chapter fifteen - a whiter shade of pale

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track no. 15 ♫
a whiter shade of pale;
by procul harum

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ALS DIE KLAVIERKLÄNGE VERSIEGTEN, und der letzte elfenbeinerne Ton in der Weite des Korridors verklungen war, stellte Jimin fest, dass das kontinuierliche Pochen seiner Halswunde in den vergangenen Minuten (oder waren es nur Sekunden gewesen?) völ...

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ALS DIE KLAVIERKLÄNGE VERSIEGTEN, und der letzte elfenbeinerne Ton in der Weite des Korridors verklungen war, stellte Jimin fest, dass das kontinuierliche Pochen seiner Halswunde in den vergangenen Minuten (oder waren es nur Sekunden gewesen?) völlig nachgelassen hatte. Erst, als die Stille den Gang wieder durchzog wie ein negatives Klangmuster der Apathie, spürte er, wie das aufmerksamheischende Ziepen wieder durch seinen gesamten Körper hämmerte, als sei es niemals fort gewesen.

Er legte seine Finger an den Verband an seinem Hals, fühlte, wie ein wütendes Aufbäumen seiner empfindlichen Nervenzellen, von der federleichten Berührung seiner Hand ausgelöst, entlang seines Halses zuckte. Dennoch; er musste sagen, dass er sich weitaus kräftiger fühlte, als Seokjin und Taehyung ihm glauben gelassen hatten—er konnte sich mühelos auf den Beinen halten, ohne, dass ihm schwindelig wurde, und obgleich ihm ziemlich kalt war, stellte er fest, dass seine Finger nicht zitterten.

Erst jetzt, als die einnehmenden, durch die Luft perlenden Klaviertöne verklungen waren, vernahm er aus dem anliegenden Loft den charakteristischen Allerweltslärm, der ihn während seines letzten Aufenthalts in diesen Mauern schon beinahe rund um die Uhr umfangen hatte. Das Klirren von Kochgeschirr, virtuell hervorgerufene Schusssalven und unverständliche Stimmen, die sich lachend und unbekümmert über all die Belange, all die Verknüpfungen und Augenblicke unterhielten, die sie durch ihren engen Zusammenhalt miteinander verband—und die Jimin niemals hoffte könnte, zu verstehen, nicht in hunderttausend Jahren.

Er wollte sich gerade in Richtung Loft wenden, um Seokjin, der sich vermutlich in der Küche betätigte, Gesellschaft zu leisten, da er schlichtweg nicht den leisesten Schimmer hatte, wie er seine Zeit sonst verbringen sollte, nun, da Taehyung und Hoseok hoffentlich das erste klärende Gespräch ihres gesamten gemeinsamen Lebens führten. Hoffentlich. Kaum, dass er sich jedoch in Bewegung gesetzt hatte, öffnete sich eine der schwarzen, seriell gleichaussehenden Türen zu seiner Linken und Yoongi trat heraus; ein Handy in seiner Hand, in das er mit der rechten Hand etwas eintippte, während er mit der anderen die Tür hinter sich zuzog.

Er schien die Anomalie im Korridor sofort auszumachen und hob jäh den Blick, als er Jimin keine zwei Meter von sich entfernt erkannte, der ihn aus überrascht aufgerissenen Augen anstarrte. Yoongi trug ein weißes T-Shirt, das seiner Haut zum ersten Mal in seinem Leben eine Spur der Lebendigkeit einhauchte; ein roter Schimmer auf seinen Wangen und ein Glänzen in den Augen, das Jimin so noch nie an ihm gesehen hatte. Ihm fiel erstmals auf, was für breite, deutlich definierte Schultern Yoongi trotz seiner eigentlich geringen Größe besaß, die sich unter dem Stoff des T-Shirts abzeichneten. Er war nicht wirklich muskulös oder kantig, so wie das vielleicht bei Taehyung oder ihm selbst der Fall war, aber da war eine wunderschöne Fragilität an seinen klar hervorstehenden Knochen, an der Art und Weise, wie sein Schlüsselbein sich gegen seine blasse Porzellanhaut hervorhob und ihn Jimin den brennenden Wunsch erweckte, seine Hand darüber gleiten zu lassen und zu erfühlen, wie es in die Muskeln seines Halses überlief und dort an der Verbindungsstelle einen nahtlosen Übergang zwischen Yoongis bezeichnender Dualität bildete. Der Zerbrechlichkeit, die nur seine Augen zu äußern schienen, und auch nur, wenn Jimin lang genug hinsah, und die Härte, die markante Unnachgiebigkeit, die er... irgendwie bewundernswert fand.

PURPLE RAINWhere stories live. Discover now