🔥 8. Kapitel

374 32 2
                                    

Unruhig wälzte ich mich in meinem Himmelbett hin und her. Die Decken waren zerwühlt, so wie das feine Laken. Die kühle Nachtluft drang durch mein offenes Fenster und versuchte meine erhitze Haut zu kühlen, was aber nur ab und zu vollkommen gelang. Immer, wenn ich meine Augen schloss, spielte sich die Szene am Strand vor meinem inneren Auge ab. Wie die anderen alle schlafen konnten, wusste ich nicht. Es war mir ein Rätsel. Bei jeden noch so kleinen Geräusch zuckte ich zusammen. Wenn der Wind leise heulte, zuckte ich zusammen. Meine Augen waren in der Dunkelheit, die mein Zimmer schon vor Ewigkeiten geflutete hatte, weit aufgerissen. Es war mitten in der Nacht und ich hatte noch keine Sekunde Schlaf gefunden. Mein Herz donnerte in meiner Brust und Schweiß ließ meine Haare im Nacken klebten. Seufzend richtete ich meinen Blick aus dem Fenster. Dort beobachtete ich die rote Flagge, mit dem goldenen Löwen in der Mitte, die sich im leichten Wind hin und her bewegte. Warum es ausgerechnet ein Löwe war, hatte ich nie verstanden. Doch für mich hatte der Löwe immer Frieden und Sicherheit demonstriert. Jetzt kam mir dieser Gedanke wie ein Witz vor. Frieden und Sicherheit war eine Illusion gewesen, die mit dem heutigen Anschlag verloren gegangen war. Zerbrochen an ihren eigenen Intrigen. Wütend ballte ich die Hand zur Faust und wandte den Blick von der Flagge ab, die ich einst voller Stolz betrachtet hatte.

Ich richtete meinen Blick nun auf das Gestell meines Himmelsbettes. Das rote Tuch, was über meinem Bett lag, kam mir ironisch vor. Rot hatte ich immer als eine wunderschöne Farbe betrachtet, jetzt erinnerte sie mich an Blut. An Blut, dass heute noch nicht geflossen war, aber vielleicht in den nächsten Tagen fließen könnte. Bei dem Gedanken erschauerte ich. Meine Augen brannten, doch ich wagte es nicht, sie zu schließen. Ich wollte die Szene nicht schon wieder sehen. Wollte nicht sehen, wie sie alle so schnell reagierten, als wäre so etwas alltäglich. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und blickte meine Wand an. Dort versuchte ich mir Schafe vorzustellen, damit ich sie zählen konnte, um einzuschlafen. Das erste Schaf, dass ich vor meinem inneren Auge heraufbeschwur, starb an einem Pfeil, der sich durch ihren Hals bohrte. Schnell riss ich die Augen wieder auf und versuchte nun nicht mehr, die Augen zu schließen. Egal für was. Ich starrte die Wand an. Minutenlang. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und schwang meine Beine über die Bettkante. Ohne Pantoffeln stand ich auf und hastete durch mein Zimmer. Leise schnappte ich mir meinen dunkelgrünen Umhang mit Kapuze und warf ihn mir über, bevor ich leise die mächtige Eichentüre aufdrückte und hinaus in den Gang trat. Alles war still. Der Gang wurde nur von Fackeln erhellt. Um den Wachen zu entgehen, lief ich nach links.

Meine Füße trugen mich in irgendeine Richtung. Ich wusste nicht, wohin. Aber es war mir auch egal. Leise tapste ich durch die fackelerhellten Gänge vom Schloss. Versteckte mich bei jeder Gelegenheit vor Wachen, damit sie nicht fragten, wo ich um diese Uhrzeit hinwollte, da ich davon sowieso keine Ahnung hatte. Erst, als ich beim Stall ankam, wurde mir bewusst, wohin mich mein Weg geführt hatte. Leise öffnete ich die Tür und trat hinein. Es gab kein Licht, doch ich fand die Box meines Rappens blind. Diabolo hob den Kopf, als er meine Schritte erkannte. Er legte den Kopf schief und musterte mich. Sein Gesicht wurde nur von dem Mondlicht erhellt, was durch das Fenster schien. »Ich kann nicht schlafen«, murmelte ich und öffnete die Boxentüre. Diabolo trat etwas nach hinten, damit ich eintreten konnte. Mein Blick viel auf den Heuballen, der groß genug war, damit ich mich darauf legen konnte. Was ich daraufhin auch tat. Den Umgang legte ich wie eine Art Decke über mich. Die Nüstern meines Hengstes strichen über meine Wange. Lächelnd strich ihm über den Hals. Bevor sich meine Augen schlossen, bekam ich mit, wie er sich wachend zu mir stellte. Wie ein Wachhund. Nur das er viel gefährlicher werden konnte. Dann war ich schon im Traumland versunken.

~*~

Ich vernahm ein wütendes Schnauben über mir. Kurz darauf hastige Schritte, die zurückwichen. Dann eine raue, tiefe Stimme. Ich hörte sie allerdings nur verzerrt und verschwommen. Diabolo gab keinen Laut von sich, als diese Person die Box betrat. Schritte näherten sich, doch ich war noch immer in meinem Traumland gefangen. Wieder ertönte ein Schnauben von Diabolo. Diesmal ein zustimmendes. Kurz darauf strich eine warme Hand über meine Wange. Eine Gänsehaut machte sich auf meinen Armen und in meinem Nacken breit. Unter der Berührung wurde mir ganz heiß. Die Stelle, an der die Hand meine Wange berührte, kribbelte meine Haut. Erschrocken wollte ich nach Luft schnappen, öffnete aber einfach meine Augen. Ich blickte direkt in zwei warme, braune Augen, die mir entgegen funkelten. In meinem Bauch stieg ein Kribbeln auf. »Guten Morgen«, hauchte Gwaine. Verschlafen und müde sah ich ihn an. Ich wollte ihn fragen, was er hier im Stall tat, doch mein Mund war ganz trocken und meine Augen brannten noch etwas. Also richtete ich mich langsam auf. Seine Hand glitt dabei von meiner Wange und sofort vermisste ich das Gefühl seiner Berührung. Sofort ermahnte ich mich innerlich. Ich kannte Gwaine nicht so lange und sollte garantiert nicht so auf ihn reagieren. Da erblickte ich ein paar Wachen, inklusive Laia, Rhett und Kylan.

Broken Wings ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt