🔥 10. Kapitel

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Der Frauentag und noch viele weitere Tage waren vergangen. Jetzt war der Tag meiner geplanten Feier. Obwohl das grüne Kleid, für das ich mich entschieden habe, mir sehr gut stand, sich perfekt an meinen Körper schmiegte, meine Kurven an den richtigen Stellen betonte und nicht zu schwer war, konnte ich keine weitere Freunde dazu aufbringen. Gwaines Blick und Worte hatten jede Freude zerstört. In den letzten Tagen hatte er immer wieder versucht mit mir zu sprechen, doch ich hatte ihn immer wieder zurückgewiesen. Nicht zuletzt, weil er mich angelogen hatte. Ein weiterer Grund war auch, dass er mich so angesehen hatte. Das war wie ein Schlag in die Magengrube gewesen, obwohl ich das vermutlich schneller verkraftet hätte, als diesen Blick. Schwer schluckte ich und versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Diese Feier ist mein Plan gewesen, redete ich mir ein. Jetzt musste ich auch glücklich aussehen. Doch das Lächeln verrutschte immer wieder und wirkte gezwungen, falsch. Jeder, der mich kannte, würde sehen, wie falsch mein Lächeln doch war. So falsch, wie die Vorspeise mit der innersten Gabel anzufangen. Wütend wandte ich den Blick ab. Ich beschloss, dass es nicht viel helfen würde, mein falsches Lächeln vor dem Spiegel zu trainieren. In dem Moment ging die Tür auf und Emilia stand im Türrahmen. Auch sie hatte heute nicht frei. Sie musste arbeiten. Getränke servieren und Essen verteilen. Eine Aufgabe, die ich ihr heute vermutlich sehr gerne abnehmen würde. »Du siehst hübsch aus«, sagte sie zu mir und schenkte mir ein ehrliches und warmes Lächeln. Ich lächelte zurück. Diesmal war das Lächeln wenigstens etwas echt.

»Danke. Du siehst auch toll in diesem Standartkleid aus«, lobte ich ihr Aussehen. Das Standartkleid trug jede Dienerin. Doch Emilia schaffte es irgendwie immer, ein Standartkleid wunderschön aussehen zu lassen. Feine Röte zierte ihre Wangen. »Danke. Ich habe aber eigentlich nichts geändert.« Ein Lob war sie noch immer nicht gewohnt. »Vielleicht nicht, aber du siehst trotzdem toll aus.« Sie nickte mir lächelnd zu, dann musterte sie mich genauer. Ich hatte meine Haare einfach offen gelassen, die in leichten Wellen über meine Schultern und bis über meine Brüste fielen. Und doch musterte sie nicht meine Haare, sondern mein Gesicht. Meine Augen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich fragte mich, was genau sie suchte. »Was ist los? Solltest du nicht rund herum strahlen? Die Feier war deine Idee und alle sind begeistert. Die Leute sind zahlreich erschienen, um die Drachen näher kennenzulernen«, erwiderte sie. Es mochte sein, dass viele Leute da waren. Aber Gwaines Blick und seine Lüge verließen meinen Kopf nicht mehr. Trübten meine Stimmung in jeder Sekunde. »Ich habe festgestellt, dass es naiv ist zu glauben, dass diese Feier irgendetwas ändern könnte«, antwortete ich deswegen. Emilia hob eine Braue.

Schien nicht zu verstehen, woher das auf einmal kam. Warum ich das gesagt hatte. Ich selbst verstand es nicht. Nicht wirklich. Ich fragte mich, warum ich mich von seiner Meinung so beeinflussen ließ. Emilia legte den Kopf schief. »Und wie bist du darauf gekommen? Hat dir das plötzlich eine Stimme im Schlaf zugeflüstert oder wie?« Ich schüttelte stumm den Kopf. Vermutlich hätte ich alles dafür gegeben, dass es nur eine Stimme im Traum gewesen war. »Nein, ich habe es einfach begriffen«, wich ich aus. Bevor sie weiter reden konnte, erschien Saphira hinter ihr. Sie und Tarquin schienen sich auch noch nicht ausgesprochen zu haben. Denn ihr Blick war noch immer trüb, aber sie rang sich ein Lächeln ab. Das rote Kleid, was sie trug, stand im perfekten Kontrast zu ihren dunklen Haaren. Es schmiegte sich an ihre üppigen Kurven und zeigte Schulter. Sie sah wunderschön aus. »Das Kleid steht dir«, sprach ich meine Gedanken aus. Sie lächelte mich an. Ein spitzes, aber siegessicheres Lächeln. In dem Moment wurde mir klar, dass sie heute nicht vorhatte, länger an Tarquin zu hängen, egal was da zwischen ihnen gewesen war. Ein kalter Schauer rann meinen Rücken hinab. »Bist du fertig? Wir sollten langsam los«, meinte sie.

Ich nickte und sah zu Emilia. Diese lächelte mich noch einmal an, bevor sie schnell an Saphira vorbeihuschte. Ihr Blick glitt über mein Kleid, über mein Gesicht. Ich hatte ihr von Gwaines Blick und seiner Lüge erzählt. Sie wusste, dass mir das nahe ging. »Es wird Zeit, dass du aufhörst, unter seinen Aktionen zu leiden, Freya. Du bist wunderschön. Krall dir einen anderen, tanze und hab heute Nacht wieder so richtig Spaß«, meinte sie zu mir. Als sie das Tanzen erwähnte, zog sich alles in mir zusammen. Das Tanzen war... eine Sache zwischen Gwaine und mir. Mit ihm zu Tanzen war traumhaft gewesen. Die Vorstellung, mit jemand anderem zu tanzen ließ das Mittagessen hochkommen und mein Herz zog sich zusammen. »Ich werde es versuchen«, presste ich dennoch hervor. Mit diesen Worten schien sie zufrieden zu sein, denn kurz darauf verließen wir meine Gemächer. Der Weg zum Saal kam mir unendlich lang vor. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust. So sehr ich es mir auch nicht eingestehen wollte, wusste ich doch, dass ich nervös war. Nervös, weil ich Gwaine sehen würde. In den letzten Tagen hatte ich mich verstecken können, jetzt konnte ich das nicht mehr. Meine Gedanken rasten mindestens so schnell wie mein Herz. Das Atmen fiel mir schwer und meine Beine fühlten sich ungewöhnlich taub an.

Broken Wings ✔Where stories live. Discover now