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„Schön hast du es hier gemacht", lobte Klaus und überblickte, an der Brüstung stehend, den Innenhof.

„Tatsächlich brauchte es nur einen neuen Anstrich hier und da", grinste ich und stellte mich neben ihn.

Er nickte wissend und wendete den Blick ab.

„Was ist los?", erkundigte ich mich.

„Ich habe es mir anders vorgestellt", gestand er.

„Und was hast du dir vorgestellt? Dass du zurückkommst und die Stadt wieder weiter regieren könntest, so als wäre nie etwas geschehen?"

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„Und was hast du dir vorgestellt? Dass du zurückkommst und die Stadt wieder weiter regieren könntest, so als wäre nie etwas geschehen?"

„Die Stadt ist mir egal, was mich mehr stört, ist, dass du dein Versprechen gebrochen hast", brummte er wütend und seine Augen funkelten.

„Was meinst du damit? Ich habe Hope, wie versprochen großgezogen, wie du siehst, geht es ihr gut."

„Und dennoch weiß sie rein gar nichts von mir!"

„Klaus, sie ist vier Jahre alt, weißt du wie verwirrend das für das Mädchen wäre, ihr zu sagen, dass ihre Mutter sie ihrer Urgroßtante übergab und sich nicht mehr daran erinnern kann und, dass ihr Vater, der sie jahrelang ins Bett brachte und ihr Gute-Nacht-Geschichten vorlaß, eigentlich ihr Onkel ist, und ihr Vater, der tot war, nun doch wieder lebt. Klaus, sie wissen nichts von dem, was sie sind oder was wir sind. Selbst Kol reißt sich zusammen, wenn er hier ist, nur um den Schein einer heilen Welt zu wahren", erklärte ich schroff, „Schön, dann hab ich mein Versprechen nicht eingehalten, aber ich habe sie beschützt, indem ich sie aus allem rausgehalten habe und glaube mir, angesichts unserer Position, war das alles schwieriger, als es sich anhört."

Genervt stieß er sich von dem Geländer ab und atmete tief aus.

„Ja, ich dachte, ich komme zurück in eine Stadt, die zugrunde gegangen ist, weil ich nicht hier war, um sie zu retten, ja, ich dachte, ich komme zurück, während meine Geliebte mit meinem Kind auf mich wartet, ja, ich dachte, dass ich zurückkomme und wieder da weitermachen kann, wo ich aufgehört habe, stattdessen regiert mein Bruder die Stadt und hat sie noch besser gemacht, als ich es jemals gekonnt hätte. Meine Geliebte sieht nur einen Freund in mir und meine Tochter kennt mich nicht. Verzeih mir, dass ich es erst verarbeiten muss, dass sich sämtliche Hoffnungen in Luft aufgelöst haben!"

„Hey, ich kann nichts für deine naive Art, also lass deine Laune nicht an mir aus! Und nur weil es sich nicht so entwickelt hat, wie du es wolltest, heißt es noch lange nicht, dass es nicht noch so werden kann."

„Ach ja? Ich denke nicht, dass mein Bruder freiwillig die Krone abgeben will und wie du schon sagtest, würde es Hope nur verwirren, wenn sie die Wahrheit kennen würde, also wie soll es deiner Meinung nach so werden, wie ich es mir vorstelle?"

„Indem du aufhörst, immer gleich alles zu wollen! Herrsche an der Seite deines Bruders und trachte nicht sofort nach der Krone! Verbringe Zeit mit deiner ‚Nichte' und lernt euch kennen, irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sie alt genug ist, um die Wahrheit zu verstehen, dann kannst du ihr Vater sein", schlug ich vor, „Hier komm her."

Ich trat einen Schritt näher und legte meine Hände auf seine Schläfen. Sämtliche Bilder der letzten Jahre rauschten vorbei. Der Tag an dem Hope das erste Wort sagte, als sie lernte, mit dem Löffel alleine zu essen, als sie angefangen hatte zu krabbeln, dann zu laufen, all diese Erinnerungen schenkte ich ihm. Überwältigt von seinen Gefühlen sah er mich an.

„Denkst du immer noch, ich habe mein Wort nicht gehalten, nur weil ich ihr noch nicht von dir erzählt habe?"

Einsichtig senkte er den Kopf und suchte nach Worten.

„Danke", nuschelte er.

„Was? Sag das noch einmal", spottete ich.

„Fordere mich nicht heraus, nur weil du für meine Tochter gesorgt hast, heißt das noch lange nicht, dass ich dich nicht doch eines Tages töten werde", drohte er und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

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The Original TribridWhere stories live. Discover now