-25-

1.3K 149 43
                                    

Magnus
Noch immer im Fieberwahn, wache ich langsam auf. Mein Blick ist verschleiert. Mir ist kalt und sofort fange ich an zu zittern. Ich merke die Unruhe in mir. Mein Mund ist staubtrocken. Ich taste neben mich. Hat Alexander mich nicht gehalten? Oder habe ich mir das nur eingebildet? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, öffnet sich die Tür. Doch es ist nicht Alec. Es ist Cat. „Du bist wach.“ Ihre Stimme ist voller Sorge. Und daran bin ich schuld. Ich kann ihr nur ein nicken schenken.  Sie kommt näher an mich heran und legt ihre Hand auf meine Stirn. „Du glühst immer noch.“ Sie runzelt ihre Stirn. Die Müdigkeit überkommt mich wieder. Meine Augen werden kleiner. Ich muss mehrmals blinzeln um nicht sofort wieder einzuschlafen. Die Tür geht wieder auf und endlich sehe ich ihn. Alexander. Er sieht ebenfalls sehr besorgt aus. Ich möchte ihn bei mir haben. Unbewusst strecken ich, so gut es geht, meine Arme nach ihm aus. Sofort setzt er sich an die Bettkante und verschränkt unsere Hände miteinander. „Hat er schon was getrunken?“ Die Antwort von Cat bekomme ich gar nicht mit. Mein Gedanken driften ab. Der Raum fängt sich an zu drehen. Alles wird schwarz und es kostet mich sehr viel Kraft, nicht in die Dunkelheit abzutauchen. „Alec.“ Es ist nur ein hauchen von mir. Kurz darauf bewegt sich die Matratze unter mir. Von weitem höre ich wie die Tür sich schließt. Noch einmal öffne ich meine Augen und sehe in sein Gesicht. Er lächelt mich fürsorglich an. „Mags du musst was trinken.“ Leicht fährt er mit seinem Daumen über meine Wange. Diese Berührung ist sanft. Doch für mich ist sie intensiv. Alec hat wahrscheinlich eine angenehme, warme Körpertemperatur. Aber für mich ist er schon fast kühl. Meine Haut glüht förmlich und ich merke wie das zittern nach lässt. Dieser Kontrast verschafft mir eine Gänsehaut. Während Alexander meine Tasse hält, trinke ich langsam den Fenchel Tee. Es befeuchtet meine Lippen und den Mund. Nachdem ich fertig bin, zieht mich Alec an sich. Mit dem Gesicht auf seiner Brust, kann ich perfekt seinen ruhigen Herzschlag hören. Ich muss zwischen seinen Beinen liegen. Mir gefällt die Position. Doch etwas stört mich. Mit den Fingern zupfe ich an seinem Shirt und hoffe das er es versteht. Und das macht er. Kurz richtet er sich auf, um sein Shirt los zu werden. Wieder seinen Herzschlag hörend umschlinge ich seinen Oberkörper mit meinen schlafen Armen. Die Unruhe verschwindet und macht der Sicherheit Platz. Er deckt mich ordentlich zu und das letzte was ich merke ist ein Kuss auf meine Stirn, bevor die Dunkelheit mich umschlingt.

