*Vergib mir*

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Vergebung ist der Schlüssel zur inneren Freiheit.

POV Laurena

Das kann nicht wahr sein. Nein. Das ist unmöglich! Bitte! Wenn es einen Gott gibt, steh mir bei! Weck mich auf! Das ist nur ein Albtraum Laurena nein das darf nicht passieren! Ich spüre sie wieder.. Die Schmerzen, welche sich über meinen ganzen Körper ausbreiten. Die mir mein Blut in den Adern gefrieren lassen. Die es nicht zulassen, zu schreien, da dir die Luft zum Atmen, geschweige denn zum Schreien genommen wird. Tränen bahnten sich an meinen Wangen ihren Weg Richtung Boden, sie fühlten sich an wie Lava, sie standen in Flammen, sie erinnerten mich an die Hölle in der ich geschmort habe. Die Hölle, in der ich diesem Mann begegnet bin. Damals war er noch ein Junge. Unschuldig. Gleich wie ich. So verwundbar. So zerbrechlich wie Glas, aus Glas wurde Gestein und aus Gestein wurde unbrechbarer Stahl. Ich wollte alles vergessen, es aus meinen Gedanken und Träumen verbannen. Aber sie schleichen sich wie Dämonen immer wieder in das Unterbewusstsein und versuchen wieder auszubrechen, aus dem Gefängnis welches ich errichtet habe. Ich habe euch dort eingesperrt und das nicht ohne Grund! Seht ihr nicht, wie es mich kaputt macht!? Seht ihr nicht, dass sich mit euch das Leben selbst, wie sterben anfühlt!?

Der Mann trat einen Schritt näher. "Na? Hast du etwa Angst Laurena? Du hast auch guten Grund dazu!", zischte er. Meine Atmung wurde heftiger, ich merkte wie mein Herz beinahe aus meiner Brust sprang vor lauter Panik. Was habe ich nur getan...

Ich zitterte am ganzen Körper, ich war fast nicht in der Lage dazu, zu sprechen, ich hauchte lediglich. "Igor..." Warum so früh.. Ich dachte ich habe noch Zeit. Ich dachte ich kann noch alles hinaus zögern. Aber nein. Das ist ein Wunschtraum..

Er lachte kurz auf, aber es war nicht ehrlich. "Bist du überrascht mich zu sehen?", er kam mir immer näher, so dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Er war eiskalt. Hinter mir trat Krachbumm Ente verängstigt einen Schritt zurück, ich war jedoch wie gelähmt. Ich wusste was mich nun erwartet. Ich konnte mich nicht rühren. Es hätte auch keinen Sinn gemacht. 

Meine Stimme war brüchig. "Ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommt...", ich konnte ihn dabei nicht ansehen. Zu groß war der Scham für das was ich getan habe, zu groß war die Angst vor ihm da ich wusste was er alles mit mir anstellen wollte. Nein. Das zu sagen wäre eine Lüge. Ich könnte es mir nie ausmalen was er tun wollte! Ich habe ihm alles genommen! Mehr als alles! Ich war nicht nur ein Monster, nein! Ich habe noch zusätzlich eines erschaffen! Er war gut! Er hat sich immer um mich gekümmert! War sowas wie mein großer Bruder. Und ich.. Ich habe alles zerstört.

Er fuhr mir mit seiner Hand sanft über meine Wange. "Dann wirst du auch bestimmt wissen, wieso ich hier bin." Sein Blick jedoch zeigte mir, dass er alles andere als Gutes im Sinn hatte. Er wollte Rache, Vergeltung. 

Ich nickte lediglich. Hinter ihm tauchte nun Ares auf. Dieser sah mich mit einem ausdruckslosen Blick an. WAS IST MIT DIR DU IDIOT!?! Du hast mich von der Straße mit Alpha geholt! Du hast mich gelehrt was es bedeutet eine Familie zu haben! Wir waren ein gottverdammtes Rudel! Wie kannst du damit leben uns alle zu verraten!?! WIE KANNST DU DAMIT LEBEN DEINE KLEINE SCHWESTER TÖTEN ZU LASSEN!?! Aber ich sagte rein gar nichts. Ich war zu sehr verletzt. In diesem Moment, war es mir egal, dass er mich vergewaltigt hatte, mir war es egal, dass er alles was mir je etwas bedeutet hat, auf den Kopf stellte. Diesen Mann, habe ich in mein eisernes Herz gelassen, ich habe ihm vertraut. Ich dachte, in ihm steckt noch der Mensch, der er Mal gewesen ist. Wie konnte ich nur so naiv sein?

Igor nahm ein Messer aus der Jackentasche. Ich betrachtete es mit meinen völlig verheulten Augen. Ich erkannte dieses Messer wieder. Irgendwie poetisch... Es war Mal mein Messer.. Ich habe es geschenkt bekommen.. Von der Person, die ich umgebracht habe!!!  "Noch irgendwelche letzten Worte?", fragte er mich monoton.

"Ja!", meinte ich fest. Ich habe bestimmt furchtbar ausgesehen. Meine Augen rot wie Feuer, nachdem ich benannt wurde. Mein Gesicht weiß wie Schnee, welcher sich friedlich auf die Dächer der Stadt im Winter legt. Mein ganzer Körper bebte. "Bevor du das tust, was ich auch verstehen kann, möchte ich das du weißt, dass es mir leid tut. Das du mir das niemals verzeihen wirst, weiß ich. Ich vergebe mir nicht Mal selbst. Ich träume von diesem Ereignis fast jeden Tag. Ich wache laut schreiend auf und schwitze am ganzen Körper. Ich weiß, was ich getan habe, war in den Augen vieler falsch."

