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Magnus 

Während Alexander das Abendessen macht, unterhalte ich mich mit Ragnor angeregt über den neuesten Klatsch und Tratsch der Firma. Es ist wirklich viel passiert. Manche haben sich verlobt und eine Mitarbeiterin ist sogar schwanger. Ich lege kurz meine Hand auf das Knie von Ragnor. "Und wusstest du das Aline jetzt mit Helene zusammen ist?" In diesem Moment kommt Alexander in den Raum. Sofort fiel sein Blick auf meine Hand. Ich ziehe sie sofort zurück. Er weiß das ich nie Gefühle für Ragnor haben würde. Das habe ich ihm oft gesagt. Deswegen mache ich mir darüber keine großen Gedanken. "Das Abendessen ist jetzt fertig." Ich nicke ihm lächelnd zu. Irgendwie ist er seit gestern nicht mehr wirklich auf der Höhe. Ich hoffe, er wird nicht krank. Und wenn dann würde ich ihn pflegen. So wie er es bei mir gemacht hat. Während Ragnor und ich uns an den Tisch setzen, kommt er mit seiner Jacke in den Raum. "Lasst es euch schmecken. Ich fahre jetzt schon mal zu Kain." Er lächelt kurz. Doch es erreicht seine Augen nicht. Da ist nicht dieses Strahlen, was mich immer in den Bann zog. Da ist kein Glitzern wenn er redet. Nur kurz ist es sichtbar, als er mich ansieht. "Willst du nicht wenigstens mit uns essen?" Meine Stimme klingt hoffnungsvoll. Eigentlich mag er das gemeinsame zusammen sitzen. "Nein, danke. Genießt eure Zweisamkeit. Ihr habt bestimmt viel zu besprechen." Kurz nickt er Ragnor zu und ich habe das Gefühl irgendwas verpasst zu haben. Ragnor sieht ihn ebenfalls wissend und vor allem dankbar an.

Eifersucht geistert in meinen Kopf herum. Er würde jetzt zu einem anderen Mann fahren. Ich weiß das ich Alexander vertrauen kann. Aber er bedeutet mir einfach zu viel. "Na dann viel Spaß euch zwei." Damit dreht er sich um und verlässt das Haus. Ich muss ihn definitiv heute, wenn er wieder kommt darauf ansprechen. Er hat irgendetwas. Aber was? Und vor allem warum redet er nicht mit mir. Ich bemerke den Blick von Ragnor und sehe ihn dann fragend an. "Was hast du gesagt?" Grinsend schüttelt er seinen Kopf. "Ich habe gesagt, das es doch ganz nett ist von Alec, dass er uns mal allein lässt. Wir haben schließlich lange keinen gemeinsamen Männerabend gehabt. Oder?" Ich atme tief und aus. Ich würde das morgen schon klären. "Ja natürlich. Sehr lieb von ihm. Wollen wir dann noch einen Film schauen?" Begeisternd nickt er und so hoffe ich das es mich etwas von meiner Sorge ablenkt.

Nachdem Abendessen lassen wir alles so stehen. Wir würden morgen alles aufräumen. Ich hebe Ragnor an, um ihn auf die Couch zu setzen. Danach schnappe ich mir noch die Fernbedingung. Neben Ragnor lasse ich mich nieder und gemeinsam schauen wir irgendeinen Action Film. So richtig bekomme ich aber die Handlung nicht mit. Ich bin müde und gleichzeitig möchte ich auf Alexander warten. Warum spricht er nicht einfach mit mir. Es läuft doch momentan alles gut. Nur kurz schrecke ich hoch, als Ragnor seinen Kopf auf meine Schulter legt. Während ich minütlich auf die Uhr schaue, werden meine Augen immer kleiner. Irgendwann gebe ich der Müdigkeit nach und lasse meinen Kopf gegen den von Ragnor sinken. Im Halbschlaf merke ich noch wie jemand nach meiner Hand greift. Doch ich bin zu müde um nochmals die Augen aufzuschlagen und so schlafe ich ein. 

Am frühen Morgen wache ich auf. Ich merke das jemand immer noch meine Hand hält. Außerdem durchzieht ein Schmerz meinen Nacken. Vorsichtig richte ich mich auf. Ragnor schläft noch seelenruhig. Wer hat die Decke über uns gelegt? Oder haben wir das noch selbst gemacht? Und warum hält er meine Hand? Verwirrt stehe ich auf. Mehrmals muss ich blinzeln, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. schon seitdem ich die Augen aufgeschlagen habe, ist in mir so ein komisches Gefühl. Ich brauche definitiv einen Kaffee. Immer noch total müde trotte ich in die Küche. Es ist viel zu ruhig hier. Oder schläft Alexander auch noch? Und warum hat er mich nicht geweckt?  Ich werde sehr schnell wach als ich sehe das alles aufgeräumt ist. Selbst der Esstisch blitzt vor Sauberkeit. Auf diesem stehen zwei dampfende Tassen. Alec hat uns Kaffee gemacht. Mich durch fährt ein Schauer. Er muss uns zugedeckt haben. Er muss das Bild total falsch gedeutet haben. Ohne den Kaffee anzurühren, gehe ich langsam durch mein Haus. Irgendwo muss er ja sein. Vielleicht trainieren? Doch der Keller ist abgeschlossen. Hat er sich vielleicht nochmal hingelegt? Immer noch mit einem seltsamen Gefühl gehe ich die Treppen nach oben. Mich überkommt Panik. Die Stille ist erdrückend. Meine Gedanken nur um so lauter. Was geht nur vor sich? Warum bin ich gestern nicht einfach wach geblieben? Vor seiner Tür bleibe ich stehen und hole nochmal tief Luft. Leise klopfe ich an. Doch es kommt keine Reaktion. Ist er wirklich so sauer? Schließlich mache ich die Tür auf und ich finde etwas vor, was ich nicht erwartet hätte. Irgendwas läuft hier wirklich komplett in die falsche Richtung. Das Zimmer sieht so als wäre nie jemand hier gewesen. Das Bett ist frisch bezogen. Die Schränke stehen offen. Alle sind leer. Man findet kein einziges Kleidungsstück mehr. Auf dem Nachtschrank befindet sich kein Bilderrahmen. Dort hat er immer ein Foto von uns beiden stehen gehabt. In der Luft liegt noch immer sein Geruch. Ich inhaliere ihn förmlich. Sicherheitshalber schaue ich sogar im Bad nach. Doch auch das ist sauber. Panik überkommt mich. Wieder im Zimmer richte ich meinen Blick auf die Kommode. Voller Angst trete ich näher. Tränen schießen in meine Augen. Es ist die Kette und der Haustürschlüssel von Alexander. An diesem hängt sogar noch sein Schlüsselanhänger. Gleich daneben ein schwerer Brief. Mit einer schwungvollen Handschrift steht dort mein Name. Das muss Alec geschrieben haben. Die Angst steigt ins unermessliche. Das darf nicht wahr sein. Das muss ein Alptraum sein. Ein schlimmer und sehr realer Alptraum. Meine Knie fangen an zu zittern und so lasse ich mich mit den ganzen Sachen auf den Boden sinken. Mir wird sofort kalt und mich überzieht eine unangenehme Gänsehaut. Mit zitternden Händen öffne ich den Brief. Nicht wissend was mich erwartet. Die Tränen schon längst fließend.

Bittersweet SecretWhere stories live. Discover now