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Alexander

Mit dem nagenden Gefühl der Eifersucht verlasse ich Magnus Haus, um mich mit Kain zu treffen. Ich mag ihn sehr, aber auch wenn er genau wie ich, auf Männer steht, war sofort klar, dass nichts zwischen uns laufen wird. Wir sind einfach nur gute Freunde.
Wir treffen uns im Pandemonium, eine bekannte Schwulenbar, in der wir während unserer Ausbildung oft etwas getrunken haben "Alec, ich freu mich dich endlich wieder zu sehen" sagt er und wir umarmen uns. Er strahlt mich an und ich wünschte, er wäre es, dem ich mein Herz geschenkt habe, aber das ist leider nicht so. Kurz denke ich an Magnus und wieder bekomme ich einen Stich.

Einige Zeit später haben wir einige Bier und Shots intus, aber der herbei gesehnte Nebel des Alkohols bleibt zu meinem Bedauern aus. "Und wie ist dieser Ragnor so?" fragt Kain neugierig. Ich denke einen Moment über die Frage nach. "Och, der ist schon ok. Harte Schale, weicher Kern" Er nickt verstehend und fragt weiter "Und der Boss? Wie ist der?" Meine Gedanken schweifen zu Magnus und ich fasse unwillkürlich an die Kette. "Er ist einfach toll. Liebevoll, freundlich, er hat Humor und ist dazu noch attraktiv. Allerdings kann er keinen Kaffee kochen, dass musst du übernehmen. Dafür kann er wahnsinnig gut Klavier spielen und er schreibt Gedichte. Er....." Ich breche ab, weil Kain mich angrinst. "Du bist verliebt" stellt er fest und ich kann nur nicken, bevor meine Augen sich mit Tränen füllen. Kains Lächeln erlischt und er sieht mich mitfühlend an. "Rede mit mir Alec. Lass es raus" Der Alkohol hat meine Zunge gelockert und so erzähle ich ihm alles. Von der ersten Begegnung, vom ersten Kuss, vom ersten Date und ich merke kaum, dass ich dabei weine. Er hört sich alles geduldig an und grübelt dann vor sich hin. "Für mich hört es sich an, als würde dieser Mann dich genau so lieben, wie du ihn, nur ist er noch nicht so weit eszu sagen. Ist aber schwer einzuschätzen, weil ich ihn nicht kenne"

Wir sprechen noch eine ganze Weile über Magnus und am Ende geht es mir etwas besser. Es tut gut alles mal los zu werden. Erst bei Izzy und jetzt bei Kain. Wir einigen uns darauf, dass er am nächsten Tag vorbei kommt, um Ragnor und Magnus kennen zu lernen. Etwas leichter ums Herz gehe ich nach Hause.
Nach Hause. Das hört sich so schön an und mit Magnus macht alles wieder einen Sinn. Ich beschließe mich zu ihm zu kuscheln.
Ich bin irritiert als ich das Haus leise betrete und noch Licht im Wohnzimmer sehe. Ich gehe langsam zur Tür und das Bild, was sich mir bietet, werde ich nie wieder los werden. Magnus und Ragnor sitzen schlafend zusammen auf dem Sofa, die Köpfe aneinander gelehnt und sie halten sich an den Händen. Mein Herz zerbricht in tausend kleine Teile und ich muss mich beherrschen, nicht erneut zu weinen. Die Beiden sehen so vertraut miteinander aus, als wären sie füreinander bestimmt und ich betrachte sie eine ganze Weile. Dann trete ich zu ihnen und decke sie sorgsam mit einer Wolldecke zu. Liebevoll streiche ich Magnus eine Strähne aus der Stirn. Dann gehe ich hinaus in die Küche, suche mir einen Stift und einige Bögen Papier und setze mich hin um zu schreiben.

Magnus, wenn du diesen Brief liest, habe ich das Haus verlassen. Ich bin mir sicher, es ist besser so. Ich will es dir leichter machen, denn ich weiß, dass du eigentlich Ragnor liebst. Du hast nur etwas gebraucht, um es zu begreifen. Ich werde euch keine Steine in den Weg legen und wir Beide müssen kein Abschiedsgespräch führen.
Du warst das Beste, was mir jemals passiert ist und ich werde dich niemals vergessen. Danke für die Zeit bei Euch, ihr wart mein Zuhause und ich bin mehr als dankbar dafür.
Ich wünsche euch Beiden alles Glück der Welt, ihr habt es verdient.
Der neue Pfleger für Ragnor stellt sich morgen um 15 Uhr bei euch vor. Sein Name ist Kain.
Ich liebe dich mit allem was ich habe Magnus. Auf ewig dein Alexander.

Ich starre auf meine Zeilen, würde am Liebsten melodramatisch werden und ihm an den Kopf werfen, wie weh er mir getan hat, aber ich tue es nicht. Aus Liebe. Genauso wenig, wie ich mir ausgesucht habe, ausgerechnet Magnus Bane zu lieben, hat er es sich ausgesucht, Ragnor zu lieben.

Dann gehe ich in mein Zimmer und packe alles zusammen, was mir gehört. Anschließend beziehe ich das Bett neu und hinterlasse alles so, als wäre ich nie hier gewesen. Den Brief lege ich neben die Kette, die ich abgelegt habe und den Haustürschlüssel.

Mittlerweile dämmert es und ich räume leise die Hinterlassenschaft des Abendessen weg und stelle zwei Tassen Kaffee auf den sauberen Tisch. Noch einmal sehe ich meinen Geliebten an, bevor ich meine Reisetasche nehme und in den Regen hinaus trete.

Ich stehe allein im Regen auf der Straße und nur mein schwarzer Schirm hält ihn davon ab, mich komplett zu durchnässen. Aber so würde die Welt wenigstens nicht meine Tränen sehen, die mir unaufhörlich über die Wangen strömen. Mittlerweile sind es mehr Tränen als Atemzüge, die meinen Körper verlassen. Ich werfe einen letzten Blick zurück zu Magnus Haus und einen Moment habe ich das Gefühl er steht hinter mir und will mich aufhalten. Ich spüre seine Hand auf meiner Schulter. Kurz kneife ich meine Augen zusammen und drehe mich um, aber dort ist niemand. Ich bin allein, so allein wie ich es mein ganzes Leben lang war.

Bittersweet SecretWhere stories live. Discover now