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Alexander

Wie angewurzelt bleibe ich in der Tür stehen und starre Magnus an. Ich sehe ihm an, dass er geweint hat und frage mich warum. Das Bedürfnis ihn an mich zu ziehen droht mich zu überwältigen und so unterbreche ich unseren Blickkontakt und sehe zu Cat, die zwischen uns hin und her schaut. "Du bist noch da." stelle ich fest und sie nickt. "Sieht so aus, aber jetzt habe ich gerade beschlossen, dich nebenan zu vertreten und einer alten Lady einen Gefallen zu tun." Erstaunt ziehe ich die Augenbrauen nach oben. "Warum solltest du das tun Cat?" frage ich ruhig, auch wenn ich ihre Antwort schon kenne. "Damit ihr beiden Hohlköpfe euch aussprechen könnt." sagt sie und schaut Magnus streng an. "Keine Wiederrede. Seht zu, dass ihr das hier klärt." Mit diesen Worten stapft sie aus dem Haus und knallt die Tür hinter sich zu. Magnus, der die ganze Zeit wie erstarrt da gestanden hat, sieht mich schüchtern an und deutet auf das Sofa. "Setz dich bitte Alexander." Seufzend nehme ich Platz und warte gespannt, was er mir noch zu sagen hat. "Es tut mir leid." sagt er schlicht und sieht mich erwartungsvoll an. Ich werde ungehalten und springe wieder auf. "Es tut dir also leid ja? Was genau Magnus? Das du mich kennen gelernt hast? Das du mir falsche Hoffnungen gemacht hast? Das du Schluss gemacht hast oder tut es dir leid, dass du mein verdammtes Herz gebrochen hast?" Ich bin ungewollt immer lauter geworden und schreie nun. "Oder tut es dir leid, dass du zu feige bist, um Ragnor die Wahrheit zu sagen? Was davon Magnus?" Ich starre ihn an und seine Augen füllen sich mit Tränen und auch mein Herz zieht sich zusammen. Er vergräbt seinen Kopf in seinen Händen. "Alles" murmelt er und ich sehe rot. "Alles? Ist das dein Ernst? Es tut dir leid, dass das zwischen uns passiert ist? Das du mich kennen gelernt hast?" Mittlerweile brülle ich und Magnus zuckt zusammen und sieht mich entsetzt an. "Nein das natürlich nicht Alexander. Es tut mir nicht leid, was zwischen uns ist oder war. Keine gemeinsame Sekunde tut mir leid." stammelt er und ich versuche mich zu beruhigen. "Was denn dann?" Auch mir schießen die Tränen in die Augen. "Es tut mir leid, dass ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe, mit dir Schluss gemacht habe und das ich dein Herz gebrochen habe. Und auch das ich so feige bin." Mittlerweile rollen mir die Tränen über mein Gesicht und ich lasse mich wieder neben ihn sinken. Ich schüttel den Kopf. "Ich verstehe es nicht Magnus. Erkläre es mir bitte." Er will nach meiner Hand greifen, überlegt es sich aber im letzten Moment anders und zieht sie wieder zurück. Dann steht er auf und starrt aus dem Fenster. "Ragnor ist mein bester Freund, ich hatte nie einen besseren. Wir haben immer viele Späße gemacht und geflirtet, aber das er mich liebt, hätte ich nie gedacht. Ich fühle mich nicht nur schuldig an dem Unfall, ich fühle mich auch schuldig, dass ich so blind war und es nicht gemerkt habe, wie sehr er leidet. Stattdessen verliebe ich mich in dich und denke dabei nicht eine Sekunde mehr an Ragnor oder an meine Schuld. Weißt du Alexander, in dem Moment, wo ich ihn nach dem Unfall so da liegen sah, habe ich mir geschworen, nie wieder zuzulassen, dass ihm was passiert. Es sollte ihm gut gehen und ich wollte mich kümmern." Er fährt sich durch seine Haare. "Und was tue ich? Vergnüge mich mit dir und denke dabei nur an dich und mich und nicht einmal daran, was Ragnor dank mir alles verloren hat." Ich runzel die Stirn. "Magnus, willst du deshalb nie wieder glücklich sein? Wartest du so auf deine Absolution?" Er dreht sich wieder zu mir und nickt. "Ja so ungefähr habe ich mir das vorgestellt." Ich möchte am Liebsten wieder losbrüllen, reiße mich aber zusammen. "Du wirst diese Absolution nicht bekommen Mags, denn nur du alleine kannst sie dir geben." Wieder schießen ihm Tränen in die Augen. "Du bist nicht Schuld, weder an dem Unfall, noch an Ragnors Gefühlen für dich. Genauso wenig, wie du etwas für deine Gefühle mir gegenüber kannst und ich kann nichts für meine. Versteh das doch." Er antwortet mir nicht und ich bekomme ein merkwürdiges Gefühl. "Magnus? War es das mit uns?" Ich trete zu ihm und zwinge ihn mir in die Augen zu sehen. "Dann sag es jetzt, aber lüg mich nicht an. Schau mich an und sag mir, dass du keine Gefühle für mich hast." Als er wieder nicht antwortet, schreie ich erneut. "Sag es Magnus" Er zuckt zusammen und sieht mich zögerlich an. Er weint nach wie vor und flüstert dann "Ich kann nicht." Erleichtert packe ich ihn an den Armen. "Dann tu dir und mir nicht so weh. Lass uns das alles vergessen und gemeinsam eine Lösung finden." Ich will mich zu ihm beugen und ihn küssen aber er stößt mich von sich und diesmal ist er es, der mich anschreit. "Ich kann nicht Alexander, versteh mich doch. Ja ich habe Gefühle für dich, sogar mehr als ich es gerade sagen kann, aber wie soll ich glücklich mit dir sein, wenn es Ragnor so schlecht geht? Meine Gedanken drehen sich nur noch um ihn und das hält mich gefangen. Also wenn du mich liebst, dann akzeptier meine Entscheidung." Eine Weile stehen wir nur da und starren uns an. In meinem Magen bildet sich ein Knoten. "Ja, Magnus, ich liebe dich tatsächlich und deshalb lasse ich dich los." Ich trete einige Schritte zurück und will mich umdrehen, als ich inne halte. "Magnus, bitte küss mich noch einmal." Bittend sehe ich ihn an und halte ihm meine Hand entgegen. "Ich kann nicht und das weißt du" flüstert er bevor er sich umdreht und mich alleine zurück lässt. Erneut überkommt mich die Kälte und ich fasse einen Entschluss. Ich werde kämpfen um den Mann, den ich liebe.

Bittersweet SecretWhere stories live. Discover now