüstert er Taehyung zu, der nichts darauf entgegnet. Wahrscheinlich hat er als Antwort lediglich darauf genickt.

"Kannst du uns bitte alleine lassen?", fragt er dann doch leise an Jimin gewandt und ich höre, wie sich kurz darauf die Tür schließt. Lange Zeit vernehme ich nichts, bis auf Taehyungs ruhigen Atem der in der Stille unnatürlich laut erscheint. Schließlich setzt auch er sich an die gleiche Stelle wie Jimin, doch vermeidet jeglichen Körperkontakt. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, dass er es scheinbar endlich respektiert oder ob ich ihm sagen soll, wie sehr ich mir eine Berührung, sei sie noch so klein, von ihm wünsche.

"Jungkook, bitte hör mir einfach nur zu."

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Kleines Update in der Nacht für euch, nur weil ich Lust dazu hatte. xD Ich hoffe, ihr freut euch, wenn ihr aufwacht und gleich dieses Kapitel lest, das Hoffnung auf ein Happy End macht? Doch es währt leider nur kurz, ich warne euch schon einmal vor. Aber wenigstens ist Jikook wieder vereint, das habt ihr euch ja so sehr gewünscht. :)

𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt