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Alexander

Als Magnus nach dem Test fragt, rotiert mein Kopf, denn ich möchte ihm das genaue Datum eigentlich nicht nennen. Zu groß ist meine Angst, zu versagen und ihn und auch Cat zu enttäuschen. Cat sieht mich von der Seite an und auch Magnus sieht fragend zu mir. "Ich habe das genaue Datum grade nicht im Kopf." Cat zieht skeptisch die Augenbrauen hoch und will gerade ansetzen und wahrscheinlich für mich antworten, als ich hektisch weiter spreche. "Ich gehe gleich hoch und schaue nach. Cat, könnte ich dich einen Moment unter vier Augen sprechen?" Sie nickt und ich ziehe sie am Ärmel aus dem Raum, Magnus starrt uns hinterher und ich weiß, ich werde gleich einige Fragen beantworten müssen. "Alec, was ist denn?" fragt sie mich, als wir im Flur stehen. "Du weißt doch genau, wann der Test stattfindet. Warum sagst du es ihm nicht?" Genervt fahre ich mir durch die Haare. "Weil ich ihn nicht enttäuschen möchte." antworte ich leise. Sie lächelt mich beruhigend an. "Warum solltest du das tun? Magnus ist so nicht und egal, wie der Test ausgeht, er wird immer hinter dir stehen. Ich bin mehr als froh, dass ihr Beide wieder zueinander gefunden habt, mach das nicht mit einer Lüge wieder kaputt Alec." Ernst sieht sie mich an und ich weiß, dass sie Recht hat. "Ich möchte ihn einfach nicht damit belasten, er ist immer noch schwach und hat genug eigene Probleme. Ich möchte nur, dass es ihm gut geht. Deswegen brauche ich deine Hilfe, ich möchte gerne etwas mit ihm unternehmen, alleine." Sie braucht einen Moment, bis sie versteht, was ich meine. "Und du brauchst mich, damit ich Ragnor ablenke?" sagt sie langsam und sieht nachdenklich aus. Ich nicke und plötzlich strahlt sie. "Ich weiß, nächsten Dienstag werde ich ihn zu seiner Therapie begleiten und danach lasse ich mir etwas einfallen. Ihr habt Zeit bis 18 Uhr. Ok?" Ich bin dankbar und nehme sie kurz in den Arm.

Die nächsten Tage sind mehr als anstrengend, tagsüber kümmere ich mich um Ragnor, schleiche mich Abends zu Magnus und warte bis er irgendwann eingeschlafen bin, um mich dann auf meinen Test vorzubereiten. Mehrmals hat er nachgefragt, aber ich konnte ihm bisher immer erfolgreich ausweichen. Ich bin müde, denn durch das ständige nächtliche Lernen, schlafe ich nur sehr wenig, aber heute ist Dienstag und ich freue mich auf unser Date, von dem Magnus noch immer nichts weiß. Pünktlich klingelt Cat, um Ragnor abzuholen. Magnus und er sind überrascht, aber Cat behauptet, sie wolle sich die Therapeutin mal etwas genauer ansehen. Sie zwinkert mir zu und ich kann sehen, dass Magnus uns beobachtet und skeptisch aussieht. Endlich sind die Zwei weg und ich will gerade in der Küche verschwinden, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, als Magnus mich am Arm festhält. "Alexander, was genau geht hier vor sich?" Ich werde rot und fühle mich durchschaut. "Naja, ich habe Cat gebeten, Ragnor abzulenken, damit wir Beide auf ein Date gehen können" Magnus strahlt mich aufgeregt an. "Date? Was genau machen wir?" Ich muss lachen, weil er so niedlich aussieht, wenn er neugierig ist. "Wir gehen in den Park?" Augenblicklich sieht er enttäuscht aus. "In den Park? Was ist da so spannend?" Er schmollt etwas und ich ziehe ihn in meine Arme. "Lass dich überraschen" flüstere ich in sein Ohr und ich bemerke grinsend seine Gänsehaut. Zögerlich nickt er und lässt mich in der Küche verschwinden. Dort packe ich einige Dinge in einen Korb, schnappe mir eine Decke und gehe zurück zu ihm. Ich strecke meine Hand nach ihm aus. "Komm, wir haben ein Date." Lächelnd ergreift er sie und wir ziehen los.

Im Park angekommen, suche ich uns einen abgelegenen Platz auf einer Wiese, wir haben Glück mit dem Wetter, denn der Himmel ist vollkommen wolkenfrei. Ich breite die Decke aus und deute darauf. Fragend sieht er mich an und ich bekomme für einen Moment Zweifel, ob er es zu kitschig findet. "Ein Picknick Alexander?" Er setzt sich auf die Decke und sieht zu mir hoch. "Ich liebe diese Idee". Erleichtert lasse ich mich neben ihn fallen und öffne den Korb. Neugierig sieht er mir dabei zu, wie ich die verschiedenen Dinge verteile. Er klatscht begeistern in die Hände. "Du hast ja an alles gedacht" sagt er fröhlich und gibt mir einen schnellen Kuss, bevor er sich auf das Essen stürzt.

Wir haben einen wunderschönen Nachmittag zusammen, weit weg von all der Arbeit, von Ragnor, meiner Schwester, die mich mit Anrufen terrorisiert, von Cat, von der Lernerei und sind einfach ein ganz normales Paar. Nachdem alles aufgegessen ist und wir langsam zusammen packen, wird Magnus ernst. "Alexander, ich bin nicht dumm, meinst du ich merke nicht, dass du jede Nacht im Bett liegst und lernst? Meinst du, ich merke nicht, wie müde du bist?" Erschrocken sehe ich ihn an und nicke schließlich. "Natürlich hast du es gemerkt, dass hätte ich mir denken können." Er rutscht zu mir herüber und kuschelt sich in meinen Arm. "Wann?" fragte er knapp und ich verstehe. "In zwei Tagen." Er beisst sich auf die Unterlippe. "Soll ich mitkommen? Diese Woche habe ich noch frei, also habe ich Zeit." Dankbar küsse ich ihn auf die Wange. "Das wäre toll Mags. Ich glaube, ich könnte dich gebrauchen. Aber was ist mit Ragnor?" Nachdenklich seufzt er. "Ja, Ragnor. Mal wieder Ragnor." Er sieht mich frustriert an. "Ich will an deiner Seite sein Alexander, aber mal wieder hält er mich davon ab." Beruhigend drücke ich ihn an mich. "Ich schaffe es auch so, du wärst mir eine große Hilfe, wenn du dich um Ragnor kümmern könntest." Er sieht mich an und scheint nachzudenken. Dann nickt er und fragt mit einem Blick auf die Uhr. "Wie lange haben wir noch Zeit?" Ich schaue ebenfalls auf meine Armbanduhr. "Noch etwa eine Stunde. Warum?" Er springt auf und wird hektisch. "Ich bin gleich wieder da" und bevor ich protestieren kann, ist er davon gelaufen. Ratlos sehe ich ihm hinterher und bin gleichzeitig neugierig, was er vor hat.

Immer wieder sehe ich nervös auf die Uhr, denn Magnus ist noch nicht wieder zurück. Langsam mache ich mir Sorgen und packe alles zusammen. Wo steckt er nur? Gerade als ich beschließe nach ihm zu suchen, kommt er angerannt und ich muss lächeln. Sein Gesicht ist gerötet und er braucht einen Moment, um zu Atem zu kommen. "Hier" sagt er und drückt mir eine kleine Schachtel in die Hand. Neugierig öffne ich sie und bin sprachlos. Drinnen liegt ein Lederband und daran hängt ein silberner Buchstabe. Magnus nimmt es mir aus der Hand und legt es mir um den Hals. "Damit ich bei dir bin Alexander, deswegen ein M" Ich warte geduldig, bis er mir die Kette angelegt hat und drehe mich dann zu ihm um. Zärtlich betrachte ich ihn und beuge mich dann zu ihm, um ihn sanft zu küssen. "Danke Magnus. Das bedeutet mir viel. Ich liebe dich." Einen Moment sieht er aus, als wollte er es erwidern, aber dann lächelt er nur und drückt meine Hand. Ich brauche diese Worte nicht, denn ich verstehe ihn in diesem Moment auch so.

Bittersweet SecretWhere stories live. Discover now