Ich wurde jedoch von Igor unterbrochen. Er schrie mich an, "DU HAST MICH UM MEINEN BRUDER GEBRACHT!!!!", dabei packte er mich bei meinen Oberarmen und schüttelte mich. 

"Ja das habe ich. Und ich habe ihn geliebt.", schluchzte ich und sah im zum ersten Mal tief in seine huskyblauen Augen. Sein Bruder hatte dieselben Augen wie er. Ich konnte die Tränen die ganze Zeit nicht stoppen. Wenn ich in Igors Gesicht sah, dann sah ich IHN.. Ich sah alte Erinnerungen. Ich sah uns gemeinsam lachen. Unbeschwert. 

"Sag es mir!! WIESO!?!? WIESO HAST DU IHN UMGEBRACHT?!", ich konnte sehen, dass sich auch in seinen Augen Flüssigkeit sammelte. Er war gebrochen, genau wie ich...

"WEIL ER UNS VERRATEN HAT! UNS ALLE! AUCH DICH!", schrie ich und wich einen Schritt zurück.

"LÜGNERIN!", dabei zeigte er mit der Messerspitze auf mich. 

Ich fasste einen Entschluss. Ich musste es riskieren. Es war eh schon scheiß egal!?! Ich nahm das Handgelenk wo er sein Messer hielt und drückte es mir direkt an die Brust. "Du hältst das Messer, welches er mir geschenkt hat. Ich habe ihn erschossen. Eiskalt. Aus Wut. Aus Enttäuschung. Dein Bruder hat mich alles gelehrt, was ich weiß. Er hat mir beigebracht zu fühlen. Liebe zu fühlen. Dafür war ich ihm auf ewig dankbar. Ich konnte es nicht fassen, dass er uns verraten hatte. Dann war er auch noch eiskalt zu mir. Er hielt mir ein Messer an die Kehle. Ich bat ihn ein letztes Mal darum, mich zu küssen. Er hat es getan. Ich habe diesen Augenblick genutzt und die Waffe, welche ich immer entsichert bei mir trug auf seine Brust gelegt und abgedrückt. TU ES! Aber wenn du es tust, bist du nicht besser als ich! Verurteile mich! Mach mit mir was du willst! Ich bin verantwortlich für das was ich sage und tue, aber nicht für das was du verstehst, oder dir da heraus interpretierst! Ich habe für ihn alles getan! Ich habe Familien auseinander gerissen! Ich habe Müttern ihrer Kinder beraubt! Ich habe Menschen ohne zu fragen getötet! Aus Loyalität! Aus Liebe! Und was hatte ich davon!?" 

Igors Hand began zu zittern. Die erste Träne fiel und er musste kurz blinzeln. Das Messer drückte mir noch tief in die Brust, die erste Tropfen Blut machten sich bemerkbar "Laurena.. Machs mir nicht schwer Kleine..", stotterte er. Da ist er wieder! Mein Bruder, vielleicht nicht verwandt durch Blut, aber durch Herz! Erinner dich an mich! Du weißt wer ich bin! Bitte!

Ich legte eine Hand auf sein Herz. "Ich weiß, ich habe es zerstört. Ich kann es nicht wieder reparieren. Es ist wie als würde man einen Teller auf den Boden werfen und danach versuchen ich  wieder so aussehen zu lassen, wie davor. Aber vergiss bitte nicht, was zwischen uns beiden war."

Ich ging auf ich zu und umarmte ihn. Zuerst war er völlig überfordert mit der Situation. Jedoch erwiderte er die Umarmung schlussendlich. Er drückte seine Körper fest an meinen und hielt die Tränen nicht mehr zurück. Er flüsterte mir ins Ohr, "Ich hoffe du verzeihst mir Kleine."

Ich nickte. "Ich hoffe, du mir auch." Er sah mich kurz fragend an, jedoch weiteten sich in der nächsten Sekunde seine Augen schlagartig. Ein lauter Knall ertönte. Geschockt sah er mich an und ich schluchzte laut auf. Es tat weh. Mehr als nur das. Es war wie ein Deja Vu. Vor Jahren, hatte ich genau diese Situation schon Mal. Ich bemerkte gar nicht wie Ares im Hintergrund zu uns gestürmt kam und Krachbumm Ente im Hintergrund laut aufschrie. Ich habe ihm, in dem Moment als er mich umarmt hatte, wieder meine Waffe genommen und ich  erschossen. Genau wie seinen Bruder... Ich hielt Igor noch immer fest im Arm und flüsterte ein letztes Mal etwas in sein Ohr. "Wenn du angekommen bist, wohin du jetzt auch immer gehst, grüß Iwan von mir. Sag es ihm. Sag ihm das ich lebe. Sag ihm, ich habe ihn nicht vergessen. Sag ihm, er soll mir vergeben. Sag ihm, wir sehen uns wieder."

Danach wurde ich von zwei starken Händen gepackt und etwas stumpfes traf auf meine Kopf. Ich fiel zu Boden. Ich sah Igor nochmal direkt in seine eisblauen Augen. Anscheinend war noch nicht alles Leben aus ihm ausgehaucht. Seine Lippen bewegten sich noch. Er stotterte mit der letzten Kraft, die er aufbringen konnte. "I.. I.. Ich... Ich vergebe dir.", danach versteinerte sein Blick. Er war tot.. Und mein Blick wurde schwarz...




Gangsta's Paradise (Thomas Sangster FF)Where stories live. Discover now