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Taehyung POV

Was braucht man eigentlich, um glücklich zu sein? Geld? Familie? Ruhm? Und was ist eigentlich genau 'Glück'? Definiert es sich für jeden Menschen anders?
Ich weiß jedenfalls zu hundertprozent, dass ich mein Glück gerade in Armen halte. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, als ich Jungkook in meiner Zimmertür stehen sah, mit gepackter Tasche und nicht mit wütendem, sondern eher verzweifeltem und sehnsüchtigem Ausdruck. Ich hätte erstens nicht gedacht, dass er überhaupt kommt und zweitens habe ich nicht erwartet, dass er so schnell hier wieder steht.
Aber nun ist er hier, sitzt auf meinem Schoß und hat die Arme um meinen Hals geschlungen, schmiegt sein Gesicht in meine Halsbeuge und sagt einfach nichts. Es ist so angenehm, ihn einfach wieder fühlen zu können, ihn riechen zu können und seine Stimme gehört zu haben, dass ich gerade nichts anderes brauche. Ich schließe entspannt die Augen und lehne meinen Kopf auf mein Bett hinter mir, streichele ihm sanft über den Rücken und genieße die kleinen Küsse, die er gelegentlich auf meine Haut drückt.
Doch irgendwann richtet er sich auf und als ich die Augen verwundert öffne, sehe ich, wie er mich mustert und anscheinend etwas sagen möchte.

"Was es auch ist, Kookie, ich beantworte dir nun wirklich alle Fragen."

Er hadert noch einen Augenblick mit sich, fragt sich wahrscheinlich, ob ich das ernst meine, aber mit einem aufmunternden Nicken untermale ich noch einmal meine Aussage.

"Wenn Yuna doch angeblich vor drei Jahren gestorben ist, so wie es dein Brief verrät, warum ist sie dann hier?"

Mein Blick verfinstert sich und ich starre eine Weile auf den Boden, fixiere die Box, die ich so lange verschlossen hielt, blicke zu den Briefen, die noch aufgeklappt daneben liegen, den vielen Fotos, die so viele Erinnerungen bergen und schließlich wieder in Jungkooks Augen, die meinen Blick neugierig erwidern.

"Ich weiß es nicht, Kookie. Wie in dem Brief steht, dachte ich, sie wäre tot."

"Hast du sie denn nicht gefragt?"

Ich lächele leicht, fast ein bisschen müde, denn von dem vielen Weinen und den ganzen Gefühlen heute bin ich richtig erschöpft.

"Ich hatte aktuell andere Sorgen. Ich habe dich verletzt und du bist abgehauen. Da lagen meine Prioritäten woanders als ein Kaffeekränzchen mit Yuna zu führen."

Jungkook nickt verständnisvoll und richtet sich auf, reicht mir seine Hand, um mir ebenfalls aufzuhelfen und deutet auf die Tür.

"Dann lass sie uns befragen, damit wir wirklich damit abschließen können."

Ich lasse mich von dem Jüngeren hinterherziehen, der zielstrebig unser Wohnzimmer ansteuert, wo wir tatsächlich die beiden Mädchen vorfinden. Sie unterhalten sich gerade mit meiner Mutter, die furchtbar am Weinen ist und Yuna immer wieder in den Arm nimmt. Ich kann sie ja verstehen, sie hat Yuna immer wie eine Tochter geliebt, aber ich kann das nicht mehr von mir behaupten. Yuna ist mir zwar nicht egal, aber mehr ist da auch nicht mehr.

"Tae", sagt meine Mutter erleichtert, als sie mich reinkommen sieht, steht auf und zieht mich in eine kurze Umarmung, ehe sie sich Jungkook zuwendet und ihm dieselbe Zärtlichkeit zukommen lässt. Erstaunlicherweise lässt er es locker über sich ergehen, wahrscheinlich ist es wirklich deshalb, weil Mama und ich uns so ähnlich sind.

"Asuka", spreche ich als erstes meine beste Freundin an, die bei dem Klang ihres Namens leicht zusammenzuckt und mich ansieht. "Wusstest du, dass Yuna noch lebt?"

Sie schüttelt bedrückt den Kopf und schluchzt einmal auf, als Yuna ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin legt. "Nein Tae, das wusste ich nicht. Sie stand heute plötzlich vor meiner Tür und hat dich gesucht. Als ich ihr sagte, du seist nach Seoul gezogen, wollte sie unbedingt her."

