chapter two - i want to break free

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track no. 2 ♫
i want to break free;
by queen


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DAS OCTAGON WAR EIN hochgeschlossener Gebäudekomplex aus in der Straßenbeleuchtung schimmernden Glasflächen, die schrägwinkelig dem Betongrundkörper entwuchsen, orthogonal angeordneten, robusten Stahl-Querstreben im Bauhausstil und einem weitläufi...

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DAS OCTAGON WAR EIN hochgeschlossener Gebäudekomplex aus in der Straßenbeleuchtung schimmernden Glasflächen, die schrägwinkelig dem Betongrundkörper entwuchsen, orthogonal angeordneten, robusten Stahl-Querstreben im Bauhausstil und einem weitläufigen Eingangsbereich, der trotz des unablässigen Nieselregens mit einem roten Samtteppich ausgelegt war. Aufgrund seiner Weiträumigkeit war der Haupteingang von Seouls angesagtestem Nachtclub in eine Seitenstraße verlegt worden, und sich des gesamten Platzes erquicken konnte, den er benötigte.

Eine lange Schlange hatte sich bis auf die Hauptstraße gebildet; unter riesigen, schwarzen Regenschirmen waren die Grüppchen zusammengerottet; zitterten in ihren dünnen Abendkleidern und hofften allesamt inbrünstig darauf, dass der Regen endlich versiegen würde.

Jimin war früher oft im Octagon gewesen; er hatte während seines achtzehnten Lebensjahr beinahe jede Freitag- und Samstagnacht in den schummrig beleuchteten, höhlenartigen Hallen verbracht, die von Live-Musik und teuren Getränken an der Bar bestimmt gewesen waren. Nach seinem Absturz und dem daraus resultierenden Entzugs in einer Klinik im Süden des Landes hatte er seine Freunde immer seltener in den Club begleitet; zunehmend argwöhnisch und skeptisch gegenüber den Stoffen, die man dort in der Abgeschiedenheit der VIP-Räume konsumiert hatte.

Es fühlte sich richtiggehend falsch an, nun wieder auf dem roten Teppich zu stehen und darauf zu warten, das die ermüdend langsame Kolonne der anderen Clubgäste sich langsam in den überdachten Bereich vor dem Haupteingang bewegte. Früher hatte er selten einmal angestanden—VIPs erfuhren, wie sollte es auch anders sein in ihrer kapitalistischen Gesellschaft, eine Sonderbehandlung—und so hatte er nur dann warten müssen, wenn sie kurzfristig und ohne Reservierung hierher gekommen waren. Zudem war er nie alleine hier gewesen; meistens flankiert von Lee Seojoon, seinem besten Freund seit Kindestagen, Choi Youngja, einem Mädchen, mit er im vergangenen Jahr eine halbherzige Beziehung eingegangen war, und den immer wechselnden Gesichtern seiner übrigen Freunde, von denen keiner sich lang genug in seiner Gunst gehalten hatte.

Er war mit seinen Freunden damals umgegangen wie mit seinem Geld; übermäßig verschwenderisch und sorglos—unweigerlich wissend, dass für jeden, den er und Seojoon vor den Kopf stießen, ein Neuer nachrücken würde, der bereit war, für ein paar Abende in ihrer Gegenwart alles zu tun.

Beim Gedanken an den sarkastischen, cleveren Jungen, den Jimin früher seinen besten Freund genannt hatte, fühlte er einen schmerzhaften Stich in seinem Magen. Er hatte seit fast drei Wochen nichts mehr von Seojoon gehört; und auch wenn er nichts anderes erwartet hatte als absolute, eiskalte Stille, war es dennoch ein eigenartiges Gefühl, die prominente Oberflächlichkeit in der engen Freundschaft zu erkennen, die er beinahe sein gesamtes Leben geführt hatte.

PURPLE RAINWhere stories live. Discover now