chapter twenty-three - california dreamin'

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track no. 23 ♫
california dreamin;
by the mamas and the papas

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DER ZWEITE SCHUSS FIEL, NOCH BEVOR der Kopf seiner kleinen Schwester leblos zur Seite sacken konnte

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DER ZWEITE SCHUSS FIEL, NOCH BEVOR der Kopf seiner kleinen Schwester leblos zur Seite sacken konnte. Er löste sich aus einer Pistole hinter ihm und Jimin erkannte Eun Ae durch seine blinden, verschleierten Augen, auf denen ein Nebel der ungemeinen Fassungslosigkeit lag.

Sie hielt eine Pistole in der vollkommen ruhigen Hand, die von ihrer anderen Hand unter dem Schaft festgehalten wurde; ein steinerner, regungsloser Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ein paar eigenartig apathische Sekunden glaubte er, sie habe auf ihn gezielt und sich so dem zweiten ihrer Kinder entledigt, für das sie offenbar keine Verwendung hatte, aber da ertönte ein dumpfer Aufprall unmittelbar neben ihm und Jimin fuhr herum, nur um zu sehen, wie einer der schwarz gekleideten Leibwächter zu Boden ging; offensichtlich unmittelbar ins Gesicht getroffen. Das Blut kroch über den Boden so eilig auf ihn zu, dass er kaum Zeit gehabt hätte auszuweichen, doch er rührte sich ohnehin nicht von der Stelle. Seine Arme umschlangen den Oberkörper seiner kleinen Schwester; er konnte nichts anderes tun als sie festzuhalten, verzweifelt über ihr Gesicht, ihr Haar, die feuchte, warme Einschussstelle zu fahren, immer und immer, als könnte er ihr dadurch das verlorene Leben einzuhauchen.

Auf einer rationalen, weit abgeschlagenen Ebene wusste er, dass sie tot war. Er wusste, was unnatürlich geweitete Pupillen bedeuteten—dass das Schwarz in ihren Augen das weiche, warme Braun erstickt hatten—er wusste auch, dass der Schuss ihr Herz getroffen haben musste, wenn man auf die Unmengen an Blut schloss, die auf ihrem Mantel und seinen Händen verteilt waren. Er wusste, dass ihre Haut noch nie so weiß gewesen war, er wusste, dass es nur Minuten dauern würde, bis ihr Körper so abkühlte, dass niemand ihn noch als lebensfähig erachten würde. Jimin wusste all das, und trotzdem hielt er sie fest, während um ihn herum die Hölle losbrach. Er hielt sie fest, während die friedliche Geräuschkulisse im Park zu einem panischen, angsterfüllten Kreischen anschwoll, hunderte Stimmen durcheinander brüllten; am Rande seines Blickfeldes diejenigen Zivilisten, die er zuvor noch für ihre Teilnahmslosigkeit verurteilt hatte, aufgeschreckt davonstoben; nur weit, weit fort von dieser unglaublichen Gefahr, dieser Willkür, die eine ungesicherte Pistole für sie darstellte. Sie flohen mit ihren Leben, mit ihren Kindern, ihrer Zukunft und ihrer Hoffnung; all das, das in Jimins Armen gerade für immer erkaltete.

Seine Mutter schrie etwas auf einer fremden Sprache, die ihre Stimme besser kleidete, als Koreanisch es jemals getan hatte. Sie klang entrückt, losgelöst von der Bedeutung ihrer Worte, während sie mit einer einzigen, erstaunlich instinktiven Bewegung neben ihm auf die Knie fiel, und Jisoos Kopf in ihre Hände nahm. „Jisoo", wisperte sie, mehr Emotion in ihrer Stimme, als er sie jemals dort gehört hatte. „Watashi no musume." Sie strich über Jisoos Haaransatz, ihre zwei Zöpfe, die auf diese... so typische Weise geflochten waren; unordentlich und irgendwie so, als habe sie nach der Hälfte der Zeit vergessen, in welche Richtung sie angefangen hatte.

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