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Taehyung POV

Ich habe mich bereits oft in meinem Leben gefragt, inwieweit ich bestimmte Ereignisse in meinem Leben mit meinen Entscheidungen beeinflussen kann. Und ich rede jetzt nicht davon, was ich morgen essen oder unternehmen soll.

Nein, ich rede von bedeutenden Ereignissen, zum Beispiel ob man tatsächlich umziehen soll, alles was man kennt hinter sich lässt. Oder welche Leute man anspricht, um sie besser kennenzulernen und sich vielleicht mit ihnen anzufreunden.

Doch es passiert nicht nur Gutes im Leben, das durfte ich bereits am eigenen Leib erfahren. Hätte ich es damals verhindern können, dass meine kleine Schwester stirbt? Ich weiß sehr wohl, dass die Antwort darauf nein klingt, denn niemand trägt die Schuld daran, es war ein Unfall und trotzdem gebe ich sie mir. Denn ich habe Mama gesagt, dass sie ruhig arbeiten gehen kann und ich Ari zu der Geburtstagsfeier fahre, zu der sie eingeladen war. Doch wenn ich nicht so gehandelt hätte, wäre sie vermutlich noch hier.

Das letzte, unvorhergesehene Ereignis in meinem Leben ist Jungkooks Geständnis. Nie hätte ich tatsächlich gedacht, dass er mich auch lieben könnte und dass er sich für mich Mühe geben möchte, um eine Beziehung mit mir aufzubauen.
Wäre es anders gekommen, wenn ich ihn damals in dem Coffee Shop direkt angesprochen hätte? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich mich trotzdem über diese Wendung freue, dass ich ihm meine Liebe schenken darf ohne groß darüber Nachdenken zu müssen.

Doch als er mir alles gestanden hat, was in ihm vorgeht, habe ich wieder einen Fehler gemacht. Ich habe ihm nichts erzählt, ihn im Ungewissen gelassen und mit dieser Entscheidung habe ich dort schon etwas heraufbeschworen, was ich niemals gedacht habe, was passieren wird. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich anders gehandelt, hätte ihm alles erzählt, damit er nie verletzt wird. Und trotzdem habe ich es nicht getan.

Die Antwort auf meine Frage lautet also: Ja. Ja, man kann das Leben sehr wohl beeinflussen, denn wenn ich es getan hätte, hätte ich Jungkook nie verletzt, nie diesen Ausdruck in seinen Augen gesehen und nie den Schmerz auf meiner Wange gespürt, als er mir diese Ohrfeige gab. Doch ich habe selbst Schuld und das weiß ich. Und das tut weh.

Und nun sitze ich hier in meinem Zimmer, heule mir die Augen aus dem Kopf und bemitleide mich selbst. Jungkook ist gegangen, hat mich einfach allein gelassen, obwohl ich ihn gerade jetzt so sehr brauche.
Warum ist er jetzt nicht bei mir?
Warum nimmt er mich nicht in den Arm und tröstet mich?
Warum murmelt er mir nicht in mein Ohr, dass alles gut werden wird?
Warum war ich auch so ein Idiot und habe so gehandelt, wie ich es nun einmal getan habe?

Die letzte Frage kann ich nur mir selbst beantworten, aber ich kenne die Antwort dennoch nicht. Ich habe einfach nicht nachgedacht, habe nicht erwartet, dass die ganze Handlung solch eine Wendung nimmt und vielleicht nun alles zerstört hat.

Ich umklammere das Kissen an meiner Brust fester, während ich aus dem Fenster starre und die Regentropfen dabei beobachte, wie sie sich ein Wettrennen liefern.
Meine Tränen laufen mittlerweile nur noch stumm über meine Wangen, eigentlich merke ich sie gar nicht mehr. Ich weine nun schon so lange und es ist innerhalb der letzten Stunden zur Gewohnheit geworden.

Ich heule nicht oft, wenn nicht sogar gar nicht, außer es ging um meine Schwester. Sei es ihr Tod an sich, ihr Todestag oder generell meine Erinnerungen an sie. Ich könnte jedes mal losheulen, wenn ich nur an sie denke, doch ich halte mich zurück. Ich habe ihr geschworen, dass ich für sie glücklich bin, doch manchmal breche ich widerwillig diesen Schwur.

Und heute weine ich wieder, es ist ihr dritter Todestag, doch nicht wie sonst ist sie der Grund, warum ich es tue. Denn heute ist der Grund dafür Jungkook.

Ich hasse mich selbst dafür, dass ich ihn so vor den Kopf gestoßen und ihn verletzt habe. Ich hätte wissen müssen, wie er darauf reagiert, hätte dem vorbeugen sollen und für ihn da sein sollen. Doch das habe ich nicht und es war vermutlich die schlimmste Entscheidung meines Lebens.

Ich hasse mich selbst dafür, am liebsten würde ich mich schlagen, den Kopf immer wieder gegen die Wand hauen und am liebsten mit der Faust einen Spiegel zerschmettern. So etwas würde ich normalerweise tun, meinen Zorn Überhand gewinnen lassen, ihn rauslassen, damit ich mich besser fühlen kann. Doch dieses mal ist alles anders.

Dieses mal fühle ich nur Trauer. Es fühlt sich ähnlich an wie damals, als ich Ari verlor und ich glaube man kann das von heute schon damit vergleichen.
Seine vor Wut funkelnden Augen, seine angespannte Körperhaltung, seine zitternde Stimme...all das hat mir verraten, wie sehr ich meinen Freund verletzt habe und haben mir das bestätigt, was ich niemals wieder wollte.

Ich habe den wichtigsten Menschen meines Lebens verloren. Und ich allein bin schuld daran.

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Jaaa, ein verwirrendes Kapitel, ich weiß, aber ich sage euch, dass alles weitere in den nächsten aufgeklärt wird, keine Sorge. :)

𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now