Enthüllungen

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Das Leder von Anskars stachelbesetzten Handschuhen knarrte protestierend, als er seine Hand zur Faust ballte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und die Art und Weise wie die Augen dieses sadistischen Mistkerls über seine Geliebte glitten, goss Öl über das bereits grell lodernde Feuer in seinen Eingeweiden. Er wollte nichts mehr als seine Axt ziehen und das dreckige Grinsen des Bastards spalten, machte sogar einen Schritt auf ihn zu, ohne dass er den bewussten Entschluss gefasst hatte.

Leonoras Hand krallte sich jedoch in Anskars Oberarm und hielt ihn zurück, bevor er etwas Dummes tun konnte. Er drehte sich ihr halb zu, behielt den mörderischen Bastard und die Tesla in seiner Hand jedoch im Auge. Leise knurrte er, „Du kennst diesen sadistischen Scheißkerl?"

Der Sukkubus biss sich auf die Lippen, ihr Gesichtsausdruck gequält, die Augen auf den Boden gerichtet, als sie mit sich rang.

Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, gleich einer endlosen Leere, die sich in seinem Inneren ausbreitete. Mehr als alles andere wusste er, dass er ihre nächsten Worte nicht hören wollte und wusste auch, dass er sie hören musste. „Nora?"

Benedikt lachte, köstlich amüsiert. „Ja, Nora, erzähle deinem großen Freund doch, woher wir uns so intim kennen."

Anskar funkelte den Mann an. Worte pochten im Einklang mit dem wütenden Hämmern seines Herzens in seinem Schädel. Axt. Gesicht. Spalten. Er schloss kurz die Augen, füllte seine Lungen mit der kalten, stinkenden Luft, so als könne er damit das Feuer in seinem Inneren kühlen.

Leonora starrte Anskar fast flehentlich an. „Das ist Benedikt Braun – ein ... ein Offizier der Thorianer."

„Offizier im Exil trifft es wohl eher, Liebling", sagte Benedikt. „Dank dir, wie ich wohl hinzufügen darf."

Anskars Lederhandschuhe knarrten erneut, als sich seine Fäuste noch fester schlossen.

Leonora schluckte schwer. „Ich ... Ich dachte er sei tot. Angeblich sind er und ein paar andere in den Tunneln umgekommen. Ich ... Wir ..." Sie nahm einen tiefen Atemzug, schloss die Augen und schüttelte kurz den Kopf, bevor sie weitersprach. „Ich hatte einmal etwas mit ihm."

Anskar hatte geahnt, was sie sagen würde, hatte es gefürchtet. Dennoch war die Enthüllung wie ein Tritt in seinen Bauch und sein Blick huschte zwischen dem Mistkerl und Leonora hin und her. Sie hatte etwas mit diesem ... diesem sadistischen Arschloch? Es war schwer zu schlucken.

Benedikts Grinsen war das einer Katze, die gerade einen Vogel gefressen hatte. „Oh ja. Du und ich, mein Großer, wir beide haben viel gemeinsam."

Für einen kurzen Moment sackten Anskars Schultern und er ließ seiner Enttäuschung freien lauf. „Gibt es in Walhalla eigentlich jemanden, mit dem du nicht gevögelt hast?" Er bereute seine Worte sofort, als er den Schmerz in Leonoras Augen sah.

Theodor half der Situation nicht weiter indem er die Hand hob und meinte, „Also mit mir nicht."

Leonora starrte sie beide nur wütend an. Wütend und enttäuscht.

Der große Mann warf ihr einen entschuldigenden Blick zu und lenkte seinen Zorn stattdessen auf Benedikt. „Ich hab langsam die Schnauze voll von euch rachsüchtigen Wichsern", knurrte er. „Warum lasst ihr uns nicht einfach in Ruhe?"

Benedikt lachte, hielt die Tesla jedoch weiterhin auf ihn gerichtet. Wieviel Saft hatte die Laserpistole wohl noch – genug für eine Sekunde auf Feuerstoß? Vielleicht zwei? Wenn es nur um sein Leben gegangen wäre, hätte Anskar es vielleicht riskiert. Aber es ging nicht nur um ihn. Seine Zähne mahlten gegeneinander. Freunde machen dich stark, aber sie machen dich auch verwundbar.

ARCHETYPE 2.0Where stories live. Discover now