🔥 6. Kapitel

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Im gemütlichen Tempo trotten wir am Strand entlang. Diabolo liebte es, wenn das Meer seine Fesseln umschlang, weswegen er immer wieder ins seichte Wasser trat und andere nass spritze, wenn ihm danach war. Ich genoss die Wärme der Sonne auf meiner Haut, den Geruch des Meeres in meiner Nase. Genoss selbst die Möwen, die über dem Meer kreisten und sich irgendwo in einem Kreis niederließen. Der Sommer würde bald vor der Tür stehen. Bald. Endlich. Der Sommer schien meine Jahreszeit zu sein. Vielleicht lag es an meinem Geburtstag, vielleicht an etwas anderen, doch im Gegensatz zu anderen Personen genoss ich die erdrückende Hitze im Sommer. Ich liebte sie. Rief sie schon fast herbei. Diese Hitze erlaubte es einem, ins Meer zu springen, wenn es zu heiß wurde. Erlaubte einem, am Strand zu liegen und sich bräunen zu lassen. In Gedanken versunken blickte ich auf das weite Meer hinaus, was sich in einer leichten Brise hin und her wog und im strahlenden Sonnenschein funkelte. »Dieser Anblick wird nie langweilig«, flüsterte Gwaine neben mir, dessen beigefarbene Hose bereits voller Wasserflecken war, die Diabolo ihm zugefügt hatte. Mein Hengst ging erstaunlich spielerisch mit Gwaine um. In der Gegenwart fremder Männer war er sonst nicht so... verspielt. Einen Prinzen hat er sogar mal gebissen, woraufhin man diskutiert hat, ob man ihn einschläfern lassen soll.

Zu meinem Glück hat mein Vater eine große Summe bezahlt, damit genau das nicht passiert. Mein Vater wusste genau, wie wichtig mir mein Rappe war. »Ja, ich reite gerne hier. Diabolo mag es auch«, erwiderte ich. Gwaine zog eine Braune nach oben, gleichzeitig umspielte ein schiefes Grinsen seine Lippen. »Dein Hengst heißt Diabolo?« Ich nickte und tätschelte den Hals meines Hengstes. »Der Name passt eben sehr gut zu ihm. Er kann ein richtiger Teufel werden. Zu mir ist er eher wie ein Schoßhund, aber wenn du mir etwas tun solltest, kann er dich auch beißen.« Gwaine sah den Rappen an, der immer wieder mit dem Wasser in Gwaine Richtung spritze oder ihn ansah. Er runzelte die Stirn. »Er soll ein Teufel werden? Auf mich wirkt er eher wie ein verspielter Hund«, meinte Gwaine. Ich zuckte mit den Schultern. »In deiner Gegenwart benimmt er sich... anders als sonst. Sonst ist er viel kühler und distanzierter«, flüsterte ich. Als hätte Diabolo meine Worte verstanden, tauchte er seinen linken Huf mit einer gewaltigen Kraft in das Wasser, was dafür sorgte, dass Gwaine wieder nass wurde. Diesmal trafen ein paar Tropfen auch seine Haare. Andere Männer hätten jetzt gewütet und Diabolo geschlagen, doch Gwaine lachte.

Er lachte aus vollem Halse und betrachtete meinen Hengst mit funkelnden Augen. Der schwarze Hengst unter mir schien fast schon zu Grinsen. Gwaines Lachen hallte über den Strand. Diese Melodie war die schönste Melodie, die ich je in meinem Leben gehört hatte. Ein wohliges Kribbeln stieg in meinem Bauch auf. Gwaines Lachen ging allerdings kurz darauf in einem markerschütternden Schrei unter, der von Mirabella zu kommen schien. Mein Kopf schoss herum und ich erkannte einen Pfeil, der dicht an ihr vorbeiflog. Ein weiterer Pfeil schoss durch die Luft, direkt auf sie zu. In der nächsten Sekunde war Kylan von seiner Stute gesprungen und riss Mirabella zu Boden. Beide landeten im Sand, sein Körper als Schild über ihrem eigenen, zierlichen, der unter seinem muskulösen Körper fast komplett verschwand. Der Pfeil ging vorbei und traf irgendwo im Sand auf. Sein Körper blieb noch immer über ihrem. Seine Muskeln zum Zerreißen angespannt. Mein Mund wurde trocken, während absolute Stille herrschte. »Achtung!«, brüllte jemand. Tarquin. Mein Blut rauschte, als ich den nächsten Pfeil sah, der auf Gwaine und mich zuraste. In der einen Sekunde saß ich noch auf Diabolo, in der nächsten Sekunde befand ich mich bereits im Wasser. Das kühle Nass umgab mich, während ein muskulöser Körper sich auf meinen presste. Die Pferde galoppierten wild umher, wieherten und waren nervös. Doch das alles sah ich kurz darauf nicht mehr, als sich Gwaines Körper ganz auf meinen presste ich und stattdessen sein weißes Hemd betrachteten durfte, was gefährlich über seiner Brust spannte. Sein herber Duft nach Jasmin und Wald und Hitze stieg mir in die Nase. Ein Geruch, der meine Sinne in binnen Sekunden benebelte.

Broken Wings ✔Where stories live. Discover now