epilogue - two years later

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track no. 33 ♫
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end of tape


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ES WAR EINE DIESER NÄCHTE, IN DER die Luft so kalt war, dass Einatmen ein kalkuliertes Risiko darstellte, das man zuerst lieber abwog

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ES WAR EINE DIESER NÄCHTE, IN DER die Luft so kalt war, dass Einatmen ein kalkuliertes Risiko darstellte, das man zuerst lieber abwog. Es war eine dieser Nächte, in denen er früher nicht vor die Tür getreten wäre—nicht, wenn er nicht unbedingt dazu gezwungen worden war. Eine dieser Nächte, in denen er sich auf den Dachgiebeln dieser Stadt unbezwingbar vorkam. (Und es vermutlich auch war.)

Es war eine dieser Nächte, deren Schönheit er erst seit zwei Jahren zu schätzen wusste—und in wessen Gegenwart sie am allerbesten zu verbringen war.

„Chim, kommst du?"

Taehyung stand am Ende des Dachgiebels, seine Schuhe in einer exakten Linie auf der Verbindungslinie zwischen Schornstein und dem nächsten Dach. Der Mond warf einen silbernen Schimmer auf sein helles Haar und ließ das gesponnene Gold in der Nacht glänzen, wie ein Leuchtfeuer, das ihn immer wieder zu ihm zurückführen würde, wenn es nur nötig war.

„Ja", gab Jimin leise zurück und lehnte sich über den Rand des Daches hinab, um auf die schlecht erleuchtete Gasse zu blicken, die mehrere Meter unter ihnen verlief und sich in Dunkelheit hüllte. Seine geschulten Augen sahen nichts, das auf Ungewöhnlichkeit hinwies; aber er war inzwischen dazu übergegangen, Taehyung auf ihren Streifzügen blind zu vertrauen.

Er legte die letzten paar Meter zu seinem besten Freund zurück, der ihn mit schief gelegten Kopf, prüfenden Blick und einem tiefen Lächeln in seinen Mundwinkeln empfing.

„Bereit?"

Jimin verdrehte die Augen und vergrub seine Finger in den Ärmeln seiner Jacke. „Niemals wirklich, Taehyung."

„Hör auf, an dir zu zweifeln. Du schaffst das." Er schenkte ihm eines seiner breiten, strahlenden Grinsen, die sich von der ersten Sekunde an in seine Netzhaut geprägt hatten, und breitete die Arme aus, sodass er in den schummrigen Lichtverhältnissen ihrer undeutlichen Kulisse der abgelegenen Wolkenkratzer wie ein ein glimmender Racheengel wirkte, der nicht zögerte, die Straßen unter ihm in seiner Rechtschaffenheit zu richten.

Dann ließ er sich einfach fallen und Jimin durchzuckte wie jedes Mal ein jäher Anflug der Panik, der sich hauptsächlich daraus deklarierte, inwieweit er ihm hinterherspringen wollte.

Als er die letzten Meter zum Rand des Daches zurücklegte, sah er gerade noch, wie Taehyung elegant auf dem leeren Balkon des gegenüberliegenden Hauses aufgekommen war, sich in seiner Länge einmal abrollte, ehe er die sich über das schmiedeeiserne Geländer schwang und ein erneutes Mal einen Sturz über ein knappes halbes Stockwerk wagte—diesmal mit einer Feuerleiter als seine Aufhängung, an der ein einmal, zweimal ausschwang, bevor er mit beiden Füßen unbekümmert auf dem Gassenboden aufkam. Jimin seufzte tief auf und schloss die Augen.

PURPLE RAINWhere stories live. Discover now