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Magnus
„Guten Tag, wir bringen den Treppenlift. Sind Sie Mr. Bane?“ Mich starren drei Männer an. Alle Anfang 50. Den Treppenlift habe ich fast vergessen. Der Morgen war so stressig gewesen. Ragnor hat ständig Ansprüche. Sei es das Essen, das Trinken oder das er irgendwo nicht hin kommt wegen dem Rollstuhl. Ich hoffe Alexander hält das aus. Denn für mich ist das schon zu viel. Außerdem möchte ich Alec fragen ob er mir ein paar Griffe zeigen kann, wie ich Ragnor leichter in den Rollstuhl rein und raus bekomme, denn allein macht er das nicht. „Genau der bin ich, kommen Sie doch herein.“
Ich trete einen Stück zur Seite und lasse die Männer herein. Ich zeige ihnen noch die Treppe und lass sie dann in Ruhe ihre Arbeit machen.
Doch bevor ich mich vor meinen Schreibtisch sinken lassen kann, kommt mal wieder Ragnor. „Mags, kannst du mir mal verraten, wie ich auf diesen Treppenlift drauf kommen soll?“ Mal wieder verdrehe ich die Augen.
„Das bekommst du schon hin und wenn dann zeigt es dir Alexander.“ antworte ich. Ich versuche wie die meiste Zeit freundlich zu klingen.
„Ach der.“
Ich nehme einen tiefen Atemzug. „Ja, er wird ab heute für dich da sein. Und sei freundlich zu ihm. Er hat alles aufgegeben. Außerdem ist er fachlich gut. Das hat mir Cat selbst gesagt.“
Nun ist er an der Reihe die Augen zu verdrehen. Die Diskussionen werden ebenfalls immer schlimmer. Der Unfall hat alles verändert. Vor allem ihn. Auf der einen Seite ist er so anhänglich und auf der anderen ist er so gemein. Und Alec muss ab heute diese Seite aushalten. Er hat definitiv was besseres verdient. Aber ich schätze ihn so ein, das er einen ziemlich langen Geduldsfaden hat. Er wirkt ruhig und ich hoffe das er diese Ruhe nicht verliert.
„Du kannst ihn heute gerne testen.“
In dieser Sache vertraue ich voll und ganz auf Cat. Schon oft hat sie mir gesagt das Alexander ein unglaubliches wissen hat. Sein Traum ist wahrscheinlich Arzt zu werden. Aber darauf sind wir nicht weiter eingegangen. Aber da würde ich ihn oder auch Cat nochmal ansprechen.
„Darauf kannst du dich verlassen.“
Damit dreht er sich und seinen Rollstuhl und lässt mich in meinen Arbeitszimmer allein. Ich bin für 2 Wochen erstmal krank geschrieben. Hoffe allerdings das ich danach wieder arbeiten kann.

Eine Stunde später ist der Treppenlift funktionsfähig  eingebaut. Ragnor sträubt sich dagegen es allein zu versuchen. Und was soll ich sagen, mich überrascht es nicht wirklich.
„Ich würde mich gerne auf das Sofa legen. Ich bin kaputt von dem ganzen anschieben.“
Dieses Mal verdrehe ich innerlich die Augen.
„Natürlich, ich würde währenddessen noch etwas trainieren.“
Durch meine gebrochene Hand kann ich zwar nur meine Beine trainieren. Aber ich muss mich irgendwie auspowern, damit ich mal etwas abschalten kann.
Vor dem Sofa bremse ich den Rollstuhl an und schaue Ragnor an. Sein Blick ist undurchdringlich.
Mal wieder kommt von ihm nichts und so hebe ich ihn, eher weniger elegant, hoch und setze ihn so schnell es geht auf die Couch. Ich habe immer das Gefühl das er sich schwerer macht.
Da ich langsam weiß wie er tickt, reiche ich ihm die Decke und richte die Kissen ordentlich aus.
Ich hebe seine Beine noch nach oben und dann ist meine Arbeit vollendet. Schon jetzt bin ich kaputt. Auf ein ‚danke‘ kann ich lange warten.
Ich gehe mich umziehen um endlich trainieren zu können. Am Ende trage ich nur eine Kurze Sporthose. Das Shirt lasse ich weg. In dem Fitnessraum ist es immer so warm.
Genau dort angekommen fange ich auch sofort an.
Alexander kommt mir in die Gedanken. Wie so oft in den letzten 24 Stunden. Irgendwas zieht mich zu diesem jungen Mann. Irgendwas, was ich selbst nicht beschreiben kann. Es sind wie zwei Magneten.
Sein Aussehen, seine Art zu sprechen, zu gehen, seine Blicke, seine Berührungen nach denen ich süchtig bin. Gestern hab ich unbewusst nach seiner Hand gegriffen. Als wäre ich ferngesteuert. Doch ich hab es genossen. Sehr sogar. Es hat mir Sicherheit gegeben. Sicherheit das jetzt jemand da ist. Vielleicht nicht nur für Ragnor. Sondern auch für mich. Natürlich habe ich Cat. Aber tief in mir drin, weiß ich, habe ich dieses Bedürfnis mit ihm zu sprechen.
Sofort überkommt mich die Angst. Angst das es Ragnor doch irgendwie schafft, Alec zu verschrecken. Schon jetzt ist der Gedanke zu viel für mich.

Nach einer guten Stunde verlasse ich meinen Fitnessraum. Sofort klingelt auch schon die Haustür. Das muss Alexander sein. Wieder kribbelt alles in mir. Mein Herz schlägt schnell. Mein Puls erhöht sich in wenigen Sekunden.
Ohne groß nach zu denken was ich anhabe, öffne ich die Tür. Tatsächlich ist es Alexander. Seine Haare sind genauso verwuschelt wie gestern. Die Augen glitzern, schauen auf meinen Oberkörper. Erst jetzt fallen mir die Schuppen von den Augen und auch mein Blick gleitet an mir selbst herunter.
Ich hab immer noch kein Shirt an.
Wieder wandern meine Augen zu seinem Gesicht. Er beißt sich auf seine Unterlippe. Mir wird heiß.
Was macht dieser Mann mit mir? Was mach ich mit ihm?

Bittersweet SecretOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz