Chapter No. 44 |SOBS AND TEARS|

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Unsicher was ich tun sollte, umarmte ich ihn etwas fester und wartete die Situation ab. Aber egal wie ungewohnt die Situation für mich war, für Armitage musste es viel schlimmer sein. Ich glaubte nicht, dass er in den letzten Jahren nur eine Träne über irgendetwas vergossen hatte. Vermutlich wurde ihm das als er jung war abgewöhnt, auch wenn er nicht darüber sprach, glaubte ich, das er keine schöne Kindheit gehabt hatte.

Als das Schiff mit einem leichten Ruck in den Hyperraum sprang und der letzte Anblick auf die Überreste unserer Basis verschwanden, traute ich mich, die Umarmung aufzulösen und vorsichtig vor ihn zu gehen. Aufmerksam suchte ich seinen Blick, wobei sich letztendlich unsere Augen trafen. Seine grünen Augen waren so gerötet und trieften wortwörtlich vor Emotionen, auch wenn es mir schien, dass er sich jede erdenkliche Mühe gab, nicht zu weinen. Dieser Anblick zerriss mir mein Herz.

Mit ungewohnter Ruhe hob ich meine Hand und legte sie auf seine farblose Wange. Keine Sekunde unterbrach ich dabei unseren Augenkontakt, und gab ihm so jeden Moment die Möglichkeit, mir alleine durch seinen Blick zu zeigen, dass ich aufhören sollte. Ich wollte nicht, dass er sich von mir bedrängt fühlte. Aber er blieb reglos.
Vorsichtig fuhr ich mit meinem Daumen über seine bleiche Haut und strich dabei die salzige Träne weg, die sich gerade ihren Weg aus seinem Auge bahnte. Wenn ich nicht wüsste, dass es ihn unkomfortabel machen würde, würde ich ihn auf der Stelle fest umarmen. Es tat mir unglaublich weh, ihn so zu sehen.
       Und ich war daran Schuld.

Mit dem liebevollsten Lächeln, was ich aufbringen konnte, sah ich ihn an. Ich wollte nicht, dass er weinte. Ich wollte, dass er sich von mir geliebt fühlte.

„Du hast dein Bestes gegeben, Armitage. Niemand hätte etwas besser machen können“, sprach ich ihm sanft zu und versuchte ihm alleine durch mein Gesicht zu vermitteln, wie sehr ich ihn liebte.
Erst reagierte er nicht, aber dann zog er mich ganz plötzlich an sich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Seine starken Arme erdrückten mich fast, es schien mir, als wollte er mich mit seiner ganzen Kraft an sich drücken. Aber ich sagte ihm das nicht, stattdessen schlang ich meine Arme um seinen Hals und strich behutsam über seinen Rücken. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sich seine Schultern unregelmäßig auf- und abhoben und sein Körper zu zittern begann. Er schluchzte leise und begann vorbehaltlos zu weinen, was mir in der Seele weh tat. Ihm musste es mit alldem wirklich grauenvoll gehen.

Es schien mir nicht, als wollte er von mir beruhigende Worte hören, wahrscheinlich würde es ihm das Gefühl geben, schwach zu sein, also war ich einfach seine Stütze und gab ihm die Möglichkeit, sich bei mir auszulassen.

Es dauerte fast zehn Minuten, bis er sich langsam beruhigte, wodurch das Schluchzen abebbte und seine Arme mich nicht mehr zu erdrücken schienen.

„Verdammt, Chloe, ich- ich-“

Er verschluckte sich an seiner eigenen Zunge und begann erneut zu schluchzen. Liebevoll strich ich ihm wieder über den Rücken und redete ihm beruhigend zu, bis er sich wieder relativ gefasst hatte.

„Ich bin so erbärmlich, Chloe, es ist grauenvoll.“ Mein Herz zog sich schmerzvoll bei seinen Worten zusammen. Er sollte so nicht über sich selbst reden. „Shh, das meinst du nicht so, Armitage. Du bist wundervoll und nicht erbärmlich.“ Würde er mich nicht noch immer an sich drücken, hätte ich ihn mein ehrlichstes Lächeln geschenkt und ihn so liebevoll wie es mir möglich wäre, geküsst.

Er erwiderte darauf nichts mehr und ich spürte, wie er mit sich kämpfte, nicht wieder ins Schluchzen auszubrechen. Solche Emotionen zu zeigen, kostete ihn extrem viel Überwindung und deshalb wollte ich ihn nicht noch irgendwie drängen. Wenn er in meiner Gegenwart so emotional war, vertraute er mir und fühlte sich in meiner Nähe wohl. Dieses Band wollte ich nicht zerstören. Trotzdem konnten wir nicht ewig so stehen bleiben, denn sein ganzes Körpergewicht drückte mich runter und ich wusste nicht, wie lange ich das noch schaffen würde.

„Hey, Armitage, wollen wir uns vielleicht hinsetzen? Das wäre für uns beide bestimmt bequemer, hm?“

Sprach ich so sanft, wie ich konnte. Der großgewachsenen Mann nickte daraufhin leicht, woraufhin ich vorsichtig meine Arme von ihm löste und ihn aufmunternd anlächelte. Fürsorglich ergriff ich seine leicht zitternde Hand und führte ihn zu der großen Couch neben dem Fenster. Wir setzten uns nebeneinander auf das Polster, aber es dauerte nicht lange und Armitage drehte sich, um sich hinzulegen. Bevor sein Kopf allerdings den Stoff berühren konnte, rückte ich zu ihm, wodurch sich sein Kopf auf meinem Schoß bettete. Liebevoll lächelte ich ihm zu und fuhr im sanft durch seine roten Haare. Er schloss seine Augen unter meinen Berührungen.

„Du weißt gar nicht, wie stolz ich war, Chloe. Mit der Basis war endlich alles perfekt, ich hatte wirklich etwas erreicht. Endlich schien es mir, als hätte ich es allen Heimgezahlt, die glaubten, ich könnte nichts Erreichen – dass ich nicht gut genug wäre. Es war so nah, letztendlich hatten sie aber alle recht. Ich werde niemals irgendetwas erreichen können. Ich bin nur ein- ein-“, begann er zu stottern.

Schnell beugte ich mich herab und küsste ihn auf die Stirn. „Shh, du musst es nicht sagen. Was immer es ist, es wird nicht stimmen. Sieh dir doch an, was du alles erreicht hast. Du bist der jüngste General, den es in der Geschichte der Ersten Ordnung je gab, und so viele Menschen streben dir nach – sehen dich als ihr Vorbild. Du befiehlst über Hunderte von Menschen und Schiffen, womit du einer der höchsten Mitglieder unserer Organisation bist. Aber vor allem; Du bist so ein wundervoller Mensch, Armitage. Ich kenne niemanden, dem ich mein Leben mehr anvertrauen würde als dir.“

Schnell strich er sich selbst die Tränen weg, bevor sie überhaupt seine Augen richtig verlassen konnten. „Wie kannst du so etwas zu jemanden wie mir sagen?“

Behutsam strich ich ihm durchs Haar. „Weil ich dich kenne. Ich weiß, wie du wirklich bist, wie Armitage ist, und nicht nur der General, auf den du dich selbst reduzierst. Du bist so viel mehr. Und das weiß ich, weil ich dich liebe, Armitage.“ Bevor ich es aufhalten konnte, hatten diese kleinen Worte meine Lippen verlassen. Die Panik stieg in mir auf, dass es noch zu früh war. Aber was ich empfand, war ehrlich und aufrichrig. Ich liebte ihn mehr, als ich dachte, dass es überhaupt möglich wäre. Ich könnte mich niemals an seinen Augen satt sehen oder seine Stimme zu häufig gehört haben.

Er antwortete mir nicht verbal, aber er setzte sich schneller als ich denken konnte auf und drückte mich an sich. Feuchte Tröpfchen verrieten mir, dass er still zu weinen begonnen hatte, weshalb ich ihm wieder über den Rücken strich. Es dauerte einige Zeit, aber er beruhigte sich wieder und entspannte sich etwas.

„Chloe?“ Es schien mir fast, als würde seine Stimme zittern. „Ja?“

„Willst du- Könnten wir-“, er schüttelte leicht seinen Kopf und raffte sich zusammen. „Erweist du mir die Ehre, mit mir zusammen zu sein?“

Mein Herzschlag machte einen Aussetzer. Er hatte es mich gerade wirklich gefragt. Er hatte mich gefragt, seine Freundin zu sein. Er musste mich auch lieben.

„Ja! Selbstverständlich, ja!“

Ich gab mir die größte Mühe, nicht zu sehr wie ein Teenager zu klingen, aber versagte bodenlos.

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➥ Hallo! Das war mal eine ganz andere Seite von Armitages Charakter. Hoffentlich hat euch das somit etwas traurigere Kapitel trotzdem gefallen!

Habt einen schönen Tag und bleibt gesund!

-Tiara ✨

Ps: das Kapitel wurde um 2 Uhr morgens veröffentlicht, weil ich da mit einer Freundin auf einer Schaukel saß, und nicht das Gefühl hatte, zu meiner normalen Uploadzeit schon wach zu sein xD

SUNSHINE GIRL | armitage hux | fanfiction |Where stories live. Discover now