All things must come to an end

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Amadeus Regis Gruber, der Herrscher von Walhalla 23, lehnte sich in seinen bequemen Bürosessel zurück und besichtigte die Überwachungsaufnahmen, die ihm seine geflügelten Spione aus Waagen zugetragen hatten. Nicht alles war nach Plan verlaufen. Ein geringerer Mann als Gruber mochte sogar dazu geneigt sein von einem Fehlschlag zu sprechen. Sein Verstand arbeitete jedoch anders ...

Für ihn gab es keine Probleme, nur Herausforderungen und Gelegenheiten.

Kalt, emotionslos und effizient wie immer, kalkulierte er bereits seine Optionen, als er noch die Entwicklungen auf dem Bildschirm verfolgte. Cannibal Jones mochte zwar darin versagt haben den Archetypen zurückzubringen, doch alle Sekundärziele der Mission waren erfüllt worden. Die Gefechtsdaten des Archetypen alleine waren von unschätzbarem Wert. Es war schließlich eine Sache, eine Waffe in sicheren Laborbedingungen zu testen, jedoch eine ganz andere, sie auf dem Feld und im Chaos einer Schlacht in Aktion zu sehen. Zwar war es bedauerlich, dass er dabei mehrere seiner Drohnen samt deren Aufzeichnungen verloren hatte, aber wie sagte man so schön: man konnte kein Omelett machen ohne Eier zu zerschlagen.

Er nickte bedacht langsam. Der Verlust des Cyberzombies und der Rabendrohnen waren Alles in Allem hinnehmbare Verluste – sofern er seine Karten noch richtig ausspielte. Er hatte zwar gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, doch drastische Zeiten erforderten drastische Maßnahmen. Der Odin reichte mental zu seiner Kom-Einheit aus – und zögerte ...

War es wirklich schon so weit, dass er seine Trumpfkarte einsetzen musste?

Er ließ seinen Blick zur der aus edlem Mahagoni und Messing gefertigten Standuhr gleiten. Ein Erbstück, hier aufgestellt vom ersten Odin und fast dreihundert Jahre alt. Es war kurz nach drei Uhr Morgens. Die dunkelste Zeit der Nacht. Die Stunde der Selbstmörder. Die Zeit, in der Verzweiflung eine unwiderstehliche Gravität besaß und in der der Tod bevorzugt seine Sense unter den Alten und Kranken schwang. Statistisch gesehen nicht gerade die beste Zeit um gewichtige Entscheidungen zu treffen, doch Amadeus Regis Gruber kümmerte dies wenig. Er konzentrierte sich auf den Pendelschwung des Artefakts und konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie in ihrem Takt die Sense des Schnitters einen Lebensfaden nach dem anderen durchtrennte.

Wie immer fand er das Tick-Tack-Tick-Tack beruhigend.

Zeit war schließlich der Puls der Welt, das Feuer in dem sie alle verbrannten.

Ein mentaler Befehl ließ ein Com-Overlay über den Videoaufzeichnungen der Schlacht erscheinen und Gruber wählte die Heim-Nummer von Captain Vjeran Veselovsky. Der Bildschirm erhellte sich nach dreimaligen Klingeln und das verschlafene Bulldoggengesicht von Veselovsky kam in Fokus. Der Erste unter den Thorianern sah selbst an seinen besten Tagen aus wie jemand, der aus versehen Salz statt Zucker in seinen Kaffee geschüttet hatte. Jetzt sah er aus, als hätte er seine Frau mit jemand anderem im Bett erwischt als er einen Schluck von besagtem Kaffee nahm. Mit einem Anflug von Humor fragte Gruber sich, welch neue Schattierungen der Entrüstung er mit den frischen Informationen wohl aus dem guten Captain würde herauslocken können.

„Guten Morgen, Captain."

„Mein Odin", brummte Veselovsky und deutete eine Verbeugung an. „Gibt es Neuigkeiten?"

Gruber lehnte sich zurück, nickte und legte die Fingerspitzen aneinander. „Die Exilanten und Jones haben versagt."

„Jones", knurrte Veselovsky und ein Ausdruck der Abscheu huschte über seine Züge. „Ich habe Ihnen gesagt, dass es ein Fehler war sich an dieses Monster zu wenden."

Der Odin schüttelte den Kopf. „Aber, aber, mein lieber Captain ... Was haben wir über irrationalen Hass gesagt?"

Ein noch stärkerer Ausdruck von Missmut huschte über das Gesicht des Mannes. „Ich bitte um Verzeihung. Ist ... Ist Jones terminiert worden?" Er klang geradezu hoffnungsvoll.

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