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Alexander

Nervös folge ich Magnus durch das prachtvolle Haus und weiß nicht, warum meine Beine sich so wackelig anfühlen. Dieser kurze Körperkontakt mit ihm, hatte mich völlig aus der Bahn geworden, denn ich hatte das Gefühl, als wären tausend Blitze durch mich hindurch gegangen. Magnus steigt eine lange Treppe hinauf und ich frage mich, wie Ragnor diese hochkommen soll. Als hätte er meine Gedanken gehört, bleibt er plötzlich stehen, sodass ich fast in ihn hinein renne. "Morgen früh kommt jemand um einen Treppenlift einzubauen, dass macht es uns erheblich leichter mit ihm." Ich nicke und wir gehen weiter nach oben. Dort stehen wir in einem langen Flur, von dem mehrere Türen abgehen. Er zeigt auf die Erste. "Dort wird dann ab morgen Ragnors Zimmer sein, bisher schläft er unten." Er öffnet die Tür, damit ich einen Blick hinein werfen kann. Es ist gemütlich eingerichtet, aber den Großteil nimmt ein großes Krankenbett ein. Angrenzend an dieses Zimmer liegt ein Badezimmer und auch dieses ist großzügig eingerichtet. In diesem Zimmer liegt ein besonderer Duft und ich weiß, wo ich ihn gerochen habe. "Es war dein Zimmer richtig?" frage ich leise und Magnus sieht mich erstaunt an. "Woher weißt du das?". Ich merke, dass ich erröte. "Es riecht nach dir." Mit großen Augen sieht er mich an. "Wonach rieche ich denn Alexander?" Meine Knie werden weich. "Naja, es riecht gut. Nach Sandelholz. Und Alec reicht vollkommen." Eine Weile starrt er mich nur an und sein Blick geht mir durch und durch. Ich werde nervös. "Danke Alexander." Er lächelt und ich räuspere mich. "Vielleicht sollten wir weiter gehen?" Er nickt und wir verlassen das Zimmer. Dann geht er weiter und zeigt auf eine andere Tür. "Das ist mein Zimmer und direkt gegenüber liegt deins. Komm, ich zeig es dir." Er greift nach meiner Hand und da ist es wieder. Es durchzuckt meinen ganzen Körper, mir wird flau im Magen und mein Herz rast unkontrolliert. Magnus scheint es auch zu bemerken, denn er verharrt einen Moment und sieht mich an. Wir schauen uns tief in die Augen und ich bin versucht, einen Schritt auf ihn zuzugehen, als Ragnors Stimme von unten ertönt. "Mags, was dauert denn da so lange. Los, komm runter, ich habe Hunger und aus bekannten Gründen, kann ich das nicht alleine." Magnus rollt mir den Augen, hält aber noch immer meine Hand fest. "Ist ja gut, ich komme sofort." schreit er plötzlich und ich zucke zusammen, werde mir der Situation bewusst und lasse seine Hand los. Etwas enttäuscht schaut er mich kurz an, bevor er sich wieder der Tür widmet und sie aufstößt. Dahinter verbirgt sich ein großer, lichtdurchfluteter Raum. Es ist ordentlich aber einladend, in einer Ecke steht ein großes Bett, nach dem ich mich schon jetzt sehne und in einer anderen ein kleiner Tisch mit zwei Sesseln. Es gibt einen Kleiderschrank, eine Kommode und ein vollgepacktes Bücherregal. Die Wände sind in einem hellen Grün gestrichen und die Möbel sind allesamt weiß, genau wie die Bettwäsche. Das hatte ich nicht erwartet. Das alles soll nun mein Reich sein? Ich juble innerlich laut auf. "Gefällt es dir?" reißt Magnus Stimme mich aus meinen Gedanken. Ich kann nur benommen nicken. "Tut mir leid, dass es noch keinen Fernseher gibt, aber ich kann dir direkt morgen einen liefern lassen. Morgen bekommen wir auch das Babyphone, was dann bei Ragnor steht und er dich oder mich bei Bedarf rufen kann" plappert er los. "Nein nicht nötig" sage ich schnell. Fragend sieht er mich an. "Ich meine, ich brauche keinen Fernseher". "Magnus" brüllt Ragnor von unten und dieser atmet laut aus. "Ich muss jetzt sowieso wieder los. Sachen packen, Kündigung schreiben und all sowas" Verlegen kratze ich meinen Hinterkopf. Magnus muss ja nicht wissen, dass ich meine Habseligkeiten innerhalb von 10 Minuten einpacken kann." "Selbstverständlich. Soll ich dir ein Taxi rufen? Ich kann dir morgen auch einen Wagen rufen. Ich würde dich ja selbst abholen, aber ich kann ihn nicht alleine lassen." Während er redet, verlassen wir das Zimmer und ich beeile mich zu sagen "Nein danke, ich laufe gerne und ich habe auch nicht viel Gepäck. Das ist alles kein Problem." Wir steigen die Treppen wieder hinunter und ich strecke kurz meinen Kopf ins Esszimmer, um mich von Ragnor zu verabschieden. Dieser brummt nur vor sich hin und beachtet mich nicht weiter. Dann begleitet Magnus mich zur Tür und kurz stehen wir verlegen voreinander. "Danke Alexander." und ich sehe ihn an. "Wofür?" frage ich etwas heiser. "Na das du das alles machst, deinen Job aufgibst und dein ganzes Leben umkrempelst für zwei Fremde. Das ist nicht selbstverständlich." Ich merke, wie mir erneut die Röte ins Gesicht steigt. " Naja, ihr seit ja jetzt keine Fremden mehr und so toll war mein Job nicht. Es kann also nur besser werden." Ich grinse ihn schief an und er erwidert mein Lächeln. Mir wird warm und ich greife zum Türknauf. "Bis morgen Magnus". Mit diesen Worten mache ich die Haustür auf und trete an die frische Frühlingsluft. Kurz drehe ich mich noch einmal um und sehe das er mir hinterher blickt. Er lächelt und hebt eine Hand. Mit tausend neuen Eindrücken und Gefühlen mache ich mich auf den Weg zu meinem kleinen Appartment. Ich bin verwirrt und mein Körper kribbelt überall. Ich bilde mir ein, Magnus Wärme noch an meiner Hand zu spüren und schüttel den Kopf über mich selbst. Was war nur los mit mir? Als ich am Abend auf meinem unbequemen Sofa liege und meine letzte Nacht in der schäbigen Behausung anfange, kann ich nur an Magnus denken, an seine tiefbraunen Augen und sein wunderschönes Lächeln. Das war mir noch nie passiert, noch nie hatte ein Mann mich dermaßen aus der Bahn geworfen. Ich hatte schon viele Männer attraktiv gefunden aber nie habe ich das Wort wunderschön im Zusammenhang mit einem Mann benutzt. Magnus fasziniert mich und ich hatte in seiner Nähe das Gefühl gehabt, angekommen zu sein. Aber das war nur ein Job, der erledigt werden musste, oder? Ich fasse mir an den Kopf, nein, ich will viel mehr. Ich will diesen Mann, nie habe ich jemanden so sehr begehrt wie ihn und dabei kennen wir uns kaum. Vielleicht sollte ich diesen Job doch nicht annehmen. Verwirrt schließe ich die Augen und verfalle in einen unruhigen Schlaf.

Bittersweet SecretWhere stories live. Discover now