🔥 11. Kapitel

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Mein Herz klopfte wild in meiner Brust. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Besucher tuschelten und warteten sehnsüchtig auf meine Rede. Reichliche Blicke der Männer schienen mich fast zu verschlingen. Frauen musterten mich mit zusammengekniffenen Augen, den Mund zu einer schmalen Linie verzogen. Andere sahen mich neutral an, andere mit einem Lächeln. Dennoch hatte ich nur Augen für eine spezielle Gruppe, die für mich aus der Menge herausstach. Rhett und Gwaine waren neben Kylan nicht zu übersehen. Kylans Kopf reichte weit höher, als die Köpfe der anderen. So war er in erster Linie nicht zu übersehen. Rhett und Gwaine hatten beide diese Ausstrahlung an sich, die man gar nicht übersehen konnte. Und Laia war so hübsch, dass man auch sie nicht übersehen konnte. Ihre blonden Haare schienen im Schein der Kronleuchter und Kerzen gar zu scheinen und zu funkeln, wie bei einem Engel. Ihr fehlten nur noch die Flügel. Schließlich räusperte ich mich, und fing an zu sprechen. Meine Worte klangen stupf und meine Stimme zitterte etwas, als ich sagte: »Ich danke euch, dass ihr so zahlreich erschienen seid und den Drachen eine Chance gebt, sich auch ohne Maske vorzustellen. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.« Ich machte eine kurze Pause, da der Applaus, der den ganzen Raum füllte, so oder so meine wacklige Stimme übertönt hätte. Innerlich fragte ich mich, warum ich mich noch einmal darauf eingelassen hatte, zeigte es aber nicht. Stattdessen setzte ich ein Lächeln auf und sprach weiter.

»Ich hoffe, dass ihr die Drachen auch so sehen könnt, wie ich sie sehe. Als kleines Kind wurden hier nur Geschichten über sie erzählt. Kaum welche, die hier geboren worden sind, haben je die Chance bekommen, einen Drachen in Echt zu sehen. Ich habe mir als Kind immer ausgemalt, wie es sei, ein Drache zu sein. Wie es ist, fliegen zu können. Natürlich hatte ich auch großen Respekt vor ihnen. Doch mit dem Älterwerden habe ich auch andere Geschichten gehört. Geschichten darüber, wie grausam sie sein. Wie sie ihre Macht ausnutzen. Dann, irgendwann hat man mir erzählt, was mit all den Drachen geschehen ist. Warum man sie getötet hat«, sprach ich und hielt an dieser Stelle ein paar Sekunden inne, bevor ich fortfuhr.
»All diese Gründe fand ich nicht im Mindesten ausreichend. Alles, was mir gesagt wurde, war für mich nicht ausreichend, eine ganze Art zu töten. Sie auszurotten. Deswegen bin ich froh, dass doch noch Drachen überlebt haben. Die Hoffnung daran hatte ich verloren, aufgeben, weil man mir sagte, sie sein alle tot. Dann hat sich alles geändert. Auch wir hier hörten von den Ereignissen auf dem Festland. Hörten davon, wie erst ein Drache gesichtet worden war und dann ganz viele. Wie man den, den für alles verantwortlich war, besiegt hat. Diese Information war für mich weitaus mehr, als nur eine Information. Es war meine Quelle der Hoffnung. Und heute stehen all diese Drachen hier im Raum. Alle, die für ihre Freiheit gekämpft haben«, sagte ich und sah zu Rhett und den anderen. Sie alle schenkte mir ein Lächeln, während auch die Bewohner ihnen ihre Blicke zuwandten. »Ich bin meinem Vater dankbar, dass er die Drachen hierher geholt hat, um sie uns endlich näher zu bringen«, fuhr ich fort.

»Leider wurde meine Hoffnung zunichte gemacht. Meine Hoffnung darauf, dass die Drachen in Frieden leben können.« Bei diesen Worten hielten alle inne und ich sah zu meinem Vater, der mir stumm zunickte. Er war sich sicher, dass das Volk für die Wahrheit bereit war. Bereit sein musste. »Ich habe sehr viele von ihnen kennengelernt. Alle sind so freundlich, wie kaum ein anderer. Sie sind nicht abgehoben und auch nicht gewalttätig und gefährlich. Sie sind nicht anders als wir alle. Und doch wurden wir bei dem kleinen Ausritt überfallen. Wir wurden mit Pfeilen beschossen, dessen Spitzen sich in die Drachen hätten bohren sollen.« Ein Raunen ging durch die Menge und viele begannen zu tuscheln. Andere sahen meinen Vater an, dann mich und dann die Drachen. »Ich habe nicht erwartet, dass so etwas passieren würde. Niemand hat das. Ich hatte erwartet, hier würde man verstehen, dass die Drachen nicht gejagt werden sollen. Dass sie nicht anders als wir sind. Dass wir alle gleich sind. Es war ein Schock für mich. Deswegen habe ich euch alle eingeladen. Nicht, um euch das zu erzählen, sondern damit ihr seht, dass auch die Drachen kein bisschen anders sind. Dass ihr eure Hemmungen beiseite schiebt und ihnen eine Chance gebt. Dass ihr nicht aus Angst handelt, sondern mit Gewissen«, beendete ich meine Rede. Tosender Applaus erfüllte den Raum. Gwaine und die anderen lächelten mir entgegen. Die besorgten Blicke der Bewohner entgingen mir allerdings nicht.

Broken Wings ✔Where stories live. Discover now