🔥 4. Kapitel

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Nachdem Vorfall mit meiner Mutter hatten wir weiter getanzt, aber es war anderes gewesen. Als hätte meine Mutter uns mit einem raschen Aufprall in der harten Realität aufkommen lassen. Beide würden nicht erlauben, dass ich etwas mit ihm anfing und er hatte eine Gefährtin. Warum ich mich dazu hinreißen hatte lassen, mit ihm zu tanzen, kam mir nun schleierhaft vor. Ich schob es auf seine Lippen, die praktisch zum Küssen einluden und auf seine dunklen Augen, die tief in meine Seele blickten. Jetzt waren nur noch ein paar Leute hier. Der Adel war bereits nach zwei Stunden wieder verschwunden, während nur ein paar weitere geblieben waren. Darunter Laia und die anderen. Gwaine mit einbeschlossen. Ich spürte immer wieder seinen Blick auf meinen Rücken, doch ich sah immer wieder zu Emilia, die das Essen immer wieder frisch auffüllte und immer wieder Getränke durch den Raum trug. Saphira war nirgends zu sehen. Ich war mir sicher, dass sie sich mit ihrem Verehrer in eine ruhige Ecke verzogen hatte, was ich ihr nicht verübeln konnte. Es war spannend, von den üblichen Prinzen wegzukommen und mit normalen Leuten etwas zu unternehmen. Mit Gwaine zu tanzen war so anders gewesen, doch es konnte nicht so weiter gehen. Meine Mutter würde mir den Kopf abhacken und seine Gefährtin ihm. Automatisch fragte ich mich, warum er mich überhaupt zurückgezogen hatte, warum er mich zum Tanzen aufgefordert hatte. Wütend ballte ich die Hand zur Faust und hatte plötzlich das Bedürfnis, auf etwas einzuschlagen.

»Du siehst aus, als würdest du diesen Laden gleich niederreißen wollen«, erklang eine Stimme neben mir. Erschrocken zuckte ich zusammen, dann wandte ich meinen Blick nach rechts und erblickte Rhett. Seine smaragdgrünen Augen funkelten warm im Licht der Kerzen, so wie seine Haare. Ich sah zu Laia, doch die unterhielt sich mit Kylan und lachte. Ich fragte mich, was heute alle von mir wollten, die eine Gefährtin hatten. Ich wollte am nächsten Morgen nicht tot im Graben landen. »Kann sein«, murmelte ich nur, als ich meinen Blick wieder auf ihn gerichtete hatte. Rhett legte den Kopf schief und musterte mich. Er musterte mich nicht wie ein Mann eine Frau musterte, sondern als würde er mich studieren, um mich zu analysieren. »Was hat Gwaine gemacht?«, fragte er mich dann unverblümt. Ich riss die Augen auf und hob abwehrend die Hände. »Nichts. Er hat nichts gemacht.« Rhett zog eine Braue nach oben. »Ach ja? Warum bist du dann wütend?« Lange sah ich ihn an. Er würde nicht nachgeben, aus welchen Gründen auch immer. »Ich bin wütend, weil ich für ein paar Sekunden dachte, dass das Leben doch schön sein könnte, nur um dann auf dem Boden der Realität anzukommen. Die Realität macht mich wütend«, antwortete ich.

Gerade als Rhett antworten wollte, trat Gwaine zu uns. Er sah Rhett an, dann mich. Seine Augen hafteten länger auf mir, als es höflich wäre. Dennoch störte es mich nicht. Meine Haut begann zu kribbeln und zu glühen. Meine Wangen wurden heiß. Zugleich verfluchte ich die Maske dafür, dass sie nicht weiter nach unten ging und meine Wangen nicht ganz verdreckte. »Gibt es ein Problem?«, fragte er, hatte seinen Blick noch immer auf mich gerichtet, was mir sagte, dass er mit mir sprach. Nicht mit seinem Bruder. »Nein, ich... Ich habe ihm nur auf seine Frage geantwortet«, erwiderte ich und versuchte seinem stechenden Blick auszuweichen. Gwaine legte den Kopf schief. Seine stechender Blick versuchte sich noch immer in meine Augen zu bohren, die ich starr auf den Boden gerichtet hielt. Der Löwe, unser Wappen, erstreckte sich über den weiten Marmorboden. Ein goldener Löwe. Warum wir einen Löwen bekommen hatten, verstand ich nicht. Für die nächsten Sekunden machte ich mir zum ersten Mal im Leben darüber Gedanken.

»Und warum bist du dann traurig?«, riss mich Gwaines sanfte Stimme aus meinen Gedanken. Erschrocken blickte ich auf und fragte mich, woher er das wusste. Nur Menschen die mich gut kannten, konnten die Traurigkeit in meinem Blick erkennen und auch dann nur, wenn ich es zulassen wollte. Gwaine kannte mich nicht, aber er hatte erkannt, was in mir vorging. Ein Teil in mir wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Besonders, da er eine Gefährtin hat. »Ich... ich bin nicht traurig«, versuchte ich die Wahrheit zu vertuschen. Um keinen Preis wollte ich zugeben, dass ich traurig war. Sonst würde er vermutlich noch fragen, warum. Dieses Warum, wollte ich ihm auf keinen Fall erklären. Es war schwer, unter der Maske eine Emotion von ihm zu erkennen. »Ich habe aber das Gefühl, dass du traurig bist«, hielt er dagegen. Wütend kniff ich die Augen zusammen. »Selbst wenn ich traurig bin, dann geht dich das nichts an!« Diese Worte kamen schroffer aus meinem Mund, als beabsichtigt. Gwaines starker und muskulöser Körper zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. Sofort bereute ich meine Worte. Ein Teil in mir hatte sich zu schützen versucht. Er wollte mich vor dem Schmerz schützen, den ich haben würde, wenn ich mich Gwaine zu sehr anvertrauen würde. »Warum kommen heute alle und fragen mich nach meinen Gefühlen? Sind meine Gefühle so wichtig? Ich-«, fuhr ich beide an, doch Gwaine unterbrach mich.

Broken Wings ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt