🔥 3. Kapitel

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Wir standen immer noch stumm da. Das taten wir bereits seit guten zehn Minuten. Einfach so. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm und betrachtete sein Profil. Sein markanter Kiefer war etwas angespannt, so weit ich das erkennen konnte. Seine Haare standen wild von seinem Kopf ab und es sah nicht so aus, als würde ihn das groß stören. Dann glitt mein Blick weiter zu seinem Arm, der auf der Brüstung abgestützt war. Ich bewunderte wie sein Oberarm unter dem Ärmel spannte. Der Stoff wirkte fast zum Zerreißen gespannt. Mein Mund wurde trocken und meine Kehle rau. Es war nicht zu verkennen, dass er ein Drache war. Er war muskulös, aber nicht zu muskulös. Er schien angespannt zu sein, warum auch immer. Ich schob es auf meine Nähe. Tausend Fragen schossen durch meinen Kopf. Ich fragte mich, ob er nur hier war, weil seine Freunde ihn geschickt hatten, um sich zu entschuldigen, oder ob er hier war, weil er wollte. Ich wusste es nicht und konnte es schlecht sagen, da er keinen Ton von sich gab. Allerdings wollte ich die Stille auch nicht durchbrechen und zerstören, da sie sehr angenehm war. Es tat gut einmal nichts zu sagen und einfach der Stille zu lauschen. »Warum siehst du mich so an? Habe ich etwas im Gesicht?«, unterbrach er die Stille und sein Blick glitt zu mir. Ein kleines Lächeln umspielte seine geschwungenen Lippen. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte ihn weiter an, dann wandte ich schnell den Blick ab und spürte, wie Röte in meine Wangen schoss. »Ich... du hast angespannt gewirkt und ich habe mich gewundert, warum. Das ist alles«, murmelte ich, mit dem Blick aufs Meer gerichtet. Sein Blick brannte sich in meine Wange.

Schien Löcher in sie zu brennen. Doch ich sah weiter auf das Meer, dass sich in der leichten Brise hin und her schaukelte und jetzt im Licht der Sterne und des Mondes funkelte. »Das hat nichts mit dir zu tun. Ich bin immer so angespannt, wenn es alles so glatt geht. In meinem Leben lief bis jetzt nicht so wie geplant und ich bin noch nicht daran gewöhnt, dass es das tut«, flüsterte er. Diese Antwort brachte mich dazu, mich ihm zuzuwenden. Seine dunklen Augen funkelten in dem Schein der Laterne, die einzige auf dem Balkon. Da waren so viele Emotionen in seinem Blick, die mir den Atem raubten. Schwer schluckte ich, als mir wieder einmal bewusst wurde, was er schon hatte durchmachen müssen. Dass er noch immer nach an Ruhe und Frieden gewohnt war, zeigte, wie tief seine Wunden gingen und wie nah ihm das alles ging. »Das Einzige was hier passieren könnte ist, dass ein Mann einer Frau auf die Pelle rückt und sie ihm ihr Getränk über den Kopf schüttet oder das eine Frau ihr Make-Up beim Tanzen ruiniert oder das ein Mann der Frau die ganze Zeit auf die Füße steigt«, erwiderte ich daraufhin, weil ich nicht sagen wollte, dass es mir leidtat, weil das wirklich komisch rüberkam.

Gwaine lachte. Er lachte lauthals und frei. Dieser Laut war der schönste Laut, den ich je gehört hatte. Dieses kehlige Lachen, war ein Lachen, was ich stundenlang hören könnte und es nie langweilig finden würde. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte weiter. Ich lächelte und war froh, ihn nicht so ernst zu sehen. Hinter uns ging die Türe auf. Langsam wandte ich den Blick von Gwaine ab und erkannte den großgewachsenen Jungen. Kylan. Er legte den Kopf schief und musterte Gwaine, der noch immer leicht lachte. »Was hast du getan, dass Gwaine lacht? Er hat schon ewig nicht mehr so gelacht«, meinte Kylan und musterte mich. Bei seinen Worten sah ich zu Gwaine, dessen Lachen jetzt verstummte. Seine dunklen Augen hafteten sich auf Kylan und er sah aus, als würde er ihn gerne den Kopf abreißen. »Sie hat nur etwas lustiges gesagt«, meinte er dann. Meine Augen huschten zwischen den beiden hin und her. Kylan zog eine geschwungen, buschige Braue nach oben. »Ich sage auch lustige Sachen.« Nun war Gwaine es, der eine Braue nach oben zog. »Wann denn bitte?« Kylan schnaubte. »Klar. Kaum hat ein Mädchen deine Aufmerksamkeit erregt bin ich nicht mehr gut genug. Pff. Gut, dann bin ich eben nicht lustig. Frag doch Mirabella. Sie wird dir bestätigen, dass ich lustig sein kann.« Gwaine grinste schief und schien sich ein Lachen zu verkneifen. »Natürlich würde sie das sagen. Sie ist deine Gefährtin. Sie würde alles sagen, um dich glücklich zu machen.«

Broken Wings ✔Där berättelser lever. Upptäck nu