chapter nine - breakfast in america

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track no. 9 ♫
breakfast in america;
by supertramp


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IN DEN ZWEI TAGEN, DIE JIMIN ZUR vollständigen Genesung benötigte, sah er niemand anderen als Taehyung, Hoseok oder Seokjin—und das, obwohl die Präsenz der übrigen, feindseligeren Kkangpae in diesem Haus nicht zu verleugnen war

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IN DEN ZWEI TAGEN, DIE JIMIN ZUR vollständigen Genesung benötigte, sah er niemand anderen als Taehyung, Hoseok oder Seokjin—und das, obwohl die Präsenz der übrigen, feindseligeren Kkangpae in diesem Haus nicht zu verleugnen war. Sie äußerte sich in erhitzten Debatten vor Taehyungs Zimmertür, wütenden Stimmen aus den Tiefen des Lofts und—einmal, als Jimin wieder zu Kräften gekommen war und es sich zutraute, eigenständig in die Küche vorzudringen—einem hasserfüllt funkelnden Jeongguk, der wohl nur nicht auf Jimin losging, weil in diesem Augenblick ein verschwitzter und teilweise leicht verkohlter Hoseok aus der Kellertür stolperte.

In diesen zwei Tagen hatte das zarte Band, das sich zwischen Taehyung und ihm ausgebildet hatte, alle Zeit zu reifen und sich zu beständigen, reißfesten Strängen zu manifestieren, sodass Jimin nach diesen läppischen achtundvierzig Stunden kaum noch eine Zeit kennen wollte, in der er nicht in aller Regelmäßigkeit auf Taehyungs Schulter gelehnt hatte und ihm dabei zusah, wie er die Großfamilie mit einer eigenartigen Liebenswürdigkeit hegte und pflegte, die sich hinter seinem Bildschirm hervortat.

Er begann den blonden Kkangpae auf eine Art wertzuschätzen, die Schande über die geradezu einseitige, unfruchtbare Freundschaft mit Lee Seojoon brachte. Hatte er tatsächlich all die Jahre auf jemanden verschwendet, der niemals bereit gewesen war, auch nur eine Unze für ihn zu opfern und auf die Waagschale der Selbstlosigkeit zu legen? War Seojoon tatsächlich die gesamte Zeit über so selbstversonnen gewesen, dass ihm Aufopferung nicht im Entferntesten in den Sinn geschossen wäre? Und war nicht auch Jimin selbst daran Schuld, wenn ihm diese glasklare, offensichtliche Oberflächlichkeit nicht ins Auge gefallen war? Konnte er Taehyung nur deshalb wertschätzen, weil er sich selbst verändert hatte? Weil er plötzlich eine Freundschaft suchte, die jenseits von gönnerhaft erfüllten Gefallen und engherzigen Sticheleien verlaufen sollte?

Die Tatsache war; egal, wie Jimin es drehte und wendete—Taehyung war ein Phänomen. Die Unnahbarkeit, die er damals im Octagon ausgestrahlt hatte, die ihn in einer eisigen, tödlichen Aura umgeben wollte; sie war ein Trug—eine einzige (und falsche) Fremdwahrnehmung, die der Weichheit seines Herzens das schlimmste Unrecht tat.

Jimins Gedanken kamen in diesen Tagen oft auf die Worte zurück, die Hoseok ihm gegenüber geäußert hatte, als er seine Sorge und Abscheu gegenüber Taehyung—Victory—ausgedrückt hatte. Er ist... nicht so wie du denkst, hatte er kopfschüttelnd und beinahe eine Spur... verletzt gemeint. Wahrscheinlich, weil er den echten, den wahren Kim Taehyung kannte (und liebte) und es nicht ertragen konnte, wenn jemand sich von Victory blenden ließ.

Jimin begann beinahe so etwas wie aufkeimende Freundschaft zu Hoseok zu fühlen, der sich erstaunlich oft in ihrer Nähe aufhielt; oftmals nur am Rande ihrer verspielten, teilweise belanglosen Konversationen, beizeiten ein ironisches Wort einwarf—und Jimin meinte zu verstehen. Hoseok schien ihn als Puffer zu sehen, als menschgewordene Schadensbegrenzung, in deren Nähe er Kim Taehyung ertragen konnte, ohne danach das Gefühl zu haben, sich einen verrosteten Nagel ins Herz getrieben zu haben. So erfuhr er auch Kleinigkeiten über den Mechaniker; zum Beispiel, dass er dreiundzwanzig Jahre alt war und vor zwei Jahren zu Bang Tan Pa gestoßen war, als vierter der gegenwärtigen Aufstellung. „Yoongi brauchte dringend neue Leute", hatte er vage gemeint und Jimin hatte sich nicht getraut nachzufragen. „Und als Mechaniker bin ich seiner Autoaffinität wohl ganz Recht gekommen."

PURPLE RAINWhere stories live. Discover now