Ich nicke einmal. Asuka ist eine treue Seele, sie würde mich nie belügen, auch nicht, wenn es um ihre beste Freundin geht. Sie hat damals genauso gelitten wie ich und hätte sie von Yunas Überleben gewusst, hätte sie nie so reagiert.

"Yuna", spreche ich nun meine Exfreundin an und gehe einen Schritt auf sie zu, umklammere jedoch weiterhin Jungkooks Hand, der meine ein wenig drückt, um mir zu zeigen, dass er bei mir ist. "Warum bist du hier? Wie kann es sein, dass du nicht gestorben bist? Beziehungsweise, warum wurde mir das so erzählt? Wo bist du drei Jahre lang gewesen?"

Die Angesprochene atmet mit geschlossenen Augen einmal tief durch, ehe sie sie wieder öffnet und mich ansieht.

"Taehyung, das ist eine lange Geschichte. Ich fange also am besten von vorne an.
Zuerst erinnerte ich mich nicht an den Unfall. Ich hatte eine Amnesie und zu dem Zeitpunkt lagst du noch im Koma. Ich erwachte relativ schnell, ich war längst nicht so stark verletzt wie du, doch es hat gereicht, um mich ordentlich aus der Bahn zu werfen. Viele meiner Knochen waren gebrochen, ich musste das laufen neu lernen und irgendwann kamen alle Erinnerungen wieder. Mein Gewissen plagte mich seit dem Tag ununterbrochen und ich wusste, du würdest mich hassen. Also bat ich jeden darum, solltest du einmal aufwachen, dass man dir sagt, ich sei tot.
Ich verließ Korea und wanderte mit meiner Familie nach Amerika aus. Dort gab es viele Kliniken, die mir besser helfen konnten, mein Leben wiederaufzubauen. Doch mein schlechtes Gewissen konnte mir keiner nehmen.
Seit einigen Monaten geht es mir wieder gut, jedenfalls körperlich gesehen. Aber ich musste herkommen und mit dir darüber sprechen, andernfalls würde ich nie wieder ein ruhiges Leben führen können." Sie macht eine Pause, in der ihr Blick auf Jungkook fällt, der ihren Worten ebenfalls interessiert gelauscht hat. "Es tut mir leid, dass ich euch Ärger bereitet habe. Es war naiv von mir zu denken, Tae würde mich noch immer lieben. Oder es war Wunschdenken, ich weiß es nicht. Jedenfalls entschuldige ich mich besonders bei dir, Jungkook. Du warst vermutlich ordentlich vor den Kopf gestoßen."

Mit einer ernstgemeinten Entschuldigung an Jungkook beendet sie ihren Monolog und sieht wieder zu mir. Ich weiß jedoch nicht, was ich dazu sagen soll. Sie hat uns alle jahrelang belogen, nur um so egoistisch zu sein und alles hinter sich lassen zu wollen? Ich weiß nicht, wer dieses Mädchen dort vor mir ist, aber es ist keinesfalls die Yuna, die ich Mal kannte.

Ich nicke einmal als Bestätigung, dass ich ihre Worte vernommen habe und wende mich um. Diesen Raum muss ich schleunigst verlassen, sonst überkommen mich wieder meine Gefühle und das will ich nicht.

"Tae!", ruft Yuna mir noch hinterher und mit Jungkook an der Hand bleibe ich noch kurz stehen, drehe mich aber nicht zu ihr. "Ich hoffe sehr, du kannst mir irgendwann verzeihen. Ich bin noch ein paar Tage in Seoul, vielleicht können wir noch einmal reden."

Ich weiß nicht so recht, ob ich das möchte, aber ich weiß, dass ich nun alleine mit Jungkook sein möchte. Immerhin müssen wir einige Stunden unseres Wochenendes wieder aufholen.

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Es tut mir wirklich leid, euch mitteilen zu müssen, dass V-Blog bald endet. Ich bin auch traurig darüber, diese Story liegt mir sehr am Herzen und hat mir wahnsinnig Spaß gemacht, aber alles braucht irgendwann ein Ende. Doch es wird sicher nicht das Letzte gewesen sein, was ihr von mir lest.
Es erwarten euch vielleicht noch vier Kapitel. Ich möchte die Story glatt bei 45 enden lassen xD Ich hoffe ihr freut euch noch über die folgenden Kapitel und bleibt weiterhin meine treuen LeserInnen.

Eure Tae-Rah 💕

𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt