🔥 15. Kapitel

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Mit schweren Herzen verabschiedete ich mich von Laia, Rhett, Kylan, Mirabella, Rosalie, Garrett, Tarquin und den anderen. Tarquins Blick war noch immer auf Saphira gerichtet, die aber stur geradeaus auf das Meer blickte, was noch immer vom Sturm letzte Nacht schaukelte und sich nur langsam beruhigte. Die Wellen warfen noch immer Schaumkronen, doch es war schon ruhiger als während dem Sturm. Neben mir umarmte Gwaine seinen Bruder fest. Rhett lächelte und drückte ihn ebenfalls fest an sich. Beide Brüder umarmten sich so innig, dass mir das Herz in der Brust vor Wärme anschwoll. Laia lächelte und sah zu ihrem Hengst, der nervös von einem Fuß auf den anderen tänzelte. Sein Blick war noch immer auf das Schloss gerichtet, während seine Mähne im Wind flatterte. Er stieß ein Wiehern aus und könnte schwören, dass dieses Wiehern an meinen Rappen gerichtet war. Als Abschied. Als sich verabschiedet hatten, liefen sie über die Reling an Bord. Gwaine stand neben mir und beobachtete jeden Schritt seiner Freunde. Obwohl ich schwören könnte, dass er traurig war, erkannte ich doch so etwas wie... Erleichterung auf seinen Zügen. Auch ich war auf einer Seite erleichtert. So würde Laia und den anderen hier nichts mehr passieren. So waren sie in Sicherheit vor den Leute hier. Zumindest fürs Erste. Der Wind pfiff um meine Ohren herum und fegte über den Hafen hinweg. Die Segel des Schiffes blähten sich erwartungsvoll auf, bereit in See zu stechen.

Wellen krachten noch immer gegen den Steg, das Boot schaukelte im Takt der Wellen und doch sahen alle zufrieden aus. Der Wind stand gut, die Wolken würden sich im Laufe des Tages verziehen. Die Wellen würden noch nachlassen. Wie von selbst glitt mein Blick zu Gwaine. Er betrachtete wie seine Freunde, seine Familie auf das Schiff liefen. Er hob die Hand zu einem letzten Gruß, als das Schiff in See stach. Saphira neben uns war verdächtig still. Sie starrte auf die Wellen, wich Tarquins Blick aus, der noch immer auf ihr zu liegen schien. Sie hatte niemanden von uns gesagt, was vorgefallen war. Vielleicht wollte ich es auch nicht wissen. Es blieb zwischen den beiden. Ich wollte warten, bis sie bereit war, es mir selbst zu sagen. Bis sie es mir von selbst erzählen würde. Natürlich könnte ich sicher Gwaine fragen, doch das wagte ich nicht. Es war eine Sache zwischen den beiden. Eine Sache, in die ich mich nicht einmischen würde. »Ich denke irgendwie, dass Satan und Diabolo Brüder sind«, sagte Gwaine plötzlich. Erstaunt riss ich die Augen auf und sah ihn an. Er hatte meine Gedanken ausgesprochen. Bestätigend nickte ich ihm zu. »Ja, das denke ich auch.« Gwaine schenkte mir ein Lächeln und in seinen Augen leuchtete eine Emotion, die ich in diesem Moment noch nicht hatte deuten können. Wir standen noch lange am Steg und sahen zu, wie das Schiff immer kleiner wurde. Wie es in Richtung Festland fuhr. An den Ort, wo sie alle zu Hause waren. Schließlich verschwand es nach einiger Zeit am Horizont.

Als ich mich jetzt umdrehte, erkannte ich, dass Saphira schon lange verschwunden war. Ihre Gestalt war nur noch ein kleiner Fleck am Horizont. Sie hatte den Hügel, auf dem das Schloss stand, bereits vollkommen erklommen. Leise seufzte ich und fragte mich, was zwischen meiner Freundin und Tarquin passiert war. Gwaine schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. »Das wird schon, Freya. Mach dir nicht zu viele Gedanken.« Ich versuchte seine Worte wirken zu lassen. Versuchte sie in mich aufzusaugen, doch es wollte nicht so richtig klappen. Noch nie in meinem Leben hatte ich meine Freundin so gesehen. So niedergeschlagen und lustlos. Irgendwie wünschte ich mir meine alte Saphira zurück. Die, die sie vor dem Maskenball gewesen war. In der kurzen Zeit hatte sich alles geändert. Mein Leben hatte sich um fast 180 Grad gedreht. Ohne eine Vorwarnung. Seufzend strich ich mir eine lose Strähne hinters Ohr und lief voran. Dabei achtete ich darauf, nicht in die großen Pützen zu treten, die der Regen hinterlassen hatte. Meine Schuhe waren nicht wasserdicht und bei dem eisigen Wind, der meine Haare hin und her wehte, wollte ich es nicht riskieren, auch noch kalte Füße zu haben. Gwaine lief stumm neben mir her. Weichte auch den Pfützen um uns herum aus und sah auch dort hin, wo Saphira gerade noch gewesen war. Mittlerweile war sie sicher hinter den Mauern des Schlosses verschwunden. Dieser Weg hier war nämlich der Einzige, der zu einem Strand in der Nähe des Schlosses führte. Hier war die einzige Stelle, an der die Klippen aufhörten, für ein paar Meter.

Broken Wings ✔Where stories live. Discover now