Flashback Anfang
„Du bist diese Sache,
die auch hell ist, wenn ich dunkel bin,
Du bist der Gedanke,
der in Kälte mich zum schmunzeln bringt.
Du bist der Strauß aus Luftballons,
der mein Haus nach oben zieht,
Du bist der Parabelflug,
der gegen meine Schwerkraft siegt.“
Ich lausche Alexanders Stimme. Sie ist schön und rau. Sie hat eine gewisse Stärke und doch ist sie sanft. Es ist mal wieder so ein Moment wo ich merke wie wundervoll dieser Mann doch eigentlich ist. Ein Moment, wo ich froh bin das alles so gekommen ist. „Von wem ist dieses Gedicht?“ fragend sieht er mich an. Er hat eins meiner liebsten Gedichtbücher in der Hand. „Es ist Handgeschrieben.“ Vorsichtig, so als wäre es aus Glas, fährt er mit seinen Fingerspitzen über die Schrift. „Es ist von mir.“ Überrascht sieht er mich an. „Du schreibst?“ Ich zucke kurz mit den Schultern. Es ist etwas, worüber ich nicht gern rede. „Ja ab und zu. Gedichte oder Lieder.“ Er lächelt mich an. „Dieses mal überraschst du mich.“ Ich zwinkere ihm zu. Soll ich ihm wirklich diesen Raum zeigen? „Es gibt da noch etwas, was du noch nicht über mich weißt.“ Eine Augenbraue zieht er nach oben und ich beneide ihn, um dieses Talent. „Komm ich zeig es dir.“ Ich stehe von der Couch auf und reiche ihm meine Hand, die er auch sofort ergreift. Langsam gehen wir den langen Flur entlang. Bevor ich vor meinen Arbeitszimmer anhalte und ihn herein ziehe. „Dieses Zimmer kennst du schon, ich weiß. Aber nicht was daneben ist.“ sage ich, als ich seinen verwirrenden Blick sehe. Kurz lasse ich seine Hand los um den Schlüssel vom Schrank zu holen. „Die Tür habe ich noch gar nicht bemerkt.“ Ich nicke nur wissend. „Ich weiß, es ist extra so gemacht.“ Die Tür ist wie jede andere auch. Doch sie passt sich der Wand an. Außerdem hängt an ihr ein etwas kleineres Gemälde. Ich schließe die Tür auf und lasse ihn durch treten. Hinter Alec schließe ich die Tür wieder und warte seine Reaktion ab. Ich erkenne Verwirrung, Bewunderung und irgendwas was ich nicht ganz deuten kann. Ist es Liebe? Dieser Gedanke lässt mein Herz höher schlagen. Ich werde neben ihn nervös. „Du spielst Klavier?“ Der Raum ist groß. In der Mitte steht ein wunderschöner schwarzer Flügel. An den Seiten findet man Kommoden und Bücherregale. Hier bewahre ich viele private Sachen auf. So auch Dinge von meinen Eltern. „Spielst du etwas für mich?“ Ich nicke und zieh ihn mit mir auf den Hocker, der vor dem Flügel steht. Meine Hände zittern leicht. Doch sobald sie die Tasten berühren, werde ich ruhig und lasse meinen Gefühlen freien Lauf. Mit zitternden Stimme singe ich „Can‘t help falling in Love.“

Flashback Ende

Durch leichte Berührungen an meinen Rücken werde ich wieder wach. Ich fühle mich etwas ausgeruhter. Leise murmle ich. Es ist schön so aufzuwachen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“ So gut es geht, schüttle ich meinen Kopf. Ich möchte mich noch nicht von ihm lösen. Sein Herzschlag ist immer noch ruhig. Wie Musik in meinen Ohren. „Wie geht es dir, Magnus?“ Schnell horche ich in mich hinein. „Ich fühle mich noch etwas warm und schlapp. Aber etwas besser.“ Gleich darauf knurrt auch schon mein Magen. Leise kichert Alexander. „Ich hole dir mal etwas von der Hühnersuppe, die ich gemacht habe.“ Mein Griff um ihn, verstärkt sich etwas. „Ich bin gleich wieder da. Versprochen.“ Damit lösen wir uns. Sehnsüchtig schaue ich ihm nach. Erinnerungen an die letzten Tage durchströmen meine Gedanken. Wie lange habe ich eigentlich geschlafen? Ich sehe auf die Digitaluhr auf dem Nachttisch. Es ist 14 Uhr. Aber welcher Tag ist heute? Das klicken der Tür lässt mich aufschauen und sehe Alexander, der mit einer Schüssel in den Händen auf mich zu kommt. Warum habe ich ihn nur gehen lassen?

Bittersweet SecretWhere stories live. Discover now