🔥 21. Kapitel

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Reglos stand ich mitten im Getümmel. Sah noch immer auf die Stelle, an der Gwaine gerade noch gewesen war, bevor er über die Mauer hinweggeflogen war. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust. Die Angst und Sorge um ihn verdrängte meine Wut, meine Enttäuschung. Einfach so. Als wäre sie nie da gewesen. Betrübt stand ich noch immer da. Konnte nicht fassen, was soeben geschah. Ritter rannten in Rüstungen umher, mit Schwertern und Schilden in der Hand, während ein paar der Täter auf den Platz rannten. Durch das offene Tor! Entsetzten ergriff mich, als ich begriff, was das bedeutete. Es gab einen Verräter. Es hatte ihn immer gegeben, doch mein Vater hatte es nicht geglaubt. Hatte es abgetan. Ein bitterer Geschmack stieg in meinem Mund auf, während Schreie die Luft zerrissen. Immer wieder. Häuser begannen zu brennen und Rauch stieg in die Luft. Saphira zerrte an meinem Arm und zog mich mit sich. In Richtung des Übungsplatzes, wo Pfeil und Bogen waren. Sofort verstand ich, dass sie keine Flucht im Sinn hatte. »Was machen wir mit den Pfeilen? Willst du sie erschießen?«, fragte ich atemlos. Meine Brust hob und senkte sich in flachen Atemzügen. Ihr Blick glitt zu mir. »Nein. Wir müssen versuchen sie in ihre Hände zu treffen oder in den Arm. Oder wir schießen die Pfeile in zwei, so dass sie ihr Ziel nicht treffen«, meinte sie zu mir und zerrte mich durch die wilde Menge. Ihr Plan klang plausibel. Doch ich hörte ihre Worte kaum unter dem donnernden Herzschlag, der in meinen Ohren bebte.

Meine Sorge um Gwaine nahm zu, als immer noch Pfeile über die Mauer flogen und immer mehr Leute den Innenhof stürmten. Doch sie taten den Rittern nicht weh, sie schienen auf der Suche nach etwas zu sein. Schnell wandte ich wieder den Blick ab und lief mit Saphira weiter. Als wir schließlich den Übungsplatz erreichten, gingen wir auf die Köcher zu und schulterten sie uns über. Die Bogen nahmen wir in die Hand. Kaum war das geschehen liefen wir wieder los. Meine Beine trugen mich schneller als sonst. Wichen geschickt jeder Person aus, die ziellos umher irrte. Wir erreichten die Mitte des Innenhofes, wo die Ritter versuchten die Übeltäter versuchten in Schach zu halten. Sie waren vermummt. Man sah nur ihre Augen, was es einem unmöglich machte, zu sagen, wer sie waren. Einer von ihnen stellte sich auf eine Kiste, die ihn höher werden ließ. Seine tiefe, kalte Stimme hallte über den Platz. »Wir wollen euch nichts Böses. Wir wollen euch nur klar machen, was passiert, wenn man sich mit Drachen einlässt. Falls ihr uns den schwarzen Drachen nicht aushändigt, werden wir weiter machen, bis nichts mehr übrig ist.« Ein eisiger Schauer lief meinen Rücken hinunter. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als mir klar wurde, wen sie wollten.

Wie von selbst nahm ich einen Pfeil heraus. Saphira stoppte mich nicht. Die Wut überrannte mich. Ich spannte den Bogen mit dem Pfeil. Mein Ziel vor Augen. Für ein paar Sekunden hielt ich inne. Zählte bis Zehn. Dann ließ ich los. Der Pfeil bahnte sich seinen Weg und traf den Mann, der das gesagt hatte genau vor die Füße. Er riss den Kopf zu mir und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Das halten wir von deinen Worten!«, rief ich und sah ihn wütend an. Die Drachen hatten nichts getan. Gwaine hatte nichts getan. Er würde nicht sterben. Sie würden ihm nicht wehtun. Nicht nachdem, was ihm bis jetzt genommen wurde. Nicht, wenn ich es verhindern konnte. Sollten sie doch alles niederbrennen. Man konnte es wieder aufbauen. Ein Leben konnte man nicht wieder aufbauen. Wenn Gwaine tot war, war er tot. Doch das würde ich nicht zulassen. Vielleicht lag es an dem Teil in mir, der mit ihm verbunden war, durch den Band zwischen uns. Vielleicht an etwas anderem. Ein Raunen ging durch die Menge, als sie mich erkannten. Sie wussten ja nicht, dass ich nicht die wahre Prinzessin von Rivercore war. Ich würde meine Karte als Thronfolgerin noch etwas länger ausspielen, um Gwaine zu retten. »Dann werden alle sterben«, richtete er sein Wort an mich. Ich hob eine Braue. »Ach ja? Und wenn ihr zuerst fallt?« Er kniff die Augen noch fester zusammen und seine Hand ballte sich zur Faust. »Wenn du dich raushalten würdest, wäre das alles doch gar nicht so schlimm. Gebt uns einfach den Drachen, dann müsst ihr nicht kämpfen.« Ich dachte gar nicht daran. Als ein brennender Pfeil durch die Luft folg, spannte ich schon den nächsten Pfeil und schoss den feindlichen Pfeil in zwei Teile, so dass der Pfeil nichts weiter traf, als den Boden.

Broken Wings ✔Where stories live. Discover now