🔥 9. Kapitel

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Eine angenehme Brise strich über meine Haut. Kühlte mich ab. Meine Füße hatten mich anfänglich zum Stall getragen, am Ende hatten sie mich aber in eine andere Richtung gelenkt. In Richtung der Koppel, auf der die ersten Junghengste trainiert wurden. Reiter flogen einer nach dem anderen im hohen Bogen ins saftig grüne Gras und blieben dort einige Moment liegen. Ihr Anblick amüsierte mich doch immer wieder aufs Neue. Wie sie versuchten, die wilden Söhne unserer besten Hengst zu trainieren. Oder die wilden, verwegenen jungen Stuten, die sehr hinterhältig sein konnten. Doch bei dieser Gruppe waren auch wilde Pferde dabei, die sie letzten Monat vor einem Waldbrand gerettet hatten. Die Erde war trocken durch den wenigen Regen, den wir in letzter Zeit bekommen hatten. Zumindest war das vor einem Monat noch so gewesen. Doch die wilden jungen Pferde ließen sich von unseren Rittern nicht viel sagen. Außer, wenn es etwas zu Essen gab. Dann kamen sie ganz brav angelaufen. Lächelnd sah ich den Rittern dabei zu. Immer wieder versuchten sie es auf nette Art, ohne Peitsche und ohne Sattel. Die Jungtieren ließen sich aber auch das schon nicht gefallen. »Gwaine meinte, du wärst in den Stall gegangen. Warum finde ich dich dann hier?«, erklang Saphiras Stimme neben mir. Sofort wirbelte ich herum.

Ihr schwarzes Haar war zerzaust, auch unter ihre Augen hatten sich dunkle Ringe gefressen und sie wirkte besorgt. An ihrem Leib nichts weiter als ein Hemd, welches sie sich in eine Eile übergestreift haben zu schien. Ich schluckte, als mir bewusst wurde, dass nur der grüne Mantel aus Seide mein Nachgewandt verdeckte und ich noch immer Barfuß war. Allerdings war das nicht weiter wichtig. »Na ja ich habe es mir eben anders überlegt«, wich ich schulterzuckend aus. Saphira hob eine Braue. Sie wusste genau, dass ich es mir nie anders überleben würde. Sie wusste, dass ich nach so einem Vorfall nicht lügen würde und doch hatte ich es getan. Weil er gelogen hat. Aus welchem Grund auch immer. Vielleicht, weil er mir die Wahrheit nicht ins Gesicht schleudern wollte. Vielleicht weil er mir nicht genug traute oder vielleicht, weil er es mir auch einfach nicht sagen wollte. Egal, was es war, es tat dennoch weh, dass er mich so angelogen hatte. Ohne eine weitere Erklärung. »Tut mir leid. Du hast mich auch gesucht, stimmst?«, fragte ich dann nach und lenkte somit vorerst vom Thema ab. »Ob ich dich gesucht habe? Himmel, ich habe nicht nur nach dir gesucht! Ich habe gebetet, dass ich dich finden würde. Dass dir nichts passiert ist! Ich war außer mir vor Sorge, das weißt du hoffentlich!«, fuhr sie mich an. Doch ihre Wut verwandelte sich in Tränen, bevor sie ihre Arme um meinen Hals schlang und mich an sich zog.

Wen sie wütend auf mich war, dass meist aus guten Gründen. Aus Gründen wir diesen. Ich hatte ihr Angst eingejagt und auf einer Seite wollte sie mich dafür in die Hölle wünschen, auf der anderen Seite war sie aber so erleichtert, dass es mir gut ging, dass nicht anders konnte, als ihre zierlichen Arme um mich zu schlingen. Lächelnd erwiderte ich ihre Umarmung und genoss ihre Nähe. »Es tut mir leid. Wirklich. Ich hätte dir bescheid geben sollen oder irgendjemanden. Doch ich habe nicht daran gedacht. Es tut mir leid«, murmelte ich. Saphira drücke mich nur näher an sich heran. Ihr Duft nach Rosenwasser stieg mir in die Nase. »Wegen dir bin ich zur Furie geworden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich glaube, ich habe ein paar Diener und Dienerinnen verschreckt«, wisperte sie in mein Ohr, was mich leise lachen. Saphira konnte, wenn sie wütend und ängstlich zu gleich war, wirklich eine Furie werden. Dann wollte und sollte sich niemand mit ihr anlegen. »Das hätte ich wirklich gerne gesehen. Vermutlich sind sie fast alle schreiend davon gerannt«, erwiderte ich, was nun sie lachen ließ. »So was in der Art.« Ein wütender Fluch ertönte, was uns auseinanderfahren ließ. Ein Ritter lag mal wieder am Boden und der junge Hengst amüsierte sich prächtig mit seinen Stiefeln. Saphira und ich grinsten uns beide an. In dem Moment grummelte mein Magen. Dass Gwaine gelogen hatte, hatte mich so verletzt, dass für kurze Zeit der Hunger verschwunden war. Als Antwort knurrte auch Saphiras Magen.

»Komm, lass uns etwas Essen gehen. Aber erst sollten wir uns umziehen und frisch machen«, meinte sie. Ich stimmte ihr zu. Kurz darauf liefen wir zum Schloss zurück. Den ganzen Weg über brannte dieser Blick auf mir. Ein Blick, den ich vor ein paar Stunden vielleicht genossen hätte.

Broken Wings ✔Where stories live. Discover now