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Alexander

Als ich Ragnor endlich in sein Bett verfrachtet habe und genervt den Raum verlasse, ist es draußen schon dunkel. Der Tag mit ihm war sehr anstrengend, denn unsere Gespräche liefen sehr monoton ab, denn scheinbar hatte er beschlossen, nur das Nötigste mit mir zu sprechen und sich darauf zu beschränken, mich böse anzustarren. Dabei gebe ich mir alle erdenkliche Mühe nett zu ihm zu sein, denn er tut mir schon leid. Der Unfall hat ihn aus dem Leben gerissen und es wird noch eine Weile dauern, bis er wieder arbeiten kann. Es hat mich gewundert, dass nie jemand aus Ragnors Familie kam, um ihn zu besuchen, ihn zu unterstützen, bis Magnus mir erzählt hat, dass Ragnor niemanden hat und er ihn und Dr. Loss als seine Familie ansieht. Ich wünschte, Ragnor hätte sich niemals in Magnus verliebt, andererseits wäre ich dann nicht hier. Während ich vor mich hin grüble, gehe ich die Treppen herunter und mit gezielten Schritten zur Terrasse. Dort bleibe ich wie vom Donner gerührt stehen und all meine Gedanken, sind mit einem Schlag weg. Kurz muss ich schlucken, denn das Bild, welches mich erwartet, werde ich wohl nie wieder vergessen. Magnus hat überall kleine Lichter angemacht, auf dem Tisch stehen mehrere Kerzen auf einem Tablett. Daneben stehen zwei Gläser und eine Flasche Rotwein und eine Platte mit Käse steht ebenfalls bereit. Auf dem gemütlichen Sofa liegt eine Decke und darunter gekuschelt sitzt der Mann meiner Träume. Völlig versunken in Gedanken, denn sein Blick wirkt abwesend, während er mit einem seiner zahlreichen Ringe an seinen Fingern spielt. Eine Weile betrachte ich ihn einfach und mein Herz schlägt schneller. Magnus ist so schön und alleine sein Anblick, lässt meine Knie weich werden. Als er schließlich seinen Kopf hebt und mich bemerkt, springt er auf und sieht plötzlich nervös aus. "Ist es zu viel?" fragt er und zeigt mit einer Handbewegung auf den Tisch. Liebevoll lächel ich ihn an und gehe mit großen Schritten zu ihm, um ihn in die Arme zu schließen. "Nein, überhaupt nicht zu viel" sage ich leise und drücke ihm einen Kuss in sein weiches Haar. Erleichtert strahlt er mich an und zieht mich zum Sofa.. Zusammen kuscheln wir uns unter die Decke, die angenehm nach Magnus riecht. Er reicht mir ein Glas Wein und bevor ich danke sagen kann, hat er mir ein Stück Käse in den Mund gesteckt. Überrascht fange ich an zu kauen und sehe in sein erwartungsvolles Gesicht. Ich nicke. "Es schmeckt gut. Sehr herzhaft und würzig." Zufrieden antwortet er. "Na ich will hoffen, dass er dir schmeckt. Das ist ungefähr einer der teuersten Käsesorten, die es gibt. Er nennt sich Bitto storcio und kommt aus Norditalien. Er reift mindestens 10 Jahre." Ich kaue weiter und genieße den Geschmack. "Was heißt denn teuer Magnus?" frage ich neugierig. "Naja so ca. 275 Dollar." Ich verschlucke mich. "Ist das dein Ernst?" frage ich und schaue den Käse schon fast ehrfürchtig an. Er muss lachen. "Das ist der Kilopreis, aber keine Angst Alexander, ich kann mir das leisten. Ich könnte dir so vieles kaufen, was du willst." Er strahlt mich an und ich nehme einen großen Schluck Wein, um meine Fassung wieder zu erlangen. "Ich hoffe, du denkst nicht, dass ich möchte, dass du Geld für mich ausgibst. Das was du mir zahlst, ist mehr als ich mir erhofft hatte." Magnus wird ernst und ergreift meine Hand. "Alexander" sagt er sanft. "So etwas würde ich nie denken. Du bist ein erwachsener Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht. Mir ist vollkommen bewusst, dass du mein Geld nicht brauchst, aber ich habe mehr als genug davon und du musst akzeptieren, dass ich dem Mann, in den ich mich Hals über Kopf verliebt habe auch manchmal etwas Gutes tun möchte. Ich bin einen gewissen Luxus gewohnt und er gehört zu meinem Leben. So wie du jetzt auch." Ich beuge mich vor, um ihm einen sanften Kuss zu geben und wieder fängt mein Herz wie wild an zu schlagen. Was macht dieser Mann nur mit mir? "Naja, ich bin in einem guten Elternahaus aufgewachsen, aber seit ich von zu Hause weg bin, habe ich am absoluten Limit gelebt, praktisch von der Hand in den Mund. Das Krankenhaus bezahlt nicht sehr viel und ich hätte dich niemals in meine Wohnung genommen." Er nickt verstehend. "Mit dir würde ich sogar unter einer Brücke sitzen" antwortet er und ich muss grinsen, denn ich kann mir den eleganten Magnus nun wirklich nicht unter einer Brücke vorstellen. "Hey, lach nicht. Ich komme nicht aus einem gut situierten Elternhaus, ich habe mir alles ganz alleine erarbeitet. Ich wollte schon immer Mode machen, aber das es so erfolgreich wird, hätte ich nie gedacht. Es war aber auch viel Glück dabei. Ich habe zuerst bei einem Ausstatter gearbeitet, der Models und VIP's bekleidet hat und als auf einer Preisverleihung ein Anzug fehlte, hab ich meine Chance ergriffen und einen von meinen geholt. Die Presse hat sich darauf gestürzt und wollte wissen, wer der Designer ist und bevor ich mich versah, war mein eigenes Label geboren." Stolz sieht er mich an und auch in mir wächst die Anerkennung für ihn. "Ich wünschte, ich hätte dein Durchsetzungsvermögen" murmle ich. Fragend sieht er mich an und streichelt noch immer meine Hand. "Ich wollte immer Arzt werden, aber durch mein Outing im letzten High School Jahr, hatte ich einige Probleme und hab den Abschluss nicht so geschafft, wie ich es wollte. Meine Eltern hatten Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass ihr ältester Sohn schwul ist. Wir haben uns gestritten und es wurde immer schlimmer, weil ich auf der Uni hier nur auf die Warteliste gekommen bin und ich dann Pfleger gelernt habe. Ich bin dann von zu Hause raus, nachdem ich die Stelle bekommen habe und seit dem wollen sie nicht mehr viel von mir wissen." Meine Stimme bricht, als ich daran denke und Magnus zieht mich fest in seine Arme. "Das tut mir so leid Alexander, aber vielleicht sollte es so sein, denn sonst hätten wir uns nie getroffen und du bist definitiv das Beste, was mir jemals passiert ist. Du machst mich jetzt schon so unendlich glücklich, dass ich dich nicht mehr missen möchte." Gerührt von dieser Rede, küsse ich ihn wieder und bin mir sicher, niemals genug von ihm zu bekommen